Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
vertraut an diesem Redestab, obgleich er es nicht genau bestimmen konnte. War es das Schnitzwerk? Es zeigte die stilisierte Gestalt einer sitzenden Frau mit großen konzentrischen Kreisen, die Brüste und Bauch darstellten, und einem seltsam dreieckigen Kopf, der am Kinn spitz zulief. Es war nicht wie die Schnitzereien der Mamutoi; doch er wußte, daß er etwas Ähnliches schon einmal gesehen hatte.
    Mehrere ihrer Frauen standen im Halbkreis um Attaroa herum. Andere Frauen, die er vorher noch nicht gesehen hatte - einige mit Kindern -, hielten sich in der Nähe auf. Attaroa betrachtete ihn eine Weile; dann sprach sie, ihn unverwandt anblickend. Ardemun, neben ihr stehend, begann ihre Worte stockend in Zelandonü zu übersetzen. Jondalar wollte ihn gerade bitten, Mamutoi zu sprechen, als S'Armuna dazwischentrat und etwas zu Attaroa sagte. Dann sah sie ihn an.
    "Ich werde übersetzen", sagte sie.
    Attaroa machte eine spöttische Bemerkung, die die Frauen um sie herum zum Lachen brachte und die S'Armuna nicht übersetzte. "Sie sprach mit mir", war alles, was sie sagte. Die sitzende Frau begann wieder zu reden, diesmal mit Jondalar.
    "Ich spreche jetzt mit Attaroa", sagte S'Armuna und begann zu übersetzen. "Warum bist du hergekommen?"
    "Ich bin nicht freiwillig hergekommen. Ich wurde gefesselt hierhergebracht", sagte Jondalar, während S'Armuna fast gleichzeitig übersetzte. "Ich bin auf einer Reise. Oder ich war
     
    es. Ich verstehe nicht, warum ich gefesselt wurde. Niemand hat sich die Mühe gemacht, es mir zu erklären."
    "Woher kommst du?" fragte Attarpa.
    "Ich habe den Winter bei den Mamutoi verbracht."
    "Du lügst! Du bist von Süden gekommen."
    "Ich bin den langen Weg gekommen. Ich wollte Verwandte besuchen, die am Großen Mutter Fluß leben, an den südlichen Ausläufern der östlichen Berge."
    "Du lügst schon wieder! Die Zelandonii leben weit im Westen von hier. Wie kannst du Verwandte im Osten haben?"
    "Es ist keine Lüge. Ich bin mit meinem Bruder gereist. Im Gegensatz zu den S'Annunai haben die Sharamudoi uns willkommen geheißen. Mein Bruder tat sich dort mit einer Frau zusammen. Durch ihn bin ich mit ihnen verwandt."
    Dann gab Jondalar seiner gerechten Empörung Ausdruck. Es war das erste Mal, daß er mit jemandem sprechen konnte. "Weißt du nicht, daß jeder Reisende das Recht des freien Durchgangs hat? Die meisten Leute freuen sich, wenn Besucher kommen. Sie tauschen Geschichten aus, teilen ihr Essen mit ihnen. Aber nicht hier! Hier wurde ich bewußtlos geschlagen, und obgleich ich verletzt war, wurde meine Wunde nicht versorgt. Niemand gab mir etwas zu trinken oder zu essen. Meine Felljacke wurde mir genommen, und ich erhielt sie auch nicht wieder, als ich gezwungen wurde, nach draußen zu gehen."
    Attaroa unterbrach ihn. "Warum hast du versucht, unser Fleisch zu stehlen?" Sie war aufgebracht, aber sie versuchte, es nicht zu zeigen. Obwohl sie wußte, daß alles, was er sprach, wahr war, wollte sie sich nicht sagen lassen, was Sitte und Recht bedeuteten - besonders nicht vor ihren Leuten.
    "Ich habe nicht versucht, euer Fleisch zu stehlen", sagte Jondalar, die Anschuldigung heftig von sich weisend. S'Ar-munas Übersetzung war so fließend, daß er fast seine Dolmetscherin vergessen hätte. Er hatte das Gefühl, unmittelbar mit Attaroa zu sprechen.
    "Du lügst! Man hat dich gesehen, als du mit einem Speer in der Hand die Herde verfolgtest, hinter der wir her waren."
    "Ich lüge nicht! Ich habe nur versucht, Ayla zu retten. Sie saß auf einem der Pferde, und ich konnte nicht zulassen, daß sie von der Herde mitgerissen wurde."
    "Ayla?"
    "Habt ihr sie nicht gesehen? Sie ist die Frau, mit der ich gereist bin."
    Attaroa lachte. "Du bist mit einer Frau gereist, die auf dem Rücken von Pferden reitet? Wenn du nicht ein umherziehender Geschichtenerzähler bist, hast du deinen Beruf verfehlt." Dann beugte sie sich vor, und mit erhobenem Zeigefinger sagte sie: "Alles, was du gesagt hast, ist nicht wahr. Du bist ein Lügner und ein Dieb!"
    "Ich bin weder ein Lügner noch ein Dieb! Ich habe die Wahrheit gesagt, und ich habe nichts gestohlen", antwortete Jondalar aus tiefster Überzeugung. Aber wenn er darüber nachdachte, konnte er ihr keinen Vorwurf daraus machen, daß sie ihm nicht glaubte. Wenn niemand Ayla gesehen hatte - wer würde ihm glauben, daß sie auf dem Rücken von Pferden gereist waren?
    Attaroa betrachtete den hochgewachsenen, gutaussehenden Mann, der vor ihr stand, in das Lederstück gehüllt, das

Weitere Kostenlose Bücher