Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
gefischt worden war.
Jondalar hatte ihr gesagt, daß die Vorräte der Höhle knapp würden und daß sie deshalb auf die Jagd gingen, obwohl sich die Menschen weder nach Fleisch noch nach Fisch sehnten. Sie litten keinen Hunger oder Mangel - sie hatten genug zu essen -, doch so kurz vor Ende des Winters wurde der Speisezettel eintönig. Jeder hatte das getrocknete Fleisch oder den Fisch satt. Selbst frisches Fleisch war da eine willkommene Abwechslung. Im Grunde aber hatten sie Appetit auf die Blätter und Triebe der Gemüse und die neuen Früchte, die ersten Früh-lingsboten. Ayla hatte die Gegend um die Höhle herum abge-sucht, doch die Losadunai waren den ganzen Winter über draußen gewesen und hatten alles kahlgesammelt.
Das morgige Fest, das Teil der Zeremonie für die Mutter sein sollte, mußte mit den beschränkten Vorräten auskommen. Ayla hatte sich schon entschlossen, ihr letztes Salz und ein paar andere Kräuter beizusteuern, die sowohl Würze als auch wertvolle Nährstoffe lieferten: die Vitamine und Mineralien, nach denen ihre Körper verlangten. Solandia hatte ihr den kleinen Vorrat an gegorenen Getränken, vor allem Birkenbier, gezeigt, der, soweit es ging. Feststimmung aufkommen lassen sollte.
Die Frau wollte auch etwas von ihren Fettreserven opfern, um ein neues Gefäß voll Seife herzustellen. Als Ayla sich über den Verbrauch notwendiger Nahrungsmittel besorgt äußerte, wandte Solandia ein, Losaduna verwende diese Seife gern bei Zeremonien, und ihr Vorrat sei nahezu erschöpft. Während die ältere Frau nach ihren Kindern sah und alles vorbereitete, ging Ayla mit Wolf nach draußen, um sich um Winnie und Renner zu kümmern.
Dann sah Ayla Solandia vor der Höhle stehen und eilte von ihrem Ritt über das Feld zu ihr zurück. "Ich hatte gehofft, daß Wolf auf das kleine Kind aufpaßt", sagte Solandia.
"Verdegia und Madenia wollen mir helfen, aber es ist viel zu tun."
"Ach, Mutter!" rief das älteste Mädchen Dosalia. "Das Kind spielt doch ständig mit dem Wolf."
"Ja, wenn du statt dessen auf das Kind aufpassen willst..."
Das Mädchen runzelte die Stirn und lächelte dann. "Können wir nach draußen gehen? Es ist nicht windig, wir ziehen uns warm an!"
Solandia erlaubte es ihnen.
Ayla sah Wolf an, der sie erwartungsvoll anblickte. "Paß auf das Kleinste auf, Wolf", sagte sie. Er jaulte begeistert.
"Ich habe noch etwas gutes Mammutfett, das ich im letzten Herbst ausgelassen habe", sagte Solandia, als sie sich ihrem abgeschlossenen Wohnbereich näherten. "Im vorigen Jahr hatten wir Glück bei der Mammutjagd - daher haben wir immer noch soviel Fett, ohne das der Winter hart geworden wäre. Es schmilzt schon." Sie erreichten den Eingang, gerade als die Kinder mit dem Jüngsten auf dem Arm hinausstürmten. "Gebt auf Michcris Fäustlinge acht", rief Solandia ihnen nach.
Verdegia und Madenia waren schon drinnen. "Ich habe etwas Asche mitgebracht", sagte Verdegia. Madenia lächelte nur ein wenig zurückhaltend.
Solandia freute sich, daß sie wieder unter Menschen ging. Was sie auch immer an der heißen Quelle gemacht hatten, es schien geholfen zu haben. "Ich lege ein paar Brennsteine ins Feuer. Madenia, würdest du uns einen Tee machen?" fragte sie. "Dann benutze ich den Rest, um das Fett weiter zu schmelzen."
"Wo soll ich die Asche hintun?" fragte Verdegia. "Du kannst sie mit meiner mischen. Ich habe sie schon ausgewaschen, aber erst vor kurzem."
"Losaduna sagte, daß du Fett und Asche nimmst", bemerkte Ayla.
"Und Wasser."
"Seltsame Mischung."
"Ja, das stimmt."
"Was hat dich darauf gebracht, diese Dinge zusammenzutun?
Ich meine, wie bist du das erste Mal darauf gekommen?"
Solandia lächelte. "Das war purer Zufall. Wir waren auf der Jagd gewesen. Draußen brannte ein Feuer in einer tiefen Grube, darüber röstete ein fettes Stück Mammutfleisch. Es begann zu regnen, es goß. Ich packte Fleisch, Bratspieß und alles andere zusammen und suchte Schutz. Als es sich aufhellte, rannten wir zur Höhle zurück; ich aber hatte eine gute hölzerne Kochschale vergessen und ging am nächsten Tag zurück, um sie zu holen. Die Feuerstätte war voll Wasser, und darauf schwamm etwas, das wie fester Schaum aussah. Ich hätte mich nicht weiter darum gekümmert, wenn mir nicht ein Schöpflöffel hineingefallen wäre und ich ihn herausfischen mußte. Ich ging zum Fluß, um ihn abzuspülen. Der Schaum fühlte sich weich und schlüpfrig an, noch besser als eine gute Seifenwurzel, und meine Hände wurden
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