Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
festgebundenes Füllen hatten sich von den Menschen und ihrem Tun so weit zurückgezogen, wie es ging. Schon schickte Ayla sich an hinzulaufen, da wandte sie sich um und lächelte Deegie an. Die junge Frau erwiderte das Lächeln und ging Branag suchen.
Die Stute schien erleichtert, als Ayla sich näherte. Leise schnaubend, ruckte sie mit dem Kopf, als wollte sie Ayla begrüßen. Die Frau nahm Renner das Halfter ab, dann ging sie zusammen mit den beiden zum Fluß hinunter und umrundete die Biegung. Winnie und Renner verloren, als das Lager hinter ihnen zurückblieb, jede Unruhe, und nachdem sie sich liebevoll aneinander gerieben hatten, fingen sie an, sich trockenes Gras als Futter zu suchen.
Ehe sie zurückkehrte, blieb Ayla neben einem Strauch stehen. Sie löste den Knoten ihres Gewandes, wußte aber immer noch nicht recht, was mit den Beinlingen anzufangen, wenn sie Wasser lassen und sich nicht naß machen wollte. Dieses Problem kannte sie, seit sie angefangen hatte, diese Art Kleidungsstück zu tragen. Sie hatte sich diese Hose vorigen Sommer selbst gemacht und sie nach der geschnitten, die sie für Jondalar gemacht hatte, und diese wiederum hatte sie nach dem Vorbild der von dem Löwen zerrissenen gefertigt. Zu tragen begonnen freilich hatte sie sie erst, als sie zu ihrem Erkundungsritt aufgebrochen waren. Jondalar jedoch war so erfreut gewesen, sie in Kleidern zu sehen, wie er selbst sie trug, statt in dem bequemen Fellüberwurf, wie die Clan-Frauen ihn trugen, daß sie beschlossen hatte, diesen einfach zurückzulassen. Doch bis jetzt hatte sie es immer noch nicht geschafft, mühelos mit dem Problem des Wasserlassens fertigzuwerden, und fragen hatte sie ihn nicht wollen. Er war ein Mann. Woher sollte er wissen, wie eine Frau das machen mußte?
Sie streifte die engsitzenden Beinlinge ab, doch das war nur möglich, wenn sie zuvor auch die Füßlinge auszog – hochschäftige Mokassins, die sich unten um die Beinlinge der Hose legten –, dann stellte sie sich breitbeinig hin und beugte sich vor, wie sie es auch sonst immer getan hatte. Auf einem Fuß balancierend, um die Hose wieder anzuziehen, fiel ihr Blick auf den glatt dahinströmenden Fluß, woraufhin sie ihre Absicht änderte. Sie zog auch noch ihren Überwurf sowie das Obergewand über den Kopf, nahm das Amulett ab, das sie um den Hals hängen hatte, und ging hinunter ans Flußufer. Das Reinigungsritual sollte zu Ende gebracht werden, und sie hatte es stets genossen, morgens zu schwimmen.
Sie hatte vorgehabt, sich den Mund zu spülen und Gesicht und Hände im Fluß zu waschen. Sie hatte keine Ahnung, wie diese Leute sich hier reinigten. Wenn es nicht anders ging, wenn also der Holzstoß unter Eis verschwunden oder Brennmaterial knapp war, oder wenn der Wind heftig durch die Höhle fegte oder das Wasser so fest gefroren war, daß es schwer war, genug zum Trinken abzubrechen, hielt sie es auch ohne Waschen aus; lieber jedoch war sie sauber. Und irgendwo in ihrem Hinterkopf dachte sie immer noch an das Ritual, an die Reinigungszeremonie nach ihrer ersten Nacht in der Höhle – oder Erdhütte – der Anderen.
Sie blickte hinaus aufs Wasser. Im Hauptkanal war die Strömung ziemlich reißend, doch auf Pfützen und ruhigeren Stellen im Wasser hatte sich eine feine Eisschicht gebildet; am Rande blinkte eine weiße Eiskruste. Ein schlanker, mit gebleichtem und verdorrtem Gras bewachsener Keil stieß in den Fluß vor und hatte einen ruhigen Tümpel vom Fluß abgetrennt. Auf diesem kleinen Erdwall wuchs eine einzelne, verkrüppelte Birke.
Ayla ging zu diesem Tümpel hinunter, watete hinein und zertrat die makellose Eisschicht, die sich darauf gebildet hatte. Ihr stockte der Atem, das eisige Wasser ließ sie erschauern; sie griff nach einem entlaubten Ast der verkrüppelten Birke, um sich festzuhalten, dann begab sie sich in die Strömung hinaus. Eine heftige Bö packte sie, so daß sie eine Gänsehaut bekam. Sie biß die klappernden Zähne zusammen und watete weiter hinein. Als das Wasser ihr fast bis zur Hüfte ging, spritzte sie sich davon ins Gesicht, hielt rasch die Luft an und tauchte bis zum Hals ein.
Zwar keuchte und zitterte sie, doch war sie kaltes Wasser gewohnt und, so ihre Überlegung, bald würde es unmöglich sein, überhaupt noch im Fluß zu baden. Nachdem sie wieder ans Ufer zurückgekehrt war, streifte sie das Wasser mit den Händen ab und zog sich rasch an. Kribbelnde Wärme verdrängte die gefühllos machende Kälte, als sie vom Fluß die
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