Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
ertragen? Könntest du sie mit Ranec teilen? Wenn die einzige andere Wahl darin bestünde, sie überhaupt nicht zu haben – könntest du dann hierbleiben und sie mit einem anderen teilen?
Jondalar blieb stehen, schloß die Augen und runzelte die Stirn. Nur wenn er keine andere Wahl hätte. Was er am liebsten wollte, war, sie mitzunehmen nach Hause. Und dies dann zu
ihrem Zuhause zu machen. Die Mamutoi hatten sie akzeptiert; waren die Zelandonii weniger geneigt, sie zu akzeptieren? Ein paar von ihnen, vielleicht nicht alle – aber versprechen konnte er nichts.
Ranec hat das Löwen-Lager und viele andere Bindungen. Du kannst ihr nicht einmal dein Volk anbieten, deine Bindungen. Du weißt ja nicht, ob sie sie akzeptieren – oder dich. Du hast nichts weiter zu bieten als dich selbst.
Wenn er ihr nicht mehr zu bieten hatte als das, was sollten sie tun, wenn seine Leute sie nicht akzeptieren? Wir könnten anderswohin gehen. Könnten sogar hierher zurückkehren. Er machte ein finsteres Gesicht. Das hieße, sehr sehr lang unterwegs zu sein. Vielleicht sollte er einfach anbieten, hierzubleiben und sich hier niederzulassen. Tarneg hatte gesagt, er suche einen Steinschläger für sein neues Lager. Was war mit Ranec? Und noch wichtiger, was ist mit dir, Ayla? Was, wenn sie ihn überhaupt nicht wollte?
Jondalar war so tief in Gedanken versunken, daß er das dumpfe Hufgetrappel gar nicht hörte, bis Wolf ihn plötzlich ansprang.
»Wolf? Was machst du …« Er blickte auf und riß ungläubig die Augen auf, als er Ayla von Winnies Rücken heruntergleiten sah.
Sie ging auf ihn zu, scheu jetzt, voller Angst, daß er ihr wieder den Rücken kehren könnte. Wie sollte sie es ihm sagen? Wie ihn dazu bringen zuzuhören? Dann erinnerte sie sich an die ersten wortlosen Tage und die Art und Weise, wie sie vor einem halben Leben gelernt hatte, jemand zu bitten zuzuhören. Anmutig, da lange daran gewöhnt, sank sie zu Boden, senkte den Kopf und wartete.
Fassungslos sah Jondalar sie an, begriff einen Moment nicht, dann jedoch fiel es ihm wieder ein. Das war ihr Zeichen. Wenn sie ihm etwas Wichtiges sagen wollte, die Worte aber nicht kannte, bediente sie sich dieses Clan-Zeichens. Doch warum sprach sie in der Sprache des Clan zu ihm? Was wollte sie ihm sagen, das so wichtig war?
»Steh auf«, sagte er. »Das brauchst du nicht zu tun.« Dann jedoch erinnerte er sich daran, wie es sich geziemte, darauf einzugehen. Er berührte sie an der Schulter. Als Ayla aufsah, standen ihr die Tränen in den Augen. Er ließ sich auf ein Knie nieder, um sie ihr abzuwischen. »Ayla, warum tust du das? Was machst du hier?«
»Jondalar, gestern hast du mir etwas sagen wollen, und ich wollte dir nicht zuhören. Heute möchte ich dir etwas sagen. Es ist schwierig auszudrücken, aber ich möchte, daß du mich trotzdem anhörst. Deshalb bitte ich dich auf diese Weise darum. Wirst du zuhören und dich nicht gleich abwenden?«
Hoffnung fuhr so flammend in Jondalar ein, daß er kein Wort hervorbrachte. Er nickte nur und hielt ihre Hände.
»Einst wolltest du, daß ich mit dir komme«, begann sie, »und da wollte ich das Tal nicht verlassen.« Sie machte eine Pause und holte tief Luft.
»Jetzt möchte ich mit dir gehen, wohin du auch willst. Einst hast du mir gesagt, du liebtest mich und begehrtest mich. Jetzt glaube ich, du möchtest mich nicht mehr lieben, aber ich möchte trotzdem mit dir gehen.«
»Steh auf, Ayla, bitte«, sagte er und half ihr auf. »Und was ist mit Ranec?
Ich dachte, du wolltest ihn zum Gefährten.« Er hatte die Arme immer noch um sie gelegt.
»Ich liebe Ranec nicht. Ich liebe dich, Jondalar. Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben, und ich weiß nicht, was ich getan habe, daß du aufgehört hast, mich zu lieben.«
»Du liebst mich? Du liebst mich immer noch? Ach, Ayla, meine Ayla«, sagte Jondalar und riß sie an sich. Dann blickte er sie an, als sähe er sie zum ersten Mal, und aus seinen Augen sprach die Liebe. Sie reckte den Kopf, und sein Mund fand den ihren. Sie kamen zusammen, hielten einander in lodernder und zärtlich liebevoller, hingebungsvoller Leidenschaft.
Ayla konnte es nicht fassen, daß sie in seinen Armen lag, daß er sie in den Armen hielt, sie begehrte, sie nach all dieser Zeit liebte. Tränen stiegen ihr in die Augen, sie versuchte sie wegzudrücken, weil sie Angst hatte, er könnte sie abermals mißverstehen, doch dann war ihr plötzlich alles gleichgültig, und sie ließ ihnen freien Lauf.
Er schaute auf ihr
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