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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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auf, lief hinter ihm her und fragte sich, was nur sein könne. Ein paar von den anderen folgten ihr. Als sie den Vorhang beiseite schob, erblickte sie erstaunt einen Fremden, einen sehr verängstigten Fremden, der vor dem jungen Wolf zurückwich, der inzwischen halb ausgewachsen war und offenbar im Begriff stand, ihn anzufallen.
    »Wolf! Bei Fuß!« befahl Ayla. Widerstrebend zog das Wolfsjunge sich zurück, ließ aber den Fremden nicht aus den Augen, hielt die Zähne gebleckt und ließ ein tiefes kehliges Knurren vernehmen.
    »Ludeg!« sagte Talut, trat mit einem strahlenden Lächeln vor und schloß den Fremden in die Arme. »Komm herein! Tritt ein! Es ist kalt.«
    »Ich … hm … ich weiß nicht recht«, sagte der Mann und ließ seinerseits den jungen Wolf nicht aus den Augen. »Sind noch mehr davon da drinnen?«
    »Nein, keine anderen«, sagte Ayla. »Wolf tut dir nichts. Ich lasse das nicht zu.«
Ludeg sah fragend Talut an. Offenbar wußte er nicht, ob er der unbekannten Frau glauben sollte. »Warum habt ihr einen Wolf in eurer Erdhütte?«
»Das ist eine lange Geschichte, die sich aber besser am warmen Feuer erzählt. Tritt ein, Ludeg. Der junge Wolf tut dir nichts. Das kann ich dir versprechen«, sagte Talut und warf Ayla einen bedeutsamen Blick zu, während er den jungen Mann durch den Eingangsbogen eintreten ließ.
Ayla wußte genau, was dieser Blick zu bedeuten hatte. Wolf sollte diesem Fremden auf keinen Fall etwas antun. Sie folgte ihnen und gab dem jungen Tier eindringlich zu verstehen, es solle sich neben ihr halten, doch wie sie ihm befehlen sollte, nicht mehr zu knurren, wußte sie nicht. Sie wußte, daß Wölfe, mochten sie an Angehörigen ihres Rudels noch so liebevoll hängen, Fremde, die in ihr Territorium eingedrungen waren, angegriffen und getötet hatten. Wolfs Verhalten war völlig verständlich, doch das machte es nicht annehmbarer. Er würde sich an Fremde gewöhnen müssen, ob ihm das nun gefiel oder nicht.
Nezzie begrüßte den Sohn ihrer Cousine sehr warmherzig, nahm ihm Reisetasche und Überwurf ab und reichte sie Danug, damit dieser beides an die freie Bettplattform am Herdfeuer des Mammut brächte, füllte dann eine Kumme und lud den jungen Mann ein, an einer besonders guten Stelle Platz zu nehmen. Ludeg sah immer wieder mißtrauisch zu dem Wolf hinüber; er hatte Angst, und jedesmal, wenn er nervös und ängstlich hinsah, verstärkte sich das bedrohlich klingende Knurren in Wolfs Hals. Als Ayla ihn zurechtwies, legte er die Ohren an und drückte sich an den Boden, doch im nächsten Augenblick knurrte er den Fremden neuerlich an. Sie dachte schon daran, Wolf mit einem Strick um den Hals anzuleinen, meinte jedoch, das würde nichts bringen. Damit machte sie das ganz auf Verteidigung eingestellte Tier nur noch unsicherer, was wiederum den Fremden verunsicherte.
Rydag hielt sich im Hintergrund und war dem Gast gegenüber schüchtern, obwohl er ihn kannte; dabei war er derjenige, der das Problem am schnellsten erkannte. Er spürte, daß die innere Anspannung und der Argwohn des Mannes zu dem Problem beitrugen. Möglich, daß Ludeg sich entspannte, wenn er sah, daß Wolf im Grunde ein freundliches und zutrauliches Tier war. Die meisten drängten sich jetzt an der allgemeinen Kochstelle, und als Rydag hörte, daß Hartal aufwachte, kam ihm eine Idee. Er ging hinüber zum Herdfeuer des Rentiers und tröstete den kleinen Jungen, nahm ihn dann bei der Hand und ging mit ihm zur allgemeinen Herdstelle, doch nicht zu seiner Mutter. Statt dessen ging er auf Ayla und Wolf zu.
Hartal hatte in letzter Zeit eine große Zuneigung zu dem verspielten Welpen gefaßt, und kaum sah er das struppige graue Geschöpf, stieß er kleine Freudenlaute aus. Begeistert lief Hartal auf den Wolf zu, wobei jedoch seine Kleinkinderschritte höchst unsicher waren. Er stolperte und fiel auf ihn. Wolf jaulte leise, doch bestand seine einzige Reaktion sonst darin, daß er dem kleinen Jungen das Gesicht leckte, was Hartal dazu brachte zu kichern. Er schob die warme feuchte Zunge fort, steckte die kleinen Patschhände in die mit scharfen Zähnen bewehrten Fänge, packte dann Fäuste voll struppigen Fells und zog Wolf an sich heran.
Ludeg vergaß seine Nervosität und starrte mit großen verwunderten Augen auf den kleinen Jungen, der mit dem Wolf balgte; was ihn jedoch noch mehr erstaunte, war, wie sanft das Raubtier all dies über sich ergehen ließ. Wo er so sehr mit dem kleinen Jungen beschäftigt war, konnte Wolf auch nicht

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