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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Sie war Ranec anverlobt, und es konnte kein Zweifel darüber bestehen, welche Gefühle der Bildschnitzer ihr entgegenbrachte. Wo doch Ranec zur Stelle gewesen war, warum hatte Mamut nicht ihn haben wollen? Warum hatte nicht Ranec sie zurückgeholt? Was wußte der alte Mann? Was immer es war – die Vorstellung, nicht dazusein, wenn sie ihn brauchte, oder sie ohne ihn schrecklicher Gefahr auszusetzen, war ihm ebenso unerträglich wie der Gedanke, daß sie mit einem anderen Mann lebte. Er konnte sich weder für das eine noch für das andere entscheiden: ob er bleiben oder ob er fortziehen sollte.
    »Wolf! Gib her!« schrie Rugie wütend und aufgeregt. Sie und Rydag hatten am Herdfeuer des Mammut gespielt, als Nezzie ihnen gesagt hatte, sie sollten sich trollen, weil sie packen wolle. »Ayla! Wolf hat meine Puppe und will sie nicht wieder hergeben.«
    Von säuberlich aufgeschichteten Haufen ihrer Sachen umgeben, saß Ayla mitten auf ihrer Bettplattform. »Wolf! Laß!« befahl sie. »Bei Fuß«, signalisierte sie ihm dann.
    Wolf ließ die Puppe aus Lederresten fallen und kam, den Schwanz zwischen die Beine geklemmt, fast auf dem Bauch auf Ayla zugekrochen.
    »Komm hier herauf!« sagte sie und klopfte auf die Stelle am Kopfende ihres Bettes, wo er für gewöhnlich schlief. Der Wolfswelpe sprang hinauf.
    »Und jetzt leg dich hin und belästige Rugie und Rydag nicht mehr.« Den Kopf auf den Vorderpfoten lag er dann da und starrte mit kläglich reuevollen Augen zu ihr auf.
    Ayla sah ihre Sachen weiter durch, hörte dann jedoch auf und schaute sinnend zu den beiden Kindern hinüber, die auf dem Boden vom Herdfeuer des Mammut spielten. Sie wollte nicht hinsehen, doch konnte sie die Augen nicht abwenden. Sie spielten ›Herdfeuer‹, taten also, als teilten sie ein Herdfeuer, wie erwachsene Frauen und Männer das taten. Ihr ›Kind‹ war die Lederpuppe mit rundem Kopf, Rumpf, Armen und Beinen, die sie in eine weiche Lederdecke gehüllt hatten. Die Puppe war es, die Ayla faszinierte. Sie selbst hatte nie eine gehabt; die ClansAngehörigen fertigten keine Abbilder welcher Art auch immer, zeichneten nicht, bildeten sie weder aus Lehm noch aus Leder nach; woran das ganze Spiel sie jedoch erinnerte, das war ein verwundetes Kaninchen, das sie einmal zurückgebracht hatte in ihre Höhle, auf daß Iza es heile. Sie hatte das Kaninchen genauso geherzt und an sich gedrückt, wie Rugie es jetzt mit der Puppe machte.
    Ayla wußte, daß es im allgemeinen Rugie war, von der die Ideen zum Spielen ausgingen. Manchmal spielten sie, sie würden zusammengegeben, dann wieder, sie wären ›Anführer‹, ein Geschwisterpaar, das einem eigenen Lager vorstand. Ayla beobachtete das kleine blonde Mädchen und den braunhaarigen Jungen, und plötzlich fiel ihr auf, wie stark die Clan-Züge bei ihm ausgeprägt waren. Für Rugie ist er ihr Bruder, dachte Ayla, doch bezweifelte sie, daß die beiden jemals gemeinsam ein Lager anführen würden.
    Rugie drückte Rydag die Puppe in die Hand, stand auf und ging weg, um im Spiel irgendeine Besorgung zu machen. Rydag blickte ihr nach, dann legte er die Puppe hin und sah lächelnd zu Ayla auf. Nachdem Rugie nicht sogleich wieder zurückkam, war der Junge an dem imaginären Baby nicht mehr interessiert; er zog lebendige Babys vor, hatte jedoch nichts dagegen, Rugies Spiel weiterzuspielen, wenn sie dabei war. Nach einiger Zeit stand auch Rydag auf und ging fort, Rugie hatte Puppe und Spiel für eine Zeitlang vergessen, woraufhin Rydag sich auf die Suche nach ihr oder nach etwas anderem begab.
    Ayla kehrte zu ihrer Arbeit zurück und versuchte sich schlüssig zu werden, was sie zum Sommer-Treffen mitnehmen sollte und was nicht. Im vorigen Jahr, so schien es, war sie ihre Sachen zu viele Male durchgegangen, um zu entscheiden, was sie mitnehmen und was sie zurücklassen wollte. Diesmal jedoch packte sie nur für eine Reise und wollte nur mitnehmen, was sie selbst tragen konnte. Tulie hatte bereits mit ihr darüber gesprochen, ob sie wohl die Pferde und ein Schleppgestell benutzen könnten, um die Geschenke zu transportieren; dadurch gewann sowohl sie selbst als auch das Löwen-Lager beträchtlich an Ansehen. Ayla nahm die von ihr rotgefärbte Haut auf, schüttelte sie aus und überlegte, ob sie sie wohl brauche. Sie hatte sich nie entschließen können, irgend etwas Bestimmtes aus der roten Lederhaut zu machen. Auch jetzt wußte sie nicht, wozu sie sie gebrauchen könnte, aber Rot war dem Clan heilig, und außerdem

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