Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
sie ihm bedeutete – so lange, daß er sie darüber verloren hatte. Er hatte ihre Liebe weggeworfen, und dafür sollte er jetzt für den Rest seines Lebens bezahlen. Wie hatte er nur so dumm sein können? Er würde sie nie vergessen, auch den Schmerz, sie zu verlieren nicht, und er würde sich nie verzeihen.
Es war eine lange, schwierige Nacht, und als das erste Licht des Morgens durch die Zeltöffnung hereinfiel, konnte er es nicht mehr aushalten. Er konnte weder ihr noch irgend jemand sonst Lebewohl sagen, er mußte einfach fort. Leise nahm er seine Reisekleidung, sein Traggestell und die Bettrolle und schlüpfte hinaus.
»Du hast den Entschluß gefaßt, nicht zu warten. Das hatte ich mir gedacht«, sagte Mamut.
Jondalar fuhr herum. »Ich … ah … ich muß gehen. Ich kann es nicht mehr aushalten. Es wird Zeit, daß ich … ah«, stammelte er.
»Ich weiß, Jondalar. Ich wünsche dir eine gute Reise. Du hast einen langen Weg vor dir. Du mußt selbst entscheiden, was das beste ist, aber das eine vergiß nicht: Wo es keine Wahl gibt, kann man auch nicht wählen.«
Mit diesen Worten bückte sich der alte Mann und verschwand im Zelt.
Jondalar legte die Stirn in Falten und ging auf den Unterstand für die Pferde zu. Was hatte Mamut gemeint? Warum mußten Diejenigen, Die Der Mutter Dienten, immer Worte sprechen, die man nicht verstand?
Beim Anblick von Renner war Jondalar flüchtig versucht, auf ihm davonzureiten und jedenfalls ihn mitzunehmen, doch Renner war Aylas Pferd. Er klopfte Winnie und Renner, schlang dem braunen Hengst die Arme um den Hals, bemerkte dann Wolf und kraulte ihm liebevoll das Fell. Dann raffte er sich rasch auf und ging den Pfad hinunter.
Als Ayla aufwachte, schien die Sonne hell herein. Es sah nach einem herrlichen Tag aus. Dann fiel ihr ein, daß dieser Tag der Tag ihrer Hochzeitszeremonie sein sollte. Plötzlich war der Tag nicht mehr so herrlich. Sie setzte sich auf und blickte sich um. Irgend etwas stimmte nicht. Es war immer ihre Gewohnheit gewesen, beim Aufwachen als erstes zu Jondalar hinüberzublicken. Er war nicht da. Jondalar ist heute morgen früh aufgestanden, dachte sie. Sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, daß irgend etwas durchaus nicht stimmte.
Sie stand auf und zog sich an, ging nach draußen, um sich zu waschen und einen Zweig für ihre Zähne zu suchen. Nezzie war am Feuer und sah sie merkwürdig an. Das Gefühl, daß irgend etwas nicht stimmte, wurde immer stärker. Sie warf einen Blick zum Pferdeunterstand hinüber. Mit Winnie und Renner schien alles in Ordnung, und Wolf war auch da. Sie ging wieder hinein ins Zelt und sah sich abermals um. Viele Leute waren auf und schon unterwegs. Dann bemerkte sie, daß Jondalars Platz leer war. Er war nicht für den Tag unterwegs. Seine Schlafrolle und sein Reisegepäck, alles fehlte. Jondalar war fort!
Von Panik gepackt, lief Ayla hinaus. »Nezzie! Jondalar ist fort! Er ist nicht nur irgendwo im Wolfs-Lager, er ist fort. Und hat mich zurückgelassen.«
»Ich weiß, Ayla. Ich habe das erwartet – du nicht?«
»Aber er hat mir nicht einmal Lebewohl gesagt! Ich dachte, er würde bis zur Hochzeit bleiben.«
»Das ist das letzte, was er wollte, Ayla. Er hat nie mitansehen wollen, wie du dich mit einem anderen zusammentust.«
»Aber … aber … Nezzie, er hat mich nicht gewollt. Was hätte ich denn tun sollen?«
»Was möchtest du denn tun?«
»Ich möchte mit ihm gehen. Aber jetzt ist er fort. Wie hat er mich nur verlassen können? Er wollte mich doch mitnehmen. Das hatten wir doch vor. Was ist denn aus all unseren Plänen geworden, Nezzie?« sagte sie und brach in Tränen aus. Nezzie nahm Ayla in die Arme und tröstete die schluchzende junge Frau.
»Pläne verändern sich, Ayla. Das Leben verändert sich. Was ist denn mit Ranec?«
»Ich bin nicht die Richtige für ihn. Er sollte sich mit Tricie zusammentun. Die jedenfalls liebt ihn«, sagte Ayla.
»Liebst du ihn denn nicht? Er liebt dich.«
»Ich wollte ihn lieben, Nezzie. Ich habe versucht, ihn zu lieben, aber ich liebe Jondalar. Und jetzt ist er fort.« Ayla schluchzte wieder auf. »Er liebt mich nicht.«
»Bist du sicher?« fragte Nezzie.
»Er hat mich verlassen, und mir nicht mal Lebewohl gesagt. Nezzie, warum ist er ohne mich fort? Was habe ich ihm nur getan?« wollte Ayla wissen.
»Glaubst du, du hast etwas getan?«
Ayla hielt inne und runzelte die Stirn. »Gestern hat er mit mir reden wollen, aber da wollte ich nicht mit ihm reden.«
»Warum wolltest du nicht mit ihm
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