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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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nie wieder an diesen Ort gehen«, fuhr er fort. »Dazu bin ich zu alt. Ich möchte nicht, daß mein Geist sich in jener Leere verliert. Irgendwann, wenn du erst alle deine Kräfte entwickelt hast, könntest du den Wunsch haben, wieder dorthinzugehen. Raten würde ich dir nicht dazu, aber wenn du doch hingehst, sorge dafür, daß du machtvollen Schutz genießt. Sorge dafür, daß jemand, der dich zurückrufen kann, auf dich wartet.«
    Auf dem Weg zurück zu ihrer Bettplattform hielt Ayla nach Jondalar Ausschau, doch der hatte sich zurückgezogen, als Ranec den Tee brachte, und jetzt hielt er sich von ihr fern. Wiewohl er nicht gezögert hatte, zu ihr zu gehen, als er sie in Gefahr glaubte, war er jetzt unsicher. Sie hatte sich dem Mamutoi-Bildschnitzer anverlobt. Welches Recht hatte er da, sie in den Armen zu halten? Außerdem schienen alle genau zu wissen, was sie zu tun hätten, und brachten ihr heißen Tee und Felle. Er hatte das Gefühl gehabt, ihr auf irgendeine merkwürdige Weise helfen zu können, weil er sie so sehr begehrte, doch als er darüber nachdachte, zweifelte er nachgerade daran. Wahrscheinlich war sie ohnehin bereits im Zurückkommen begriffen gewesen, sagte er sich. Nichts als Zufall. Ich war nur zufällig da. Sie wird sich nicht einmal daran erinnern.
    Nach ihrem Gespräch mit Mamut ging Ranec zu ihr und bat sie, in sein Bett zu kommen, nicht, um sich mir ihr zu paaren, sondern bloß um sie im Arm zu halten und sie zu wärmen. Sie jedoch erklärte mit Nachdruck, sich in ihrem eigenen Bett wohler zu fühlen. Schließlich willigte er ein, lag jedoch lange in seinen Fellen wach und dachte nach. Wiewohl allen anderen klargewesen war, daß Jondalar auch weiterhin an Ayla interessiert war, selbst nachdem er vom Herdfeuer des Mammut ausgezogen war, hatte er, Ranec, das verdrängen können. Doch nach dieser Nacht konnte Ranec die starken Gefühle, die der große Mann ihr nach wie vor entgegenbrachte, nicht mehr ignorieren – nicht, nachdem er mitangesehen hatte, wie er Die Mutter um ihr Leben angefleht hatte.
    Er hegte keinerlei Zweifel, daß Jondalar daran mitgewirkt hatte, Ayla zurückzubringen, doch wollte er nicht glauben, daß sie diese Gefühle erwiderte. Sie hatte sich ihm in dieser Nacht verlobt. Ayla würde seine Frau werden und sein Herdfeuer mit ihm teilen. Auch er hatte um sie gebangt und gefürchtet, und der Gedanke, sie zu verlieren – an irgendeine Gefahr oder an einen anderen Mann – war nur dazu angetan, sein Begehren noch zu verstärken.
    Jondalar sah Ranec zu ihr gehen und atmete leichter, als er sah, daß der dunkelhäutige Mann allein an sein Herdfeuer zurückkehrte. Doch dann drehte er sich auf die Seite und zog sich die Felle über den Kopf. Welchen Unterschied machte es schon, ob sie heute nacht zu ihm ging oder nicht? Irgendwann würde sie ja doch zu ihm gehen. Sie hatte sich ihm anverlobt.

29
    Im allgemeinen zählte Ayla ihre Jahre vom Ende des Winters an; ihr neues Lebensjahr begann also mit der Jahreszeit der Erneuerung. Der Frühling ihres achtzehnten Jahres hatte eine Fülle von Wiesenblumen und das Grün der frischen Triebe gebracht. Begrüßt wurde er mit einer Freude, wie sie nur dort denkbar ist, wo der Winter streng ist und lange dauert. Doch nach dem Frühlings-Fest machte die Jahreszeit rasche Fortschritte. Die leuchtenden Blüten der Steppen verblaßten und wurden ersetzt durch die rasch wachsenden Samen des neuen Grases – und die wandernden Herden der Weidetiere, die sie mit ihrem Grün herbeilockten.
    Tiere in großer Zahl und der unterschiedlichsten Arten zogen über die offenen Ebenen. Von manchen kamen so viele zusammen, daß man sie nicht zählen konnte, andere fanden sich zu kleineren Herden oder Familienverbänden zusammen; alle jedoch nährten sich und lebten von den windgepeitschten, unglaublich üppigen Weiden der Grasländer und der gletschergespeisten Flußsysteme, die sie durchzogen.
    Riesige Herden Wisente mit großen Hörnern bedeckten Hügel und Senken mit einer lebendigen, muhenden, rastlos sich auf- und abbewegenden Masse, hinter der nichts als zerstampfte und zertrampelte Erde zurückblieb. Ure oder Auerochsen bildeten auf dem Weg gen Norden meilenlange Ketten in baumbestandener Parklandschaft, die sich insbesondere an den größeren Flüssen entlangzog. Zu ihnen gesellten sich häufig Herden von Rentieren und Riesenhirschen mit den mächtigen Geweihen. Scheues Rehwild hielt sich in kleinen Gruppen vornehmlich in den Galeriewäldern der

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