Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
schließlich versiegt waren, löste sie sich von Ayla und wischte sich mit den Händen über die Augen. Ayla sah sich nach etwas um, um ihre Tränen zu trocknen, und öffnete ein Päckchen, das sie seit Jahren mit sich trug, um der jungen Frau das weiche Leder zu geben. Doch als Cavoa den Inhalt sah, riß sie ungläubig die Augen auf. Es war eine Munai, eine kleine Frauengestalt aus Elfenbein; doch diese Munai hatte ein Gesicht - das Gesicht Aylas!
    Sie wandte sich ab, als hätte sie etwas Verbotenes gesehen, trocknete ihre Tränen und ging schnell fort. Beunruhigt wickelte Ayla die geschnitzte Figur, die Jondalar gemacht hatte, wieder in das weiche Leder. Cavoa hatte Angst davor gehabt, das spürte sie.
    Ayla versuchte den Vorfall zu vergessen und packte ihre wenigen Habseligkeiten zusammen. Sie leerte den Beutel, der ihre Feuersteine enthielt, um zu sehen, wie viele von den graugelben, metallisch schimmernden Pyritbrocken noch übrig waren. Sie wollte S'Armuna einen solchen Stein schenken, wußte aber nicht, ob sie auf dem Weg in Jondalars Heimat Ersatz dafür finden würde. Auch seinen Verwandten sollte sie ein paar von diesen Pyritsteinen als Geschenk mitbringen. Sie beschloß, sich nur von einem zu trennen, wählte einen großen Brocken aus und packte den Rest wieder ein.
    Als sie die große Erdhütte betrat, traf sie auf Cavoa, die ihr Lächeln nervös erwiderte. Auch S'Armuna schien sie seltsam anzusehen. Offensichtlich hatte Jondalars Skulptur sie beunruhigt. Ayla wartete, bis S'Armuna allein war.
    "Ich möchte dir etwas geben, bevor ich gehe. Ich habe es ent-deckt, als ich allein in meinem Tal lebte", sagte sie, öffnete die Hand und zeigte ihr den Stein. "Vielleicht kann er dir bei eurer Feuerzeremonie nützlich sein."
    S'Armuna sah den Pyrit und Ayla fragend an.
    "Ich weiß, es sieht nicht so aus, und dennoch ist Feuer in diesem Stein. Ich zeige es dir."
    Ayla ging zur Feuerstelle und schichtete Zunder und Holzspäne locker um den getrockneten Flaum der Rohrkolben. Daneben legte sie Zündholz, beugte sich nieder und schlug Pyrit und Feuerstein zusammen. Ein großer, heißer Funke sprühte auf und fiel auf den Zunder, und als sie hineinblies, erschien wie durch ein Wunder eine kleine Flamme. Sie fügte weiteren Brennstoff hinzu und sah beim Aufblicken die Verblüffung der Frau, die sie ungläubig anstarrte.
    "Cavoa hat mir erzählt, daß sie eine Munai mit deinem Gesicht gesehen hat. Und nun machst du Feuer. Bist du - die, für die man dich hält?"
    Ayla lächelte. "Jondalar hat diese Figur geschnitzt, weil er mich liebte. Er wollte meinen Geist einfangen, sagte er, und gab sie mir dann. Es ist keine Donii oder Munai. Nur ein Zeichen seines Gefühls für mich. Und wie man Feuer macht, werde ich dir gern beibringen. Nicht ich bewirke das, sondern etwas in dem Stein."
    "Darf ich auch dabei sein?" Die Stimme kam vom Eingang her, und beide Frauen erblickten Cavoa. "Ich habe meine Handlinge vergessen."
    S'Armuna und Ayla sahen sich an. "Warum nicht?" sagte Ayla.
     "Cavoa ist meine Gehilfin", bemerkte S'Armuna. "Dann zeige ich euch beiden, wie man Feuer macht", sagte Ayla.
    Nachdem die beiden Frauen den Vorgang noch einmal beobachtet und es dann selbst ausprobiert hatten, fühlten sie sich entspannter; aber sie staunten noch immer über die Fähig-keiten des fremden Steins. Cavoa nahm sogar all ihren Mut zusammen und fragte Ayla nach der Munai.
    "Die Figur, die ich gesehen habe ..."
    "Jondalar hat sie für mich gemacht, kurz nachdem wir uns kennengelernt hatten. Er wollte mir damit seine Gefühle zeig-en", erklärte Ayla.
    "Willst du damit sagen, daß ich ein Abbild eines Mensehen
     
    schnitzen könnte, wenn ich ihm zeigen wollte, wie wichtig er für mich ist?" fragte Cavoa.
    "Ich wüßte nicht, was dagegen spräche", sagte Ayla. "Wenn du eine Munai machst, hast du doch ein besonderes Gefühl in dir, nicht wahr?"
    "Ja, und ich muß gewisse Riten einhalten", sagte die junge Frau.
    "Ich glaube, es kommt auf das Gefühl an, das du in die Figur hineinlegst."
    "Dann könnte ich das Gesicht einer Person nachbilden, wenn ich ihm ein gutes Gefühl verliehe?"
    "Das wäre sicherlich in Ordnung. Du bist eine sehr gute Künstlerin, Cavoa."
    "Aber vielleicht wäre es besser", riet S'Armuna vorsichtig, "wenn du nicht die ganze Figur schnitzen würdest. Wenn du nur den Kopf machst, kann niemand es falsch deuten."
    Cavoa nickte zustimmend; dann sahen sie beide Ayla an, als warteten sie auf ihre Billigung. Tief in Inneren

Weitere Kostenlose Bücher