Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
Gesicht herab. »Du weinst, Ayla.«
»Aber nur, weil ich dich liebe. Ich muß einfach weinen. Es ist so lange her, und ich liebe dich so sehr«, sagte sie.
Er küßte ihr die Augen, ihre Tränen, ihren Mund und fühlte, wie dieser Mund sich ihm öffnete, sanft und doch entschlossen.
»Ayla, bist du wirklich hier?« sagte er. »Ich dachte, ich hätte dich verloren, und ich weiß, es war meine eigene Schuld. Ich liebe dich, Ayla, ich habe nie aufgehört, dich zu lieben. Das mußt du mir glauben. Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben. Dabei weiß ich genau, warum du das gedacht hast.«
»Aber du hast mich nicht lieben wollen, nicht wahr?«
Er schloß die Augen, und auf seiner Stirn wurden die Falten zu harten Strängen, so sehr schmerzte die Wahrheit. Er nickte. »Ich schämte mich, jemand zu lieben, der vom Clan kam, und ich haßte mich selbst dafür, daß ich mich der Frau schämte, die ich liebte. Nie bin ich jemals so glücklich gewesen wie mit dir! Ich liebe dich, und als wir beide nur allein waren, war alles vollkommen. Doch als dann andere dazukamen … jedesmal, wenn du etwas tatest, das du beim Clan gelernt hattest, war mir das peinlich. Und dauernd hatte ich Angst, du würdest irgend etwas sagen, und dann wüßte alle Welt, daß ich eine Frau liebte, die ein … ein Scheusal zur Welt gebracht hatte.« Er brachte das Wort kaum über die Lippen.
»Alle haben mir immer wieder gesagt, ich könnte jede Frau haben, die ich wollte. Keine Frau könnte sich mir verweigern, sagten sie, nicht einmal Die Mutter Selbst. Und das schien auch so zu sein. Was sie aber nicht wußten, war, daß ich nie einer Frau begegnete, die ich wirklich wollte – bis ich dir begegnete. Und was würden sie sagen, wenn ich dich mit heimbrächte? Wenn Jondalar jede haben konnte, die er wollte, warum sollte er da ausgerechnet … die Mutter eines Flachschädels … eines Scheusals mit nach Haus bringen? Ich hatte Angst, sie würden dich nicht akzeptieren und auch mich zurückweisen, es sei denn, ich sagte mich von dir los. Und ich hatte Angst, genau das könnte ich tun, wenn ich zu wählen hätte zwischen meinen Leuten und dir.«
Ayla senkte stirnrunzelnd die Augen. »Das habe ich nicht verstanden. Dabei müßte das dich vor eine schwere Entscheidung stellen.«
»Ayla«, sagte Jondalar und drehte ihr Gesicht so, daß sie ihn wieder ansah. »Ich liebe dich. Vielleicht begreife ich erst jetzt, wie wichtig das für mich ist. Nicht nur, daß du mich liebst, sondern daß ich dich liebe. Jetzt weiß ich, daß es für mich nur eine Wahl gibt. Du bist mir wichtiger als meine Leute oder irgend jemand sonst. Ich möchte sein, wo immer du bist.« Wieder flossen ihr die Augen über, egal, wie sehr sie sich bemühte, die Tränen zu unterdrücken. »Wenn du hierbleiben und unter den Mamutoi leben möchtest, bleibe ich hier und werde Mamutoi. Wenn du mich mit Ranec teilen möchtest … tue ich auch das.«
»Ist es das, was du möchtest?«
»Wenn du das möchtest …«, hob Jondalar an, doch dann fielen ihm Mamuts Worte ein. Vielleicht sollte er, statt sie wählen zu lassen, ihr sagen, was er am liebsten hätte. »Ich möchte bei dir sein, das ist mir das Wichtigste, glaub mir. Ich wäre bereit hierzubleiben, wenn es das ist, was du möchtest, aber wenn du mich fragst, was ich möchte, so muß ich sagen: Ich möchte am liebsten heimkehren und dich mitnehmen.«
»Mich mitnehmen? Dann schämst du dich meiner nicht mehr? Schämst dich nicht mehr wegen des Clans und wegen Durc?«
»Nein, ich schäme mich deiner nicht. Ich bin stolz auf dich. Und auch wegen des Clans schäme ich mich nicht. Du und Rydag, ihr habt mich etwas sehr Wichtiges gelehrt, und vielleicht ist es an der Zeit zu versuchen, es auch anderen beizubringen. Ich habe so vieles gelernt, das ich gern zurückbringen möchte zu meinen Leuten. Ich möchte ihnen den Speerwerfer zeigen und Wymez’ Verfahren bei der Feuersteinbearbeitung, deine Pyritwürfel und den Fadenzieher, und die Pferde und Wolf. Wenn man mit soviel kommt, könnte es sein, daß sie sogar jemand zuhören, der versucht, ihnen begreiflich zu machen, daß auch die Leute vom Clan Kinder der Großen Erdmutter sind.«
»Der Höhlenlöwe ist dein Totem, Jondalar«, erklärte Ayla mit der Endgültigkeit dessen, der sich absolut sicher ist.
»Das hast du schon mal gesagt. Was macht dich so sicher?«
»Erinnerst du dich, daß ich dir einmal gesagt habe, daß es nicht leicht ist, mit mächtigen Totems zu leben? Die Prüfungen, die man über
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