Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
keineswegs sofort auf.
Nezzie bestrich das Feuer mit ihrem Atem, um es nicht ausgehen zu lassen, und dabei bewegte sie einen kleinen Handgriff, der Ayla schon vorher aufgefallen war. Ayla hörte einen leise pfeifenden Laut wie von Wind und bemerkte, daß ein paar Aschenteilchen umherflogen; dann flammte die Flamme heller auf. Jetzt, wo dies geschah, fingen auch die kleinen Knochenteilchen am Rande an zu glimmen und schließlich aufzuflammen. Plötzlich begriff Ayla die Ursache von etwas, das ihr bisher im Kopf herumgegangen war, etwas, das sie kaum bemerkt und das ihr dennoch seit ihrer Ankunft im Löwen-Lager keine Ruhe gelassen hatte. Der Rauch roch hier anders, als sie es gewohnt war.
Auch sie hatte gelegentlich getrockneten Dung verbrannt und kannte den starken, beißenden Geruch, den der davon ausgehende Rauch aufwies. Ihr Hauptbrennmaterial war jedoch immer pflanzlichen Ursprungs gewesen; den Geruch von Holzfeuer war sie gewohnt. Doch das Brennmaterial, das das Löwen-Lager benutzte, war nicht pflanzlichen Ursprungs. Der Geruch brennender Knochen war anders und erinnerte sie an Fleisch, das zulange am Feuer gewesen und angebrannt war. Im Verbund mit dem verbrannten Dung, den sie gleichfalls in großen Mengen verwendeten, entstand ein beißender Geruch, der das ganze Lager durchdrang. Unangenehm war er nicht, nur unvertraut, was ihr ein leichtes Unbehagen verursachte. Jetzt, wo sie der Ursache auf die Spur gekommen war, wurde eine gewisse unbestimmte Spannung von ihr genommen.
Lächelnd sah Ayla zu, wie Nezzie mehr Knochen auflegte und den Handgriff betätigte, woraufhin das Feuer heißer auflohte.
»Wie machst du das?« fragte sie. »Daß das Feuer so heiß brennt?«
»Auch Feuer muß atmen, und der Atem des Feuers ist der Wind. Das hat die Mutter uns gelehrt, als Sie die Frauen zur Hüterin des Herdfeuers machte. Das erkennst du, wenn du auf das Feuer bläst – dann wird es nämlich heißer. Wir graben unter der Feuerstelle einen Gang, der bis nach draußen führt und den Wind hereinbringt. Ausgekleidet ist dieser Gang mit den Därmen eines Tieres, die wir vorm Trocknen aufblasen. Dann werden sie mit Knochen abgedeckt, ehe die Erde wieder drüberkommt. Der Gang für diese Feuerstelle verläuft von hier aus nach draußen, unter den Grasmatten. Siehst du?«
Ayla lenkte den Blick dorthin, wohin Nezzie zeigte, und nickte.
»Und hier mündet er«, fuhr die Frau fort und zeigte ihr die Öffnung eines Wisenthorns, das an der Seite der Kochgrube aus der Wand herauskam. Die Feuergrube lag ja unter Bodenhöhe. »Aber man will ja nicht immer gleich viel Wind haben. Das kommt drauf an, wie stark er draußen weht und wie heiß das Feuer sein soll. Man schiebt den Gang zu, oder man macht die Öffnung weiter auf«, sagte Nezzie und zeigte ihr den Griff der Klappe, die aus einem dünnen Schulterblattknochen bestand.
Das ganze schien recht einfach, stellte aber eine geniale Idee dar, eine echte technische Leistung, die wesentlich zum Überleben der Mamutoi beitrug. Ohne sie hätten die Mammutjäger in den subarktischen Steppen nicht überleben können, höchstens an einigen isolierten Stellen, und wenn noch soviel Wild dagewesen wäre. Sie hätten dann bestenfalls in der gemäßigten Jahreszeit vorübergehend bis hierher vorstoßen können. In einem Land, in dem es so gut wie keine Bäume gab und in dem strenge Winter die Regel waren, setzte die Feuerstelle mit dem unterirdischen Windkanal sie instand, Knochen zu verbrennen, das einzige Heizmaterial, das in ausreichenden Mengen zur Verfügung stand und ihnen erlaubte, das ganze Jahr über hier zu leben.
Nachdem Nezzie das Feuer in Gang gebracht hatte, sah Ayla sich in den Vorratskammern um und sah nach, ob sie nicht doch etwas fand, womit sie die Schneehühner füllen konnte. Ein paar getrocknete Embryos aus Vogeleiern schienen verlockend, doch mußten diese wahrscheinlich lange vorher eingeweicht werden; sie war sich nicht sicher, wie lange das dauern würde. Sie dachte daran, die wilden Karotten oder die kleinen Früchte der Wickenhülsen zu benutzen, überlegte es sich dann aber doch anders.
Was ihr in die Augen fiel, war das geflochtene Behältnis, in dem immer noch etwas von der Körner- und Gemüsegrütze vorhanden war, die sie an diesem Morgen aufglühenden Steinen gekocht hatte. Man hatte es beiseite gestellt, damit jeder, der wollte, sich davon bedienen könne, und die Grütze war inzwischen dick und fest geworden. Sie kostete sie. Da es nur sehr selten Salz gab,

Weitere Kostenlose Bücher