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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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wohingegen etwas, das zusätzlich schön und wohlgeformt war, in aller Regel aufgehoben wurde.
Doch nicht nur die Handwerkskunst wurde geschätzt. Auch Unterhaltung galt als unerlässlich. Lange, kalte Winter fessel ten die Menschen an ihre Höhlenbehausungen, und sie brauch ten Abwechslung, um die Enge auszuhalten. Tanz und Gesang waren Beschäftigungen, die einzeln und gemeinsam ausgeübt werden konnten, und die Flötenspieler waren ebenso beliebt wie die Speerschnitzer oder Korbflechterinnen. Ayla hatte be reits festgestellt, dass die Geschichtenerzähler sich besonderer Beliebtheit erfreuten. Sogar der Clan hatte seine Geschichten erzähler gehabt. Sie hatten die Geschichten, die sie auswendig kannten, gerne und häufig zum Besten gegeben.
Auch die Anderen mochten altvertraute Geschichten, aber sie liebten auch das Neue. Für Rätsel und Wortspiele begeisterten sich Alt und Jung. Besucher wurden stets willkommen gehei ßen, und sei es auch nur deshalb, weil sie gewöhnlich Neues zu berichten hatten. Man drängte sie, von ihrem Leben und ihren Abenteuern zu erzählen - ob sie nun über Redetalent verfügten oder nicht -, weil dies Gesprächsstoff für die langen Stunden am Winterfeuer lieferte. Fast alle waren in der Lage, ihre Neu igkeiten einigermaßen interessant vorzutragen, doch die wirk lich talentierten Erzähler versuchte man mit Bitten, Lockmit teln und gutem Zureden zu Besuchen in den Höhlen zu bewe gen, und so machten sich die ersten wandernden Geschichten erzähler auf den Weg. Manche von ihnen verbrachten ihr Le ben, oder zumindest mehrere Jahre, damit, von Höhle zu Höhle zu reisen; sie überbrachten Neuigkeiten, trugen Botschaften weiter und erzählten Geschichten. Kein Gast war willkomme ner als sie.
Die meisten Menschen wurden an den Verzierungen ihrer Kleidung oder an ihren Ketten und anderen Schmuckstücken erkannt, die Geschichtenerzähler jedoch entwickelten mit der Zeit eine ganz besondere Art der Bekleidung, die von ihrem Stand kündete. Schon die Kleinsten erkannten sie, und sobald einer der unterhaltsamen Gäste erschien, ruhten alle anderen Tätigkeiten. Sogar Jagden wurden manchmal abgesagt, und man hielt stattdessen ein spontanes Fest ab. Kein Geschichten erzähler musste je für seinen Unterhalt jagen oder sammeln auch wenn viele dazu durchaus in der Lage gewesen wären. Stets erhielten sie Geschenke, damit sie bald wiederkamen, und wenn sie zu alt und zu gebrechlich zum Umherwandern wur den, konnten sie sich in jeder beliebigen Höhle niederlassen.
Manchmal schlossen sich Geschichtenerzähler zu Gruppen zusammen oder nahmen ihre Familien mit. Besonders talentier te Gruppen tanzten, sangen oder spielten Instrumente, zum Beispiel Schlaginstrumente, Rasseln, Raspeln und Flöten, manchmal auch fest gespannte Sehnen, die geschlagen oder gezupft wurden. An solchen Zusammenkünften nahmen oft auch die in der Höhle lebenden Musiker, Sänger, Tänzer und Erzähler teil. Geschichten wurden nicht nur erzählt, sondern manchmal auch szenisch vorgeführt. Doch in welcher Form sie auch dargeboten wurden - im Mittelpunkt stand immer der Ge schichtenerzähler.
Alles konnte zur Geschichte werden: Mythen, Legenden, Ü berlieferungen, persönliche Abenteuer oder Beschreibungen von fernen oder erfundenen Orten, von Menschen und Tieren. Weil alle sich dafür interessierten, gehörten zum Repertoire jedes Geschichtenerzählers auch die Ereignisse in den Nach barhöhlen - Gerüchte und Klatsch, ob lustig, ernst, traurig, wahr oder erfunden. Alles und jedes war erlaubt, solange es gut erzählt wurde. Die wandernden Geschichtenerzähler über brachten auch persönliche Botschaften von Freunden oder Verwandten, von Anführer zu Anführer, von einer Zelandoni zur anderen; solche Übermittlungen waren allerdings eine heik le Angelegenheit. Ein Geschichtenerzähler musste sich als sehr vertrauenswürdig erwiesen haben, bevor ihm Anführer oder Zelandonia vertrauliche Nachrichten mit auf den Weg gaben.
Hinter dem Bergkamm, der höchsten Erhebung in weitem Umkreis, fiel das Land wieder ab und lief in eine Ebene aus. Ayla überwand den Kamm und machte sich auf den Rückweg, wobei sie bergab einen kaum erkennbaren Pfad benutzte, der erst kürzlich von dichtem Gestrüpp und Krüppelkiefern befreit worden war. Am Fuß des Hügels, dort, wo die dichten Beeren sträucher aufhörten und das spärliche Gras begann, verließ sie den Pfad und folgte einem alten, ausgetrockneten Flussbett, in dem die Steine so dicht lagen,

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