Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
Obwohl er keine ernsthaften Versuche unternahm, Vögel zu fangen, machte ihm die Jagd auf die Vogelschwärme des Deltas so viel Vergnügen, daß sie sich fragte, ob er es vielleicht tat, weil er es genoß, zu-zuschauen, wie sie aufflogen. Sie jedenfalls war von diesem Anblick beeindruckt.
Als Ayla am nächsten Morgen erwachte, fühlte sie sich völlig verschwitzt. Es war schon jetzt sehr heiß, und sie hatte keine Lust aufzustehen. Sie wünschte sich, einen Tag ausspannen zu können. Sie war nicht erschöpft, aber des Reisens müde. Sogar die Pferde könnten ein bißchen Ruhe brauchen, dachte sie. Jondalar hatte ständig vorangedrängt, und sie verstand, weshalb er es so eilig hatte, aber wenn ein Tag für die Überquerung des Gletschers, von dem er immer redete, so viel ausmachte, dann waren sie ohnehin bereits zu spät daran. Doch als er aufstand und sich ans Packen machte, folgte sie seinem Beispiel.
Je weiter der Morgen fortschritt, desto drückender wurden, selbst auf der offenen Ebene, die Hitze und die Luftfeuchtigkeit, und als Jondalar vorschlug, anzuhalten und ein Bad zu nehmen, war Ayla sofort einverstanden. Sie hielten auf den Fluß zu und begrüßten den Anblick einer schattigen, zum Wasser hin offenen Lichtung. Das Bett eines Flüßchens, das nur im Frühjahr Wasser rührte und noch leicht sumpfig und mit verrotteten Blättern gefüllt war, ließ nur Raum für eine kleine, grasbewachsene Fläche, doch die war eine kühle, einladende, von Kiefern und Weiden gesäumte Oase. An sie grenzte ein schlammiger Graben an, aber ein kurzes Stück entfernt, an einer Biegung des Flusses, ragte ein schmaler Kiesstrand in einen stillen, von dem durch überhängende Weiden einfallenden Sonnenlicht gesprenkelten Tümpel.
Als Ayla daranging, das Schleppgestell loszubinden, fragte Jondalar: "Hältst du das wirklich für nötig? Wir werden nicht lange hierbleiben."
"Auch die Pferde brauchen eine Rast, und sie möchten sich vielleicht wälzen oder auch baden", sagte sie und befreite Winnie von den Packkörben und der Reitdecke. "Und ich möchte warten, bis Wolf uns eingeholt hat. Ich habe ihn den ganzen Vormittag nicht gesehen. Er muß die Fährte von ir-gendetwas Wundervollem entdeckt und auf eine tolle Jagd gegangen sein."
"Also gut", sagte Jondalar und löste den Riemen, die Renners Packkörbe hielten. Er verstaute die Körbe neben denen Aylas im Rundboot und versetzte Renner einen liebevollen Klaps auf den Rumpf, um ihm zu verstehen zu geben, daß es ihm freistand, seiner Mutter zu folgen.
Die junge Frau legte schnell ihre spärliche Kleidung ab und watete in den Tümpel. Jondalar schaute zu ihr hinüber, dann vermochte er den Blick nicht abzuwenden. Sie stand bis zu den
Knien in dem funkelnden Wasser, in einem Sonnenstrahl, der durch eine Öffnung zwischen den Bäumen auf sie fiel, in Licht gebadet, das ihr Haar wie einen goldenen Heiligenschein aufleuchten ließ und über die gebräunte Haut ihres geschmeidigen Körpers spielte.
Abermals war Jondalar hingerissen von ihrer Schönheit. Einen Augenblick lang fühlte er sich von seinem starken Gefühl für sie überwältigt. Sie bückte sich, um mit beiden Händen Wasser zu schöpfen und es über sich auszugießen, und ihn durchfuhr ein Schwall aus Hitze und Verlangen. Sie sah ihn an, als er ins Wasser watete, bemerkte sein Lächeln und einen vertrauten Ausdruck in seinen leuchtend blauen Augen. Sie spürte, wie sie tief in ihrem Innern reagierte; dann wurde sie ganz ruhig, und eine Spannung, deren sie sich nicht bewußt gewesen war, verflog. An diesem Tag würden sie nicht weiterreiten; nicht, wenn sie es verhindern konnte.
"Das Wetter ist herrlich", sagte sie. "Das Baden war ein guter Gedanke von dir. Es wurde mächtig heiß."
"Ja, ich spüre die Hitze", sagte er mit einem verschlagenen Lächeln, als er auf sie zuwatete. "Ich weiß nicht, wie du es schaffst - aber in deiner Nähe habe ich keine Gewalt mehr über mich."
"Warum solltest du die haben wollen? In deiner Nähe habe ich auch keine über mich. Du brauchst mich nur so anzusehen, und schon bin ich für dich bereit." Auf ihrem Gesicht erschien das Lächeln, das er so liebte. Sie reckte sich ihm entgegen, als er den Kopf senkte, um einen festen, unübereilten Kuß auf ihre Lippen zu drücken. Er ließ seine Hände über ihren Rücken gleiten, fühlte die von der Sonne erwärmte Haut. Sie genoß seine Berührung und reagierte prompt und überraschend heftig auf seine Liebkosungen.
Er ließ seine
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