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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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die Männer einander helfen und oft das Leben eines anderen retten, so daß am Ende jeder ein Stück Geist von jedem anderen besitzt. Das verbindet die Jäger eines Clans tiefer als alle Familienbande. Alle sind voneinander abhängig."
    "Da steckt Weisheit drin", sagte Jondalar nachdenklich.
    "Dieser Mann kennt unsere Sitten und Gebräuche nicht, und von dem, was er kennt, hält er nicht viel."
     
    "Was man ihm angesichts des Treibens von Charolis Bande kaum übelnehmen kann, oder?"
    "Das ist es nicht allein, Jondalar. Jedenfalls ist er nicht begeistert, in unserer Schuld zu stehen."
    "Hat er dir das alles erzählt?"
    "Natürlich nicht. Aber die Sprache des Clans besteht nicht nur aus den Gesten der Hand. Die Art, wie ein Mensch sitzt oder steht, sein Gesichtsausdruck - all das sind Dinge, die voller Bedeutung sind. Ich bin in einem Clan aufgewachsen und weiß, was ihn bekümmert. Wenn er mich als Medizinfrau des Clans akzeptieren könnte, würde es ihm helfen."
    "Worin läge denn dann der Unterschied?" fragte Jondalar.
    "Dann würde mir ein Stück seines Geistes gehören."
    "Aber du kennst ihn ja nicht einmal! Wie kannst du dann etwas von seinem Geist besitzen?"
    "Eine Medizinfrau rettet Leben; sie könnte also schon nach wenigen Jahren ein Teil von allen besitzen. Deshalb übergibt sie, wenn sie Medizinfrau wird, ein Stück ihres Geistes dem Clan und erhält dafür ein Stück des Geistes eines jeden Clans-angehörigen. Auf diese Art ist die Schuld immer schon be-glichen, einerlei, wen sie rettet." Ayla grübelte und sagte dann: "Jetzt bin ich zum ersten Mal froh, daß die Clan-Geister nicht zurückgenommen wurden ..." Sie sprach nicht weiter.
    Jondalar wollte etwas sagen und bemerkte, daß sie ins Leere blickte - daß sie nach innen schaute.
    "... als ich mit dem Todesfluch belegt wurde", fuhr sie fort. "Ich habe darüber schon lange nachgedacht. Als Iza starb, hat Creb die Geister wieder zurückgenommen, damit sie sie nicht in die nächste Welt mitnehmen konnte. Doch als Broud mich verfluchen ließ, hat niemand sie mir abgenommen, obgleich ich für den Clan gestorben war."
    "Was wäre, wenn die das wüßten?" fragte Jondalar und deutete mit einer unauffälligen Kopfbewegung auf die beiden Clan-Leute, die sie beobachteten.
    "Dann würde ich für sie nicht mehr existieren. Sie würden mich nicht mehr sehen, nicht mehr sehen wollen. Ich könnte vor ihnen stehen und schreien, und sie würden mich nicht hören.
    Sie würden mich für einen bösen Geist halten, der sie in die nächste Welt locken will", sagte Ayla und schloß die Augen; die Erinnerung schmerzte.
    "Doch warum bist du dann froh, daß du die Stücke der Geister immer noch besitzt?" fragte Jondalar.
    "Weil ich nicht das eine sagen und etwas anderes meinen kann. Ich kann ihn nicht belügen, das würde er merken. Aber ich kann eine Sache unerwähnt lassen. Das ist erlaubt, aus Höflichkeit und aus Respekt vor der Privatsphäre. Ich muß nicht von dem Fluch sprechen, selbst wenn er vermutet, daß ich etwas verschweige; und ich kann mich als Medizinfrau des Clans vorstellen, weil es stimmt. Ich bin es immer noch." Dann legte sie besorgt die Stirn in Falten. "Aber eines Tages werde ich wirklich sterben, Jondalar. Wenn ich mit den Stücken des Geistes aller Clansangehörigen in die nächste Welt gehe, was geschieht dann mit ihnen?"
    "Das weiß ich nicht, Ayla", sagte er.
    Sie zuckte die Achseln. "Wie dem auch sei, jetzt muß ich mich um diese Welt kümmern. Wenn er mich als Medizinfrau des Clans anerkennt, braucht er nicht zu befürchten, in meiner Schuld zu stehen. Es ist schlimm genug, wenn ihn eine solche Schuld mit einem der Anderen verbindet, aber es ist noch schlimmer, wenn es eine Frau ist, die eine Waffe benutzt hat."
    "Als du beim Clan warst, hast du aber auch gejagt", erinnerte sie Jondalar.
    "Das war eine Ausnahme. Brun erlaubte es, weil mich das Totem des Höhlenlöwen beschützte. Er betrachtete es als eine Probe und wahrscheinlich als Grund, eine Frau mit einem so starken Totem zu akzeptieren. Er hat mir auch meinen Jagd-Talisman gegeben und mich die >Frau, Die Jagt< genannt."
    Ayla berührte den Lederbeutel, den sie immer am Hals trug, und dachte dabei an ihren ersten, an den einfachen Riemchensack, den Iza ihr gemacht hatte. Iza hatte auch den roten Ockerbrocken hineingetan, als Ayla in den Clan aufgenommen wurde. Jetzt trug sie das reichverzierte Amulett, das ihr die Mamutoi bei der Adoptionszeremonie gegeben
     
    hatten. Es enthielt alle ihre

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