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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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angegriffen worden. Seine Großmutter war eine Heilerin, und sie musste ihm den Arm abschneiden, weil er seinen Körper vergiftete. Sonst wäre er gestorben.«
»Wie schrecklich!«, rief Denoda.
»Das ist wahr. Er war auch auf einem Auge blind, und sein Bein war verletzt. Nach dem Angriff musste er am Stock ge hen.«
»Der arme Junge. Er musste sicher sein Leben lang versorgt werden, nicht wahr?«
»Nein«, erwiderte Ayla. »Er hat für sein Volk einen wertvol len Beitrag geleistet.«
»Wie denn? Wie hat er das geschafft?«
»Er wurde ein großer Mann, ein Mogur, das ist wie ein Ze landoni, und er wurde als der Erste anerkannt. Er und seine Schwester waren diejenigen, die sich um mich kümmerten, als meine eigene Familie gestorben war. Er war der Mann meines Herdfeuers, und ich liebte ihn sehr.«
Mardena starrte sie mit offenem Mund aus weit aufgerissenen Augen an. Sie konnte der Frau kaum glauben, aber warum soll te jemand bei so einer Geschichte lügen?
Während Ayla sprach, wurde Denoda ihres ungewöhnlichen Akzents gewahr, aber die Geschichte machte ihr begreiflich, warum die fremde Frau Lanidar so ins Herz geschlossen hatte. Wenn sie sich mit Jondalar verbindet, wird sie mit sehr mäch tigen Leuten verwandt sein, und wenn sie den Jungen mag, könnte sie ihm sehr helfen. Diese Frau könnte sich als äußerst segensreich für ihn entpuppen.
Auch Lanidar hatte zugehört. Vielleicht kann ich doch noch jagen lernen, dachte er, auch wenn ich nur einen guten Arm habe. Vielleicht muss ich nicht immer nur Beeren pflücken.
Sie näherten sich einem Gebilde, das wie eine nicht sehr sta bile Umfriedung aussah. Sie bestand aus langen, dünnen, gera den Erlen- und Weidenpfählen, die in X-Form zusammenge bunden waren. Darüber lagen andere Pfähle, die an kürzeren, dickeren, tief in die Erde eingelassenen Pflöcken befestigt wa ren. Büsche und Zweige, schon im Trocknen begriffen, füllten locker die Zwischenräume. Hätte eine Wisentherde oder auch nur ein einzelnes ausgewachsenes männliches Tier - sie wurden fast zwei Meter groß und hatten lange, schwarze Hörner - be schlossen auszubrechen, hätte der Pferch nicht gehalten. Selbst die Pferde hätten den Zaun überspringen können.
»Weißt du noch, wie du nach Renner pfeifen musst, Lani dar?«, fragte Ayla. »Ich glaube, ja.«
»Dann ruf ihn. Mal sehen, ob er kommt.« Der Junge stieß ei nen durchdringenden Pfiff aus. Sehr bald tauchten die beiden Pferde - zuerst der Hengst, dann die Stute - hinter einer Baumgruppe am Flussufer auf und trotteten auf sie zu. Am Zaun des Pferchs blieben sie stehen und warteten auf die Menschen. Winnie schnaubte, und Renner wieherte. Ayla begrüßte sie mit einem kräftigen Wiehern ihrerseits, und beide Pferde antworte ten ihr.
»Sie kann ein Geräusch wie ein Pferd machen«, wunderte sich Mardena.
»Das sagte ich doch, Mutter«, kam es von Lanidar. Wolf stürmte voraus und kroch unter dem Zaun hindurch. Er setzte sich vor die Stute, während sie, wie zur Begrüßung, den Kopf neigte. Dann lief Wolf zu dem jungen Hengst, ließ sich auf Brust und Vorderpfoten fallen, reckte das Hinterteil spielerisch in die Höhe und jaulte Renner an. Der Hengst wieherte zurück, dann legten sie die Nasen aneinander. Lächelnd duckte sich Ayla unter dem Zaun durch. Sie legte der Stute die Arme um den Hals und streichelte den Hengst, der sich Beachtung hei schend an sie drängte.
»Ich hoffe, dieser Zaun gefällt euch besser als Halfter und Leinen. Ich wünschte, ich könnte euch frei laufen lassen, aber das ist nicht möglich, wenn so viele Leute jagen. Heute habe ich Besucher mitgebracht, und es ist wichtig, dass ihr sehr sanft und entgegenkommend seid. Der Junge, der gepfiffen hat, soll nach euch schauen, und seine Mutter will ihn beschützen und hat etwas Angst vor euch.« Das alles erklärte ihnen Ayla in der Sprache, die sie erfunden hatte, als sie allein im Tal gelebt hat te.
Sie setzte sich aus Geräuschen und Gebärden des Clans zu sammen und aus der Babysprache, mit der sie und ihr Sohn sich verständigt hatten, als er noch klein war und sie viel Zeit allein miteinander verbrachten; dazu kamen bestimmte Laut malereien wie Schnauben und Wiehern, die sie als Nachah mung der Tierlaute gelernt hatte. Nur sie selbst kannte ihre Bedeutung, und den Pferden gegenüber wandte sie immer diese erfundene Sprache an. Sie bezweifelte, dass sie alles verstanden, auch wenn sie bestimmte Geräusche und Gebärden zu begreifen schienen, da sie sie als Signale und

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