Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
sagte die Eine, Die Der Mutter Dient. "Aber seid vorsichtig, wenn ihr draußen seid. Attaroa und Epadoa haben den ganzen Tag die Köpfe zusammengesteckt. Sie haben etwas vor."
"Und sie können sich auf alle Wolfsfrauen verlassen. Auf wen können wir zählen?" fragte Jondalar.
"Alle übrigen wollen, daß sich etwas ändert", sagte S'Armuna.
"Doch wer wird uns helfen?" fragte Ayla. "Ich glaube, man kann mit Cavoa, meiner Gehilfin, rechnen."
"Sie ist doch schwanger", sagte Jondalar.
"Ein Grund mehr", sagte die Frau. "Alles deutet darauf hin, daß sie einen Jungen bekommen wird. Sie wird um ihr Leben und das ihres Kindes kämpfen. Selbst wenn sie ein Mädchen bekommen sollte, steht zu befürchten, daß Attaroa sie nicht mehr lange am Leben läßt, wenn das Kind entwöhnt ist; und Cavoa weiß das."
"Was ist mit der Frau, die heute so offen sprach?" fragte Ayla.
"Das war Esadoa, Cavoas Mutter. Man kann auf sie zählen, aber sie macht mich genauso wie Attaroa für den Tod ihres Sohnes verantwortlich."
"Ich erinnere mich an das Begräbnis", sagte Jondalar. "Sie warf etwas in das Grab, das Attaroa wütend machte."
"Ja, Werkzeuge für die nächste Welt. Attaroa hatte verboten, ihnen etwas mitzugeben, das ihnen in der Welt der Geister nützlich sein könnte."
"Du hast ihr Widerstand geleistet, nicht wahr?"
S'Armuna zuckte die Achseln. "Ich sagte ihr, daß die Werkzeuge nicht wieder zurückgenommen werden dürften, wenn sie einmal mitgegeben sind. Das wagt nicht einmal sie."
Jondalar nickte. "Sicher werden alle Männer in der Um-friedung helfen", sagte er.
"Natürlich, aber zuerst müssen wir sie dort herausholen", sagte S'Armuna. "Sie werden besonders scharf bewacht. Ich glaube, im Augenblick könnte sich nicht einmal jemand hinein-schleichen. Vielleicht in ein paar Tagen. Das gibt uns auch Zeit, in aller Ruhe mit den Frauen zu sprechen. Wenn wir wissen, wie viele mitmachen werden, können wir einen Plan machen, um Attaroa und die Wolfsfrauen zu überwältigen. Ich fürchte,
wir müssen kämpfen, um die Männer aus dem Pferch heraus-zubekommen."
Ayla wiegte bei dem Gedanken traurig den Kopf. Es hatte soviel Leid in diesem Lager gegeben; die Vorstellung eines Kampfes, der noch mehr Schmerz und Kummer bringen würde, schreckte sie. Sie wünschte, es gäbe einen anderen Weg.
"Hast Attaroa nicht etwas gegeben, um die Männer einzu-schläfern? Könntest du das nicht auch Attaroa und ihren Wolfsfrauen geben?" fragte Ayla.
"Attaroa ist auf der Hut. Sie wird nichts essen oder trinken, das nicht zuvor von jemandem vorgekostet wurde. Bisher hat Doban das für sie getan. Nun wird sie wahrscheinlich ein anderes Kind dafür aussuchen", sagte S'Armuna und schaute nach draußen. "Es ist fast dunkel. Seid ihr fertig? Ich glaube, das Fest beginnt."
Ayla und Jondalar nahmen ihre Körbe aus der inneren Kammer, bevor die Eine, Die Diente, sie wieder verschloß. Draußen konnten sie das große Freudenfeuer vor Attaroas Erd-hütte sehen.
Als sie näherkamen, drehte sich Attaroa zu ihnen um. "Wenn ihr das Fest mit den Männern teilen wollt, sollten wir draußen essen, damit ihr sie sehen könnt", sagte sie. S'Armuna übersetzte, obwohl Ayla und sogar Jondalar die Bedeutung ihrer Worte verstanden hatten.
"In der Dunkelheit kann man sie aber schlecht sehen. Es wäre gut, auf ihrer Seite noch ein Feuer anzuzünden", sagte Ayla.
Attaroa dachte einen Moment nach und lachte, ohne Anstalten zu machen, der Bitte nachzukommen.
Das Fest schien ein aufwendiges Mahl mit vielen Gängen zu sein, doch die Speisen bestanden vor allem aus fast fettlosem Fleisch, sehr wenig Gemüse, Getreide oder nahrhaften stärkehaltigen Wurzeln. Dazu wurde ein leicht gegorenes Gebräu aus Birkensaft herumgereicht, doch Ayla beschloß, nicht davon zu trinken, und freute sich über den heißen Kräutertee, den eine Frau einschenkte. In dieser Nacht wollte sie all ihre Sinne beisammen halten.
Im großen und ganzen war es ein ziemlich kärgliches Fest, dachte Ayla, obgleich das die Leute vom Lager nicht so gesehen hätten. Für die Fremden hatte man ein paar Felle vor Attaroas erhöhter, pelzbelegter Plattform in der Nähe des großen Feuers ausgebreitet.
S'Armuna führte Ayla und Jondalar vor Attaroas Plattform, und da warteten sie, bis die Anführerin ihren Platz einnahm. Sie hatte sich mit all ihren Wolfspelzen und Halsketten aus Zähnen, Knochen, Elfenbein und Muscheln geschmückt. Am meisten war Ayla von ihrem Stab gefesselt, der aus einem
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