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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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dass kaum eine Pflanze darin wuchs.
Wolf brannte vor Neugierde. Auch für ihn war es Neuland, und er ließ sich von jedem Erdhaufen und jedem Einschluss anlocken, der seiner Nase einen neuen Geruch bot. Sie suchten sich gemeinsam einen Weg durch das steinige Flussbett, das sich, als noch Wasser hindurchgerauscht war, tief in den Kalk stein eingegraben hatte. Mit einem Mal rannte Wolf voraus und verschwand hinter einem Geröllhaufen. Ayla ließ ihn gewähren und nahm an, dass er jeden Moment wieder auftauchen würde, aber sie wartete vergeblich und wurde nach einiger Zeit unru hig. Sie sah sich nach allen Richtungen um und stieß die schril le, unverkennbare Tonfolge aus, die sie speziell für Wolf ent wickelt hatte. Dann wartete sie. Es dauerte noch einmal eine Weile, bis sie sah, dass sich die Dornensträucher hinter den Steinen bewegten und er unter ihnen hervorkroch.
»Wo warst du denn, Wolf?«, fragte sie und beugte sich hin unter, um ihm in die Augen zu schauen. »Was ist unter diesen Dornranken, das dich so gefesselt hat?«
Sie beschloss, es selbst herauszufinden, und nahm ihren Tra gesack ab, um die kleine Axt herauszuholen, die Jondalar ihr geschenkt hatte. Sie eignete sich nicht besonders gut dafür, die langen, verholzten Dornenranken durchzuhauen, aber Ayla gelang es, eine Lücke zu schaffen, durch die sie nicht, wie erwartet, Erde sah, sondern ein dunkles Loch. Nun erwachte auch in ihr die Neugierde.
Sie hackte kräftiger und vergrößerte die Öffnung so weit, dass sie sich, ohne allzu sehr zerkratzt zu werden, durch sie hindurchzwängen konnte. Der abschüssige Boden führte zu einer Höhle mit einem bequem passierbaren Eingang. Durch die Öffnung fiel etwas Tageslicht, und Ayla tastete sich vor sichtig abwärts, wobei sie ihre Schritte zählte. Als sie bei ein unddreißig war, wurde der Boden wieder flach, und der Gang erweiterte sich. Schwaches Tageslicht sickerte vom Eingang her in die Höhle, und da sich ihre Augen mittlerweile an das Halbdunkel gewöhnt hatten, sah sie, dass sie sich in einem ge räumigen Gewölbe befand. Sie blickte sich ein letztes Mal um, traf im Stillen eine Entscheidung und trat den Rückweg an.
»Was meinst du, wie viele Menschen diese Höhle kennen, Wolf?«
Mit der Axt erweiterte sie den Eingang noch etwas, dann ließ sie den Blick suchend umherschweifen. Nicht weit entfernt stand, von Brombeersträuchern eingekreist, eine kleine Kiefer mit braunen Nadeln, die offenkundig abgestorben war. Mit ihrer Axt schlug sich Ayla einen Weg durch das Gewirr der Ranken und griff nach einem der dürren Äste. Sie hängte sich mit aller Kraft daran, und es gelang ihr, die Astspitze abzubre chen. Ihre Hand war klebrig, und sie bemerkte zufrieden dunk le Harzflecken auf dem Ast. Er würde ihr gut als Fackel die nen, wenn sie ihn erst einmal zum Brennen gebracht hatte.
Sie sammelte trockene Zweige und Rinde von der toten Kie fer und setzte sich in die Mitte des trockenen Flussbettes.
Aus dem Tragesack holte sie ihr Feuerbesteck und entfachte mit Hilfe von Pyritknolle und Feuerstein auf der zerstoßenen Rinde und den Holzspänen ein kleines Feuer. In dieses hielt sie den dürren Ast. Wolf beobachtete sie, und als er sah, dass sie wieder auf die Höhle zuging, rannte er über das Geröll voraus und quetschte sich wie beim ersten Mal vor ihr hinein. In früherer Zeit, als der Fluss, durch den die Höhle geschaffen wor den war, noch Wasser geführt hatte, hatte das Höhlendach vor dem Eingang einen Überhang gebildet, aber dann war es einge stürzt und hatte die Geröllhalde vor der Öffnung aufgeschüttet.
Sie stieg auf den Steinhaufen und schob sich durch die Öff nung. Im Licht der flackernden Fackel tastete sie sich die glit schige Rampe aus feuchtem, mit Sand versetztem Lehm hinun ter und zählte wieder die Schritte. Diesmal waren es nur acht undzwanzig, bis der Boden eben wurde. Der breite Gang er weiterte sich zu einem großen, U-förmigen Raum. Sie hielt die Fackel hoch, sah sich um und hielt den Atem an.
Die Wände, an deren klarer, glänzender Oberfläche kristalli siertes Kalzit glitzerte, waren fast weiß. Während sie Schritt für Schritt vorwärts ging, ließ das Licht der Fackel auf dem natür lichen Relief der Wände Schattenbilder tanzen, die einander zu jagen schienen, als seien sie lebendig und atmeten. Ayla trat näher an die weißen Wände heran, die etwa auf Höhe ihres Kinns von einem bräunlichen Felsband begrenzt waren und sich bogenförmig zum Dach hin rundeten. Vor

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