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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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bisherige Erfahrung mit der Wurzel hatte unangenehme Assoziationen geweckt, und so ging sie im Geiste jede Einzelheit der Vorbereitung noch einmal durch und versuchte sich an alles zu erinnern, was Iza ihr gesagt hatte. Sie war bemüht gewesen, die Zeremonie so eng nach dem Vorbild des Clan-Rituals zu gestalten wie nur möglich. So erwiderte sie das Nicken, woraufhin Mamut die Schale an die Lippen führte und den ersten Schluck trank. Nachdem er die Hälfte ausgetrunken hatte, reichte er Ayla den Rest. Sie trank die andere Hälfte.
Schon der Geschmack war uralt, erinnerte an fetten Lehmboden in tiefen schattigen Urwäldern mit sonderbaren Riesenbäumen und grünem Blätterbaldachin, durch den Sonne und Licht nur gebrochen hindurchkamen. Die Wirkung setzte fast augenblicklich bei ihr ein. Leichte Übelkeit befiel sie, es wurde ihr schwindlig, und alles kreiste. Während die Erdhütte sich immer und immer wieder um sie drehte, verschleierte ihre Sicht sich, und ihr Hirn schien sich auszuweiten und ihren Schädel sprengen zu wollen. Plötzlich verschwand die Erdhütte, und sie befand sich an einem anderen, einem dunklen Ort. Sie kam sich verloren vor, und für einen Moment packte sie Panik. Dann hatte sie das Gefühl, als streckte jemand die Hand nach ihr aus, und ihr ging auf, daß Mamut sich an demselben Ort befand wie sie. Ayla war erleichtert, ihn zu finden, doch war Mamut nicht in demselben Maße in ihrem Bewußtsein vorhanden wie Creb es gewesen war; auch gab er weder ihr noch sich selbst die Richtung an, wie Creb es getan hatte. Er übte überhaupt keine Kontrolle aus, sondern war nur da und wartete ab, was geschehen würde.
Schwach, so als befänden die Singenden sich im Inneren der Erdhütte und sie selbst draußen, hörte Ayla den Singsang und die dröhnende Stimme der Trommeln. Sie stellte sich auf den Klang ein. Dieser übte eine beruhigende Wirkung aus, bot ihr einen Beziehungspunkt und vermittelte ihr das Gefühl, nicht allein zu sein. Auch Mamuts Nähe übte einen beruhigenden Einfluß aus, auch wenn sie sich das kräftige führende Gemüt wünschte, das ihr den Weg beim ersten Mal gezeigt hatte.
Das Dunkel hellte sich zu Grau auf, das erst schimmerte und dann schillerte. Sie spürte Bewegung, als ob sie und Mamut wieder über die Landschaft dahinflögen, nur gab es keine unterscheidbaren Merkmale, nur das Gefühl von etwas, das durch die sie umgebende opalisierende Wolke hindurchglitt. Nach und nach, während ihre Geschwindigkeit immer größer wurde, verfestigte sich der Wolkendunst um sie herum in eine dünne Schicht aus schimmernden Regenbogenfarben. Sie glitt einen langen, durchsichtigen Tunnel entlang, wobei die Wände wie das Innere einer Blase waren, und flogen schneller und immer schneller und geradewegs auf das blendende weiße Licht zu, wie die Sonne, nur eiskalt. Sie schrie, doch kam kein Laut heraus, dann fuhr sie in das Licht hinein und durch dieses hindurch.
Sie befand sich in einer tiefen, kalten, schwarzen Leere, und das kam ihr erschreckend bekannt vor. Sie war schon einmal hiergewesen, doch damals hatte Creb sie gefunden und herausgeholt. Undeutlich nur spürte sie, daß Mamut immer noch bei ihr war; aber sie wußte auch, daß er ihr nicht helfen konnte. Der Singsang der Leute war nichts weiter als ein ganz undeutlicher Widerhall. Doch wenn er jemals aufhörte, das wußte sie, würde sie nie den Weg zurück finden; allerdings war sie sich keineswegs sicher, ob sie überhaupt zurück wollte. An diesem Ort gab es keine Empfindungen, kein Gefühl, nur das Fehlen von etwas, was bewirkte, daß sie selbst sah, wie verwirrt sie war und wie sehr ihre Liebe und ihr verzweifeltes Unglücklichsein schmerzten. Die schwarze Leere war erschreckend, schien jedoch nicht schlimmer als die Verlorenheit und Trostlosigkeit in ihrem Inneren.
Wieder empfand sie Bewegung, die Schwärze lichtete sich. Sie schwebte wieder in einer Dunstwolke, nur daß sie diesmal anders war, dichter und schwerer. Die Wolke teilte sich, und vor ihr tat sich ein Ausblick auf, der ihr allerdings nichts bedeutete. Es war nicht die sanfte, zufällige natürliche Landschaft, die sie kannte. Vielmehr war sie angefüllt mit unvertrauten Formen und Umrissen; regel- und ebenmäßig mit harten glatten Oberflächen und geraden Linien sowie gewaltigen Mengen grell leuchtender unnatürlicher Farben. Mehreres bewegte sich rasch, aber vielleicht schien das auch nur so. Sie wußte es nicht. Nur gefallen tat es ihr hier nicht, und sie kämpfte

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