Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
dafür interessiert zu sehen, wie Nezzie ihren Eintopf kochte, und hatte genau verfolgt, wie sie und Deegie es machten.
In einem großen Kochloch, das in der Nähe der Feuerstelle ausgehoben worden war, wurden heiße Kohlen auf einen Aschenhaufen gelegt, der von früheren Kochereien stammte und den ganzen Boden bedeckte. Auf die glühenden Kohlen wurde jetzt zermahlener und getrockneter Mammutdung gestreut und darauf wiederum ein großes, dickes Stück Mammuthaut gelegt, das hängend an einem Rahmen befestigt und mit Wasser gefüllt worden war. Die Glut, die unter dem Dung weitergloste, fing an, das Wasser zu erhitzen; gleichzeitig fing der Dung Feuer, genug, daß der Brennstoff soweit herunterbrannte, um die Mammuthaut nicht mehr darauf ruhen zu lassen: sie hing jetzt im Rahmen. Die inzwischen zum Sieden gebrachte Flüssigkeit, die ganz langsam durch die Lederhaut hindurchsickerte, verhinderte, daß das Leder Feuer fing. Als das Brennmaterial unter der Kochhaut vollends heruntergebrannt war, wurde der Eintopf dadurch am Weiterkochen gehalten, daß rotglühend erhitzte Flußkiesel hineingeworfen wurden, eine Aufgabe, die ein paar Kinder übernommen hatten.
Ayla rupfte die beiden Schneehühner und nahm sie aus, wozu sie ein kleines Feuersteinmesser benutzte. Dieses wies keinen Griff auf, doch war der Rücken stumpf geschliffen worden, damit derjenige, der es handhabte, sich nicht verletzte; hinter der Spitze war noch eine Kerbe angebracht worden. Halten tat man dieses Schneidewerkzeug mit Daumen und Mittelfinger, die es links und rechts im Griff hatten, und dem in die Kerbe gelegten Zeigefinger. Auf diese Weise war es leicht, damit umzugehen. Es war kein Messer, das sich für schwere Arbeit eignete; man konnte nur Fleisch oder höchstens dünnes Leder damit schneiden, und Ayla hatte es erst seit ihrer Ankunft im Löwen-Lager kennengelernt, fand es aber sehr bequem.
Sie selbst hatte ihre Schneehühner stets in einer mit Steinen ausgelegten Grube gegart, in der ein Feuer entzündet worden war und in die, nachdem es ausgebrannt war, die Vögel hineingelegt und zugedeckt wurden. Aber größere Steine fanden sich in dieser Gegend nicht so ohne weiteres, und so beschloß sie, sich die vertiefte Kochstelle, über der der Eintopf brodelte, zunutze zu machen. Für die Kräuter und Gemüse – wie Huflattich, Nesseln und Weißer Gänsefuß –, die sie normalerweise vorgezogen hätte, war es ebenso die falsche Jahreszeit wie für Schneehuhneier, sonst hätte sie eine Füllung daraus bereitet, doch ein paar von den Kräutern in ihrem Medizinbeutel eigneten sich, sofern sie nicht zuviel davon nahm, gleichfalls zum Abrunden des Geschmacks und nicht nur für Heilzwecke; der ganz besondere Geschmack jedoch, auf den es ihr ankam, stammte von dem Heu, in das sie die fetten Vögel einwickelte. So würde zwar nicht gerade Crebs Leibspeise entstehen, dachte sie, aber gut schmecken würden die Schneehühner schon.
Nachdem sie mit dem Säubern der Vögel fertig war, ging sie hinein und sah Nezzie beim ersten Herdfeuer die große Feuerstelle entzünden.
»Ich würde Schneehühner gern in Grube garen, so wie du Eintopf in Grube kochst. Könnte ich Kohlen bekommen?« fragte Ayla sie.
»Selbstverständlich. Brauchst du sonst noch etwas?«
»Ich habe getrocknete Kräuter. Ich mag frische Kräuter in Vögeln. Falsche Jahreszeit.«
»Warum siehst du nicht mal in den Vorratskammern nach? Dort liegt noch anderes Grünzeug, das du vielleicht verwenden kannst; außerdem haben wir etwas Salz«, sagte Nezzie.
Salz, dachte Ayla. Seit sie vom Clan vertrieben worden war, hatte sie nicht mehr mit Salz gekocht. »Ja, gerne Salz. Vielleicht Grünzeug. Werde nachsehen. Wo finde ich Kohlenglut?«
»Sobald ich dies hier in Gang gebracht habe, bekommst du welche.«
Ayla sah zu, wie Nezzie das Feuer anmachte, zuerst eher gelangweilt, ohne genauer hinzusehen, doch plötzlich war ihr Interesse hellwach. Sie wußte zwar, daß die Mamutoi hier nicht viele Bäume hatten, doch hatte sie nicht weiter darüber nachgedacht. Die Mamutoi benutzten Knochen als Brennmaterial, und Knochen brannten nicht so leicht wie Holz. Nezzie hatte von einer anderen Feuerstelle etwas Glut herbeigetragen und entfachte damit leicht brennbare Samenkapseln und -fäden von Feuerkraut, das eigens als Zunder gesammelt worden war. Als dies brannte, fügte sie etwas Dung hinzu, der eine heißere und stärkere Flamme abgab; dann erst kamen Knochenschabsel und -splitter hinzu, doch flammten die
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