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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Schlimmeres rührte. Er wünschte sich, Renner würde ihm auch ohne Leine oder Geschirr so folgen, wie Winnie Ayla folgte. Als Jondalar schließlich Ayla mit dem Ende der Pfähle versehentlich hart anstieß, machte sie einen Vorschlag.
    "Warum bindest du Renners Führleine nicht an die von Winnie?" sagte sie. "Du weißt, daß sie mir folgt, und sie paßt auf, wo sie hintritt. Sie wird Renner sicher führen, und er ist es gewohnt, ihr zu folgen. Dann brauchst du dich um nichts zu kümmern als um dein Ende der Pfähle."
    Er blieb einen Moment stirnrunzelnd stehen, dann lächelte er plötzlich. "Warum ist mir das nicht selbst eingefallen?" sagte er.
    Obwohl sie nur allmählich an Höhe gewonnen hatten, veränderte sich, als das Gelände merklich steiler wurde, der Charakter des Waldes. Er wurde lichter, und bald lagen die großen Laubbäume hinter ihnen. An ihre Stelle traten Tannen und Fichten, und die wenigen Laubbäume, die es hier noch gab, waren wesentlich kleiner.
    Sie erreichten die Kuppe eines Kammes und blickten auf eine große Hochebene hinab, die zuerst sanft abfiel und dann über eine weite Strecke eben verlief. Ein Nadelwald, überwiegend dunkelgrüne Fichten, Tannen und Kiefern und dazwischen ein paar Lärchen, bedeckte die Hochebene, unterbrochen von Wiesen mit hohen, grünlichgoldenen Gräsern und kleinen Bergseen, in denen sich der klare Himmel spiegelte. Ein Fluß mit starker Strömung zog sich mitten hindurch, gespeist von einem tosenden Wasserfall, der von den Bergen am jenseitigen Ende der Hochebene herabrauschte. Dahinter bot sich ihnen der atemberaubende Anblick eines hohen, eisbedeckten und zum Teil von Wolken verhüllten Gipfels.
    Er schien so nahe zu sein, daß Ayla das Gefühl hatte, sie brauchte nur die Hand auszustrecken, um ihn berühren zu können. Die hinter ihr stehende Sonne erhellte die Farben und Formen des Gesteins; gelblichbrauner Fels, der aus blaßgrauen Wänden hervorragte; fast weiße Abbrüche, die mit dunkelgrauen, seltsam regelmäßigen Säulen kontrastierten, die aus dem feurigen Kern der Erde hervorgebrochen und während des Abkühlens die ihrer kristallinen Struktur entsprechenden kantigen Formen angenommen hatte. Darüber schimmerte das wunderbar blaugrüne Eis eines in den obersten Regionen mit Schnee bereiften Gletschers. Und während sie hinschauten, ließen Sonne und Regenwolken wie durch Zauberei einen Regenbogen erscheinen, der sich in einem großen Bogen über den Berg wölbte.
    Der Mann und die Frau genossen den Anblick und nahmen seine Schönheit und Ruhe in sich auf. Ayla fragte sich, ob der Regenbogen erschienen war, um ihnen etwas mitzuteilen, und sei es auch nur, daß sie willkommen waren. Sie bemerkte, daß die Luft herrlich kühl und frisch war, und sie atmete tief ein, erleichtert, daß die mörderische Hitze der Ebenen hinter ihnen lag. Dann wurde ihr plötzlich bewußt, daß auch die Schwärme lästiger Kriebelmücken verschwunden waren. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätten sie keinen Schritt weiterzugehen brauchen.
     
    Am Morgen des Tages, an dem Jondalar die Sharamudoi zu erreichen hoffte, lag leichter Frost in der Luft, der den Wechsel der Jahreszeit ankündigte; Ayla hieß ihn willkommen. Als sie durch die bewaldete Berglandschaft ritten, hätte sie fast glauben können, daß sie schon einmal hier gewesen war. Alles kam ihr so vertraut vor - die Bäume, die Pflanzen, die Abhänge, die gesamte Landschaft. Je mehr sie sah, desto mehr fühlte sie sich hier zu Hause.
    Als sie Haselnüsse entdeckte, noch in ihren grünen Hüllen an den Sträuchern, aber fast reif, genau so, wie sie sie am liebsten mochte, mußte sie anhalten und ein paar davon pflücken. Als sie sie mit den Zähnen knackte, fiel es ihr plötzlich ein. Der Grund, daß sie glaubte, die Gegend zu kennen, daß sie sich hier zu Hause fühlte, war der, daß sie der Gebirgslandschaft an der Spitze der Halbinsel ähnelte, der Umgebung der Höhle von Bruns Clan. Sie war an einem Ort aufgewachsen, der diesem weitgehend glich.
    Auch Jondalar wurde die Landschaft immer vertrauter, jedoch aus gutem Grund, und als er auf einen Pfad stieß, den er wiedererkannte und der zu einem weiteren, um die Außenkante eines Felshanges herumführenden Pfad abfiel, wußte er, daß es nicht mehr weit war. Er spürte, wie die Vorfreude in ihm wuchs, und als Ayla ein dichtes Dornengestrüpp entdeckte, dessen lange Ranken sich unter dem Gewicht reifer Brom-beeren bogen, war es ihm gar nicht recht, daß sie ihre

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