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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Rücken, um ihm das Atmen zu erleichtern. Er versuchte zu lächeln, spuckte stattdessen aber Blut. Sie tupfte seine Kinn mit einem Fetzen Kaninchenfell ab, das ein fester Bestandteil ihrer medizini schen Ausrüstung war.
Abermals durchsuchte Ayla ihren Medizinbeutel. Vielleicht hatte sie ja etwas übersehen, das seine Schmerzen lindern wür de. Enzianwurzeln könnten helfen oder eine Waschung mit Arnika. Beide Mittel waren dazu geeignet, den Schmerz, der von Quetschungen und inneren Verletzungen herrührte, zu lin dern, aber sie hatte keines von beiden bei sich. Die feinen Haa re von Hopfenrispen hätten ihm helfen können, sich zu ent spannen - er hätte nur die Luft in ihrer Nähe einatmen müssen. Aber auch sie standen ihr nicht zur Verfügung. Vielleicht konnte sie ihn auch den Rauch einer Arznei einatmen lassen, da er keine Flüssigkeit zu sich nehmen durfte. Nein, wahr scheinlich würde ihn der Rauch zum Husten bringen, und das wäre noch schlimmer. Es war hoffnungslos und nur noch eine Frage der Zeit, aber irgendetwas musste sie unternehmen, um wenigstens seine Schmerzen zu lindern.
Plötzlich kam ihr eine Idee. War ihr nicht auf dem Weg hier her eine Baldrianpflanze aufgefallen? Eine mit besonders aro matischen Wurzeln? Hatte nicht einer der Mamuti sie auf dem Sommertreffen Narde genannt? Aber wie hieß sie auf Zelando ni? Als sie den Kopf hob, fiel ihr Blick auf eine junge Frau, für die Manvelar besonders viel Achtung zu hegen schien: Thefo na, die Späherin der Dritten Höhle.
Thefona hatte mitgeholfen, den Unterschlupf zu säubern, den sie selbst entdeckt hatte, und war die ganze Zeit da geblieben, um Ayla bei der Arbeit zuzusehen. Die fremde Frau erregte ihr Interesse. Sie hatte etwas Auffallendes an sich. Außerdem hatte sie es geschafft, sich in der kurzen Zeit, die sie hier war, den Respekt der Neunten Höhle zu verschaffen. Thefona fragte sich, wie viel sie wohl wirklich von der Kunst des Heilens verstand. Sie hatte keine Tätowierungen wie die Zelandonia, aber vielleicht pflegte man dort, wo sie herkam, andere Sitten. Es gab immer wieder Leute, die ihr Wissen nur vortäuschten, aber das schien bei dieser Fremden nicht der Fall zu sein. Sie schien es nicht nötig zu haben, jemanden zu beeindrucken. Da für waren ihre Taten um so eindrucksvoller, etwa ihr Umgang mit der Speerschleuder.
Die Späherin war überrascht, als Ayla sie plötzlich ansprach: »Thefona, kann ich dich um einen Gefallen bitten?«
»Sicher«, antwortete Thefona und wunderte sich über den merkwürdigen Akzent der fremden Frau. Vielleicht ist das der Grund, weshalb sie so wenig redet, dachte sie.
»Kennst du dich mit Pflanzen aus?«
»Jeder kennt sich mit Pflanzen aus«, antwortete Thefona.
»Ich meine eine Pflanze, deren Blätter an Fingerhut erinnern, die aber löwenzahngelbe Blüten hat. Die Mamutoi nennen sie Narde.«
»Tut mir Leid. Ich kenne mich mit Gemüsepflanzen aus, aber nicht mit Heilpflanzen. Dafür brauchst du eine Zelandoni.«
Ayla überlegte kurz, dann fragte sie: »Könntest du eine Weile auf Shevonar aufpassen? Ich glaube, ich habe auf dem Weg hierher Narden gesehen. Ich möchte denselben Weg zurückge hen und versuchen, sie zu finden. Wenn er aufwacht oder sich irgendetwas an seinem Zustand ändert, könntest du dann je manden losschicken, um mich zu holen?« Dann tat sie etwas, was sie als Medizinfrau normalerweise nie tat: Sie erklärte, was sie vorhatte. »Wenn es sich um die Pflanze handelt, an die ich denke, könnte das eine große Hilfe sein. Ich habe die zer stampften Wurzeln bereits einmal als Umschlag angewendet, um Knochenbrüche zu heilen. Die Heilwirkung setzt schnell ein und verschafft Linderung. Wenn ich etwas Engelstrompete darunter mische und ein bisschen getrocknete und verriebene Schafgarbe, kann ich vielleicht etwas gegen seine Schmerzen ausrichten. Ich will versuchen, die Pflanze zu finden.«
»Ja, ich kann derweil natürlich nach ihm sehen«, sagte The fona, die sich geschmeichelt fühlte, dass die Fremde sie um ihre Hilfe bat.
Joharran und Manvelar redeten auf Ranokol ein, aber sie sprachen so leise, dass Ayla kein Wort verstehen konnte, ob wohl sie direkt neben ihr standen. Sie konzentrierte sich auf den Verwundeten und betrachtete mit Sorge, wie sich das Was ser nur langsam erwärmte. Wolf hatte sich neben ihr auf den Boden gelegt, den Kopf auf den Pfoten, und verfolgte jede ih rer Bewegungen. Als das Wasser zu dampfen anfing, warf sie die Nardenwurzeln hinein, um sie weicher zu machen,

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