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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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getan hatten, strebte Wolf auf das nicht existierende Ufer zu; als er keinen festen Boden fand, strampelte er herum und mühte sich durch das Schilf. Schließlich schwamm er zum Boot zurück. Der Mann und die Frau packten das klatschnasse Fell des Tieres und hievten es mit einiger Mühe in ihr Boot. Wolf war so aufgeregt und so erleichtert, daß er an Ayla hochsprang und ihr das Gesicht leckte, dann tat er dasselbe mit Jondalar. Als er sich endlich beruhigt hatte, stellte er sich in die Mitte des Bootes und schüttelte sich, dann heulte er abermals.
    Zu ihrer Überraschung hörten sie das Geheul eines anderen Wolfes als Antwort, dann ein paar Kläffer und eine weitere Antwort. Bald waren sie umgeben von einer ganzen Reihe von Wolfsheulem, von denen einige ganz aus der Nähe zu kommen schienen. Ayla und Jondalar, die nackt nebeneinander in dem kleinen Boot saßen, schauten einander fassungslos an, denn das Geheul dieses Rudels kam nicht vom Festland jenseits des Wassers, sondern von der bodenlosen, schwimmenden Insel!
    "Wie kann es dort Wölfe geben?" sagte Jondalar. "Das ist keine richtige Insel, es gibt kein Land, nicht einmal eine Sandbank." Vielleicht waren es überhaupt keine wirklichen Wölfe, dachte Jondalar schaudernd. Vielleicht war es - etwas anderes...
    Ayla blickte aufmerksam durch die Schilfhalme hindurch in die Richtung, aus der der letzte Wolfsruf gekommen war, und erhaschte einen Blick auf Wolfsfell und zwei gelbe Augen, die sie beobachteten. Dann nahm sie eine Bewegung wahr. Sie blickte hoch und sah einen Wolf, der, teilweise vom Laub verborgen, mit heraushängender Zunge in der Astgabel eines Baumes saß und auf sie herabschaute.
    Wölfe kletterten nicht auf Bäume! Zumindest hatte sie noch nie
    einen Wolf gesehen, der auf einen Baum geklettert war, und sie hatte viele Wölfe beobachtet. Sie tippte Jondalar an und deutete hinüber. Er sah das Tier und hielt den Atem an. Es sah aus wie ein wirklicher Wolf, aber wie war er auf den Baum gekommen?
    "Jondalar", flüsterte sie, "wir wollen hier weg. Mir gefällt diese Insel nicht, die keine Insel ist, mit Wölfen, die auf Bäume klettern können und auf Land laufen, wo keines vorhanden ist."
    Dem Mann war ebenso unbehaglich zumute. Sie paddelten schnell zum Land zurück. Als sie dem Ufer nahe waren, sprang Wolf aus dem Boot. Ayla und Jondalar stiegen gleichfalls aus und zogen das kleine Boot schnell die Böschung hoch, dann holten sie ihre Speere und Speerschleudern. Beide Pferde schauten in die Richtung der schwimmenden Insel, und ihre aufgestellten Ohren und ihre Haltung verrieten ihre Unruhe. Normalerweise waren Wölfe scheu und ließen sie in Ruhe, zumal die gemischte Fährte von Menschen, Pferden und einem anderen Wolf ein verwirrendes Bild ergab, aber was diese Wölfe anging, waren sie nicht sicher. Waren es ganz gewöhnliche, wirkliche Wölfe -oder etwas Unnatürliches?
    Hätte ihre scheinbar übernatürliche Gewalt über Tiere die Bewohner der großen Insel nicht in Angst und Schrecken versetzt, hätten sie von diesen mit den Gegebenheiten des Sumpflandes vertrauten Leuten erfahren können, daß die merkwürdigen Wölfe nicht unnatürlicher waren als sie selbst. Die wasserreiche Landschaft des großen Deltas war die Heimat vieler Tiere, darunter auch die von Rohrwölfen. Sie lebten überwiegend in den Wäldern der Inseln, hatten sich aber im Verlauf von Jahrtausenden ihrer nassen Umwelt so gut angepaßt, daß sie sich auch mühelos durch die schwimmenden Schilfmassen fortzubewegen vermochten. Sie hatten sogar gelernt, auf Bäume zu klettern, was ihnen, wenn sie durch Überschwemmungen voneinander getrennt wurden, beträcht-liche Vorteile bot.
    Jetzt konnten sie jenseits des Kanals auf der schwimmenden Insel mehrere Wölfe erkennen, von denen zwei auf Bäumen
     
    saßen. Wolf schaute fragend erst Ayla und dann Jondalar an, als wartete er auf Anweisungen von den Anführern seines Rudels. Einer der Rohrwölfe gab ein weiteres Geheul von sich, dann fielen die anderen ein, und Ayla lief ein kalter Schauder über den Rücken. Das Geheul hörte sich anders an als der Wolfsgesang, mit dem sie vertraut war, aber sie hätte nicht sagen können, worin der Unterschied lag. Vielleicht veränderte der Widerhall über dem Wasser die Töne, aber sie verstärkten noch ihr Unbehagen über diese mysteriösen Wölfe.
    Die Konfrontation war plötzlich vorüber - die Wölfe verschwanden so lautlos, wie sie gekommen waren. In dem einen Augenblick standen Ayla und

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