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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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an, gleichsam als sei er sich nicht ganz sicher, ob er überhaupt etwas Sinnvolles getan hätte.
»Ja, das ist richtig, Rydag! Ich bin eine Frau, wie Mutter, und so begrüßt man eine Mutter. Du erinnerst dich!«
Nezzie sah Ayla und den Jungen beieinanderstehen. Er hatte ihr ein paarmal großen Kummer bereitet, wenn er sich überschätzte und versuchte, Dinge zu tun, die seine Kräfte und Fähigkeiten einfach überstiegen; aus diesem Grund war sie sich immer bewußt, wo das Kind gerade war und was es tat. Sie fühlte sich zu der jüngeren Frau und dem Kind hingezogen, wollte zusehen und begreifen, was sie taten. Ayla sah sie, bemerkte den Ausdruck der Neugier und Sorge auf ihrem Gesicht und rief sie herbei.
»Ich Rydag zeigen Clan-Sprache – Sprache der Mutter-Leute«, erklärte Ayla, »wie Wort gestern abend.«
Rydag verzog das Gesicht zu einem breiten Grinsen, bei dem seine im Verhältnis zu denen anderer Kinder übergroßen Zähne sichtbar wurden, und vollführte Nezzie gegenüber eine beredte Geste.
»Was bedeutet das?« frage Nezzie Ayla und sah sie dabei an.
»Rydag sagt: ›Guten Morgen, Mutter‹«, erklärte die junge Frau.
»Guten Morgen, Mutter?« Nezzie vollführte ihrerseits eine Gebärde, die vage der ähnelte, die Rydag sehr bewußt gemacht hatte. »Das heißt: ›Guten Morgen, Mutter‹?«
»Nein. Setz dich hierher. Ich dir zeigen. Dies« – Ayla machte das entsprechende Zeichen – »bedeutet: ›Guten Morgen‹, und so« – sie führte die entsprechende Abwandlung vor – »bedeutet es: ›Guten Morgen, Mutter.‹
Er kann aber auch mich auf diese Weise begrüßen, und dann heißt es: ›Guten Morgen, mütterliche Frau‹. Und so« – Ayla machte noch eine Variante des Handzeichens vor – »würdest du sagen: ›Guten Morgen, Kind‹, und so« – Ayla führte eine weitere Variante vor – »würdest du sagen: ›Guten Morgen, mein Sohn‹, verstehst du?«
Nezzie verfolgte aufmerksam, wie Ayla sämtliche GrußVarianten noch einmal vormachte. Ein wenig verlegen versuchte Nezzie es abermals. Wenn es auch dem Zeichen an feinem Schwung gebrach, war sowohl Ayla als auch Rydag klar, daß die Geste, die sie zu machen versuchte, soviel bedeutete wie: »Guten Morgen, mein Sohn.«
Der Junge, der neben der Sitzenden stand, schlang ihr die dünnen Ärmchen um den Hals. Nezzie drückte ihn an sich und zwinkerte mit den Augen, um die Tränen aufzuhalten, die in ihr aufstiegen; selbst Rydags Augen waren feucht, was wiederum Ayla verwunderte.
Von allen Angehörigen des Brun-Clans waren nur ihr die Augen bei bestimmtem Gefühlsüberschwang naß geworden; dabei waren die Gefühle der Clan-Angehörigen nicht weniger stark als die ihren. Ihr Sohn konnte dieselben Laute ausstoßen wie sie; er war durchaus imstande, regelrecht zu sprechen – noch jetzt zog sich ihr das Herz schmerzlich zusammen, wenn sie daran dachte, wie er hinter ihr hergerufen hatte, nachdem sie gezwungen worden war, das Clan-Lager zu verlassen –, aber Tränen konnte Durc nicht vergießen, um seinem Kummer Ausdruck zu verleihen. Wie seine Clan-Mutter konnte Rydag nicht sprechen, doch wenn sich in seinen Augen Liebe widerspiegelte, wurden sie ihm feucht.
»Ich habe bis jetzt noch nie mit ihm reden können – dabei habe ich immer genau gewußt, daß er alles versteht«, sagte Nezzie.
»Möchtest du mehr Zeichen lernen?« fragte Ayla sanft.
Die Frau nickte; sie hielt den Jungen noch immer an sich gedrückt und wagte es einfach nicht zu sprechen, aus Angst, die Beherrschung zu verlieren. Ayla ging mit Nezzie und Rydag noch eine Reihe von Zeichen samt Abwandlungen durch; die beiden waren ganz Aufmerksamkeit und bemühten sich, alles richtig zu begreifen und zu behalten. Dann folgte eine dritte Zeichenreihe. Nezzies Töchter, Latie und Rugie, und Tulies jüngste Kinder, Brinan und seine kleine Schwester Tusie, die ungefähr im gleichen Alter wie Rugie und Rydag standen, umringten sie, um herauszufinden, was hier vorging; bald stieß auch noch Fralies sieben Jahre alter Sohn Crisavec zu ihnen. Bald machten alle bei etwas mit, das für sie ein schönes neues Spiel war: mit den Händen reden.
Freilich, ganz im Gegensatz zu den meisten Spielen, die die Kinder des Lagers spielten, war dieses eines, bei dem Rydag glänzte. Ayla konnte ihm die Zeichen gar nicht schnell genug zeigen. Sie brauchte sie ihm kaum mehr als einmal vorzumachen, und es dauerte auch nicht lange, da brachte er die Varianten, mit denen Nuancen und feine Bedeutungsunterschiede

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