Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
Frau nicht mehr zu sehen, die er so liebte und die jetzt neben dem glücklich lächelnden dunkelhäutigen Mann einherschritt.
Nachdem sie den dritten Umgang abgeschlossen hatte, kam es zu einer Pause in den Zeremonien, und es gab Geschenke und gute Wünsche für alle, die mitfeierten. Zu den Geschenken für Bectie gehörte zusätzlicher Raum, der dem Herdfeuer des Kranichs vom Herdfeuer des Auerochsen überlassen worden war; hinzu kamen eine Kette aus Bernstein und Muscheln und ein kleines Messer in reichverzierter Scheide; all das war der Anfang jenes Reichtums, den sie im Laufe ihres Lebens ansammeln sollte. Latie erhielt persönliche Geschenke, wie sie für eine Frau wichtig sind, dazu einen wunderschönen und reichbestickten Sommerkittel von Nezzie, den sie während der Feierlichkeiten beim Sommer-Treffen tragen sollte. Dort waren ihr viele weitere Geschenke von Verwandten und guten Freunden aus anderen Lagern gewiß.
Ayla und Ranec erhielten Dinge für den Haushalt: eine aus Horn geschnitzte Schöpfkelle, einen mit zwei Griffen versehenen Schaber, der benutzt wurde, um die weichen Innenseiten von Fellen sauberzuschaben, und der einen Schlitz aufwies, in den Ersatzklingen hineingesteckt werden konnten, gewebte Bodenmatten, Becher, Schalen und Schüsseln. Ayla fand zwar, daß sie viele Dinge erhielten, doch war auch das nur ein kleiner Anfang. Anläßlich des Sommer-Treffens sollten sie viele, viele weitere Geschenke erhalten, doch würde dort von ihnen – und vom Löwen-Lager überhaupt – erwartet werden, daß sie ihrerseits Geschenke verteilten. Ob groß oder klein, Geschenke bargen immer Verpflichtungen, und das Austüfteln, wer wem was schuldete, war ein verzwicktes, aber unendlich faszinierendes Spiel.
»Ach, Ayla, wie ich mich freue, daß wir zur selben Zeit zusammengegeben werden!« erklärte Deegie. »Es wird soviel mehr Spaß bringen, gemeinsam mit dir zu planen, obwohl du ja hierher zurückkehrst, während ich fortziehe und eine neue Erdhütte bauen werde. Nächstes Jahr wirst du mir fehlen. Und müßte das lustig sein herauszufinden, wen von uns beiden Die Mutter als erste segnet. Dich oder mich. Ayla, wie glücklich du sein mußt!«
»Das bin ich wohl«, sagte Ayla und lächelte, doch mit dem Herzen war sie nicht dabei.
Deegie wunderte sich über ihre mangelnde Begeisterung. Irgendwie schien Ayla das Verlöbnis nicht so aufregend zu finden, wie sie es getan hatte. Ayla selbst fragte sich auch. Sie sollte wirklich glücklich sein, ja, sie wollte glücklich sein, doch das einzige, was sie empfand, war eine verlorene Hoffnung.
Während man allgemein der Geselligkeit oblag, verdrückten Ayla und Mamut sich an das Herdfeuer des Auerochsen, um ihre letzten Vorbereitungen zu treffen. Als alles bereit war, kehrten sie durch den Mittelgang zurück, doch zwischen den Herdfeuern des Rentiers und des Mammut blieb Mamut im Halbdämmer stehen. Angeregt plaudernd, standen die Leute in kleinen Gruppen beisammen, und der Schamane wartete, bis keiner in ihre Richtung sah. Dann gab er Ayla einen Wink, gemeinsam betraten sie den Zeremonialbereich und hielten sich bis zum letzten Augenblick im Schatten.
Ohne daß es zu Anfang jemand bemerkte, stand Mamut schweigend neben dem Schirm vor der Feuerstelle; den Umhang hatte er geschlossen, die Arme vor der Brust verschränkt und die Augen dem Anschein nach geschlossen. Den Kopf gesenkt, saß Ayla mit untergeschlagenen Beinen zu seinen Füßen auf dem Boden; auch sie trug einen Umhang um die Schultern. Als man ihrer endlich gewahr wurde, geschah das mit dem unheimlichen Gefühl, daß sie ganz plötzlich unter sie gefahren wären. Keiner hatte sie kommen sehen. Sie waren einfach da. Die Leute suchten sich schnell Plätze, sich darauf niederzulassen, waren erregt und von Erwartungsfreude erfüllt. Alle waren sie darauf gefaßt, Geheimnis und Magie vom Herdfeuer des Mammut zu erleben, und gespannt, was es mit dieser neuen Zeremonie, die vorbereitet worden war, wohl auf sich hätte.
Doch zunächst wollte Mamut klarstellen, daß es die Geisterwelt wirklich gab, und die erhöhte Realität des veränderten Bewußtseins augenscheinlich machen, indem er sie für diejenigen vorführte, die nur vom Hörensagen oder vielleicht durch Folgeerscheinungen davon wußten. Stille legte sich über die Gruppe. In dem allgemeinen Schweigen waren die Atemgeräusche und das Knistern des Feuers plötzlich deutlich zu hören. Sich bewegende Luft war eine unsichtbare Gegenwart, die durch die
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