Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
Flußtäler und in den nördlichen Waldgebieten auf, die ihre bevorzugten Sommerweideplätze bildeten; hinzu kamen die ungeselligen Elche, die mit Vorliebe die Moräste und Schmelzwasserseen der Steppen aufsuchten. Wildziegen und Mufflons, für gewöhnlich Bergbewohner, zog es in den kalten Regionen des Nordens gleichfalls auf die offenen Ebenen, wo sie sich insbesondere an den Tränken mit kleinen Familienverbänden von SaigaAntilopen sowie größeren Herden von Steppenpferden trafen.
Die jahreszeitlichen Wanderzüge von wolletragenden Tieren spielten sich auf begrenzterem Raum ab. Mit ihrer dicken Fettschicht und der Ober- und Unterhaardecke ihres Fells waren sie angepaßt an das Leben unterhalb der Gletscher; zuviel Wärme konnten sie nicht vertragen. Sie lebten das ganze Jahr hindurch in den periglazialen Steppenregionen, wo die Kälte tief, aber trocken war und der Schnee pulverig, so daß sie sich im Winter von dem dürren, vertrockneten Gras unter der leichten Schneedecke ernähren konnten. Die schafähnlichen Moschusochsen waren ständige Bewohner des eisigen Nordens und bewegten sich in kleinen Herden auf begrenztem Raum. Wollhaarnashörner, die für gewöhnlich nur in kleinen Familienverbänden zusammenlebten, so wie die größeren Herden der Mammuts mit dem langen Fell bewegten sich in weitergefaßten Lebensräumen, hielten sich jedoch im Sommer im Norden auf. Auf den etwas wärmeren und feuchteren Kontinentalsteppen des Südens legten sich dicke Schneeschichten über die Nahrung, und die mächtigen Tiere wären darin versunken. Im Frühling zogen sie nach Süden, um sich an dem zarten jungen Gras ein Fettpolster anzufressen, doch sobald es wärmer wurde, zogen sie wieder nach Norden.
Die Leute von Löwen-Lager jubelten, als sie erlebten, daß es auf den Ebenen wieder von Tieren wimmelte, und ereiferten sich über das Erscheinen einer jeden Tierart, insbesondere wenn es sich um Tiere handelte, die vornehmlich in kalten Regionen gediehen. Das waren diejenigen, die ihnen halfen zu überleben. Der Anblick der gewaltigen, unberechenbaren Nashörner mit den beiden Hörnern, von denen das vordere lang und tief über dem Boden hing, und der doppelten Haardecke – der langhaarigen Ober- und der daunenweichen und dichten Unterdecke – ließ sie unweigerlich in Ausrufe des Erstaunens ausbrechen.
Nichts jedoch rief eine solche Aufregung unter den Mamutoi hervor wie der Anblick des Mammuts. Kam die Zeit näher, da sie für gewöhnlich vorüberzogen, fungierte irgendeiner von ihnen immer als Ausguck. Seit sie vom Clan fort war, hatte Ayla Mammuts nur aus der Ferne gesehen, und so war sie genauso aufgeregt wie die anderen, als Danug eines Nachmittags den Hang heruntergestürmt kam und rief: »Mammuts! Mammuts!«
Sie war unter den ersten, die zur Erdhütte herauskamen, um sie sich anzusehen. Talut, der oft Rydag huckepack trug, war mit Danug auf den Steppen gewesen, und sie bemerkte, daß Nezzie, den Jungen auf der Hüfte, weit hinter die anderen zurückgefallen war. Schon wollte sie hin, um ihr zu helfen, da sah sie Jondalar der Frau den Jungen abnehmen und ihn sich auf die Schulter setzen. Beide dankten es ihm mit ihrem Lächeln, und Ayla lächelte gleichfalls, doch das bemerkte er nicht. Es verklärte ihre Züge noch, als sie sich Ranec zuwandte, der hinter ihr herlief, um sie einzuholen. Ihr zartes schönes Lächeln rief in ihm ein warmes Gefühl von Herzlichkeit hervor und weckte den brennenden Wunsch, sie möge ihm bereits angehören. Sie konnte nicht umhin, auf den Ausdruck von Liebe in seinen dunklen blitzenden Augen und das gewinnende Grinsen zu reagieren, und so wurde ihr Lächeln, als sie ihn sah, nicht ausgelöscht.
Schweigend und in ehrfürchtiger Scheu sah das gesamte Löwen-Lager die riesigen zotteligen Geschöpfe vorüberziehen. Mammuts waren in ihrem Lebensbereich die größten Tiere überhaupt und wären das wohl fast überall gewesen. Die Herde, zu der auch eine Reihe von Jungtieren gehörte, zog in größter Nähe vorüber, und die alte Leitkuh beäugte die Menschen voller Mißtrauen. Sie wies eine Schulterhöhe von rund drei Metern auf, besaß einen hochsitzenden Kopf mit einem Stirnbuckel darauf und einen Fetthöcker auf dem Widerrist, in dem für den Winter zusätzlich Fett gespeichert wurde. Der kurze Rücken fiel ziemlich steil zum Becken ab und vervollständigte die charakteristischen und unverkennbaren Umrisse des mächtigen Tieres. Ihr Schädel war im Verhältnis zur Körpergröße zu
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