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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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er.
     
    Ayla fühlte, wie sich das Seil straffte und sie von dem Sims hob. Ihre Füße hingen in der Luft, als sie langsam hochgezogen wurde. Sie sah Jondalars Gesicht und seine besorgten Augen, und sie ergriff die Hand, die er ihr reichte, um sie über den Rand zu ziehen. Dann stand sie wieder auf der Oberfläche, und Jondalar erdrückte sie fast mit seiner Umarmung. Sie klammerte sich an ihn.
    "Ich glaubte schon, ich hätte dich für immer verloren", sagte er und küßte sie und hielt sie fest. "Verzeih mir, daß ich dich angeschrien habe, Ayla. Ich weiß, daß du dein Pferd selbst be-laden kannst. Ich mache mir nur immer so viele Sorgen."
    "Nein, es ist meine Schuld, ich hätte auf meine Augenschützer achtgeben und nicht einfach so losziehen sollen. Ich habe mich immer noch nicht an das Eis gewöhnt."
    "Aber ich habe es zugelassen und hätte es besser wissen müssen."
    "Ich hätte es besser wissen müssen", sagte Ayla zur gleichen Zeit. Sie lächelten sich an.
    Ayla fühlte einen Ruck und sah, daß das andere Ende des Seiles an dem braunen Hengst festgebunden war. Renner hatte sie aus dem Abgrund gezogen. Sie versuchte die Knoten zu lösen, während Jondalar das Pferd festhielt. Schließlich nahm sie ein Messer, um den Strick durchzuschneiden. Sie hatte die Knoten sehr fest gemacht, und beim Hochziehen hatten sie sich so festgezogen, daß man sie nicht mehr lösen konnte. Sie umgingen den Abgrund, der fast zu einer Katastrophe gerührt hätte, und setzten ihren Marsch über das Eis fort. Allmählich machten sie sich ernsthafte Sorgen: ihr Vorrat an Brennsteinen ging zur Neige.
    "Wie lange dauert es noch, bis wir die andere Seite erreicht haben, Jondalar?" fragte Ayla am Morgen, als sie Eis schmolz. "Wir haben nicht mehr viele Brennsteine."
    "Ich weiß. Wir hätten jetzt eigentlich schon da sein sollen. Die Stürme haben mehr Zeit gekostet, als vorherzusehen war, und ich mache mir langsam Sorgen, daß das Wetter umschlägt, solange wir noch auf dem Eis sind. Das kann schnell gehen", sagte Jondalar und suchte angestrengt den Himmel ab. "Ich fürchte, es ist bald so weit."
    "Weshalb?"
    "Ich denke gerade an den albernen Streit, den wir hatten, bevor du in die Spalte gestürzt bist. Weißt du noch, wie uns alle vor den bösen Geistern gewarnt haben, die der Schneeschmelzer vor sich hertreibt?"
    "Ja! Solandia und Verdegia haben gesagt, sie brächten üble Stimmungen, und ich war sehr gereizt. Das bin ich immer noch. Ich bin so krank und habe das Eis so satt, ich muß mich geradezu zwingen, weiterzugehen. Könnte das damit zu tun haben?"
    "Das frage ich mich schon die ganze Zeit, Ayla, und wenn es so ist, müssen wir uns beeilen. Wenn der Föhn uns auf dem Eis er-wischt, können wir alle in die Risse stürzen", sagte Jondalar.
    Sie versuchten, die Brennsteine sorgfältiger einzuteilen, und tranken ihr Wasser, so kalt es eben ging. Beide trugen jetzt schneegefüllte Beutel unter ihren Pelzumhängen, um mit ihrer Körperwärme genügend Wasser für sich selbst und Wolf zu schmelzen. Nur für die Pferde reichte das nicht, und als der letzte Brennstein verbraucht war, hatten sie für die großen Tiere kein Wasser mehr. Mit Sorge beobachtete Ayla, wie sie Eis kauten. Das konnte ein Absinken der Körpertemperatur bewirken, das auf dem bitterkalten Gletscher lebensgefährlich war.
    Die Pferde waren zu ihr gekommen, nachdem sie das Zelt aufgeschlagen hatten; doch Ayla konnte ihnen nur ein paar Schlucke von ihrem eigenen Wasser abgeben und ein wenig Eis aufhacken. An diesem Tag hatte es keinen Nachmittagssturm gegeben, und sie waren weitergezogen, bis es fast dunkel war. Darüber hätten sie froh sein können, aber Ayla fühlte sich seltsam unwohl. Sie schlief nicht gut in dieser Nacht und versuchte sich zu beruhigen, indem sie sich sagte, daß sie sich nur um die Pferde ängstigte.
    Auch Jondalar lag lange wach. Heute hatte er den Eindruck gehabt, der Horizont sei nähergerückt; es konnte aber auch Einbildung sein - und so sprach er nicht davon. Schließlich fiel er in einen leichten Schlummer. Mitten in der Nacht wachte er auf und fand Ayla ebenfalls schlaflos vor. Beim ersten leichten Blauschimmer, der das Schwarz der Nacht ablöste, brachen sie auf; die Sterne blinzelten noch am Himmel.
    Um die Mitte des Vormittags hatte sich der Wind gedreht, und Jondalar sah seine schlimmsten Befürchtungen wahr werden. Der Wind war nicht eigentlich warm, nur weniger kalt; und er kam von Süden.
    "Vorwärts, Ayla! Wir müssen uns

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