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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Selten bei einer Frau! Es schien fast so, als verschwiege sie etwas, obwohl er sich da nicht sicher war. Schließlich war sie eine Frau der Anderen, die er ohnehin nicht fragen würde. Frauen, und besonders Medizinfrauen, liebten es, ihre kleinen Geheimnisse zu bewahren.
    Der Schmerz in seinem gebrochenen Bein pochte, und er fürchtete, sich nicht mehr lange beherrschen zu können. Er mußte es aber noch eine Weile aushalten!
    Wie konnte sie eine Medizinfrau sein? Sie war keine Angehörige des Clans. Ihr fehlte dafür das besondere Gedächtnis, die Erinnerungen. Dyondar hatte behauptet, sie wäre eine Heilkundige, und er hatte sehr überzeugt von ihrer Kunst gesprochen, und sein Bein war gebrochen ... Guban knirschte mit den Zähnen. Vielleicht stimmte es, die Anderen mußten auch Heiler haben; doch das machte sie noch nicht zur Medizinfrau des Clans. Er war ihr schon so sehr verpflichtet. Mit diesem Mann durch eine Blutschuld verbunden zu sein, wäre schlimm genug, aber mit einer Frau, dazu noch einer, die eine Waffe benutzte?
    Doch wo wären er und seine Hellhaarige ohne ihre Hilfe? Seine Blonde - und zu allem noch schwanger. Der Gedanke an sie ließ ihn ganz weich werden. Nie gekannte Wut hatte ihn
    ergriffen, als er sah, wie die Männer sie jagten und ihr Gewalt antun wollten. Deshalb war er von der Spitze des Felsens gesprungen. Es hatte lange gedauert, auf den Gipfel zu klettern, und für den Abstieg blieb keine Zeit mehr.
    Er hatte Rotwildspuren gesehen und war hinaufgestiegen, um nach der Jagdbeute Ausschau zu halten, während sie Rinde sammelte und für den Saft, der bald aufsteigen sollte, Zapfstellen anbrachte. Es würde in Kürze wärmer werden, hatte sie gesagt, doch manche glaubten ihr nicht. Sie war immer noch eine Fremde, die behauptete, das Gedächtnis dafür zu haben und es voraussagen zu können. Er wollte, daß sie es den anderen beweisen konnte und hatte sie deshalb mitgenommen, obgleich er von der Gefahr wußte, die von jenen Männern drohte.
    Aber es war kalt, und er glaubte, sie wären sicher, wenn sie sich nicht weit von der Eiskuppe entfernten. Der Felsgipfel schien ein geeigneter Platz, um die Gegend auszuspähen. Der rasende Schmerz, als sein Bein beim Aufprall brach, betäubte ihn, doch er gab nicht auf. Die Männer waren über ihm, und er mußte kämpfen - mit oder ohne Schmerz. Ihm wurde warm ums Herz, als er daran dachte, wie sie auf ihn zugestürzt war. Zu seiner Überraschung schlug sie auf jene Männer ein. Das hatte er noch nie bei einer Frau erlebt, und er würde es auch nicht weitererzählen. Aber er freute sich darüber, daß sie ihm helfen wollte.
    Er verlagerte sein Gewicht, um den stechenden Schmerz auszuhalten. Doch das war nicht die Hauptsache. Er hatte schon früh gelernt, Schmerzen zu ertragen. Ihn quälten ganz andere Sorgen. Was, wenn er nie mehr gehen konnte? Gebrochene Beine oder Arme heilten nur langsam, und wenn die Knochen nun falsch zusammenwuchsen, sich verdrehten oder verformten oder kürzer wurden? Was war, wenn er nun nicht mehr jagen konnte?
    Wenn er nicht mehr jagen konnte, würde er seinen Rang verlieren. Er würde nicht länger Anführer sein. Er hatte dem Anführer ihres Clans versprochen, sich um sie zu kümmern. Sie war der Liebling ihres Stammes; doch sein Rang war hoch, und sie wollte mit ihm gehen. Als sie allein in ihren Schlaffellen lagen, hatte sie ihm sogar gesagt, sie habe ihn gewollt.
    Seine erste Frau war nicht allzu glücklich gewesen, als er mit einer jungen und schönen zweiten Frau zurückkam, aber sie war eine brave Clan-Frau. Sie hatte sich immer gut um sein Herdfeuer gekümmert und würde den Rang der ersten Frau behalten. Er versprach, für sie und ihre zwei Töchter zu sorgen. Das tat er gern. Auch wenn er sich immer einen Sohn gewünscht hatte, erfreuten ihn die Töchter seiner Gefährtin an seinem Herdfeuer. Nur waren sie schon fast erwachsen und würden bald wegziehen.
    Doch wenn er nicht mehr jagen konnte, konnte er für nie-manden mehr sorgen. Wie ein alter Mann war er dann vom Clan abhängig. Und seine schöne Hellhaarige, die vielleicht einem Sohn das Leben schenkte, wer kümmerte sich um sie? Ein anderer Mann, sicher, aber dann würde er sie verlieren.
    Mit seinem gebrochenen Bein konnte er noch nicht einmal zum Clan zurückkehren. Er mußte sie um Hilfe schicken und sich abholen lassen. Das war in den Augen seines Stammes entwürdigend. Aber noch schlimmer war es, wenn er mit dem gebrochenen Bein seine Schnelligkeit oder

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