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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Widerrist eine Höhe von fast zwei Metern und wog an die 1400 Kilogramm. Damit war er etwa 70 Zentimeter höher als seine größten domestizierten Ab kömmlinge und besaß fast das doppelte Gewicht. Er sah aus wie ein gewöhnlicher Bulle, war aber um so vieles größer, dass er sich fast dem Mammut annäherte. Als Nahrung bevorzugten Auerochsen Gras; frisches, grünes Gras, keine Stängel und keine Blätter. Lichtungen, Waldränder, Wiesen und Marschen zogen sie offenen Steppen vor. Im Herbst fraßen sie auch Ei cheln, Nüsse und Grassamen, um Fettreserven zu bilden, und in den Unbilden des Winters verschmähten sie auch Blätter und Knospen nicht.
Die Bullen hatten ein schwarzes, zottiges Fell mit einem hel leren rotbraunen Halsstrich am Rücken. Auf der Stirn lag ein dicker, lockiger Haarknoten, den zwei lange, dünne, grauweiße Hörner flankierten, die nach der Spitze zu dunkler wurden. Die Kühe waren kleiner und kürzer, und ihr Fell hatte häufig eine rötliche Färbung. Die alten oder sehr jungen Tiere fielen oft vierbeinigen Raubtieren zum Opfer. Ein kräftiger Bulle fürch tete sich vor keinem Jäger, auch vor Menschen nicht, und ging ihnen nicht aus dem Weg. Besonders während der Brunst im Herbst, aber auch außerhalb dieser Zeit, ließ er sich auf Kämp fe ein und konnte einen Mann oder Wolf in unkontrollierter Wut angreifen, ihn auf die Hörner nehmen und in die Luft schleudern, und es kam sogar vor, dass er einen Höhlenlöwen aufschlitzte. Auerochsen waren schnell, stark und sehr, sehr gefährlich.
Der Jagdtrupp brach auf, sobald es hell genug war, um sich zu orientieren. Da sie schnell wanderten, sichteten sie die Au erochsenherde, noch bevor die Sonne richtig aufgegangen war; das Tal lag erstaunlich nahe. Es führte in eine breite Schlucht, die sich am hinteren Ende zu einem Hohlweg verengte und danach wieder zu einem natürlichen Pferch erweiterte. Das Tal war nicht nach allen Seiten geschlossen, es gab mehrere Fluchtwege für die Tiere. Sie hatten hier schon gejagt, aber eine Jagd konnte nicht mehr als einmal pro Jahreszeit am sel ben Ort stattfinden, denn der Blutgeruch von früheren Jagden schreckte die Tiere ab, bis der Schnee im Winter alles wieder zudeckte und reinigte. Doch mit Blick auf spätere Unterneh mungen waren die Fluchtwege vorsorglich mit Zäunen ver sperrt worden, und einige Jäger machten die Runde, um zu kontrollieren, ob sie halten würden, und um eine Stelle zu fin den, von der aus sie ihre Speere werfen konnten. Ein Wolfsge heul war das verabredete Signal für den Beginn. Ayla war vor gewarnt worden und hatte den Arm um Wolf gelegt, für den Fall, dass er in Versuchung geraten sollte, zu antworten. Ein lautes Krächzen wie von einer Krähe ertönte als Antwort.
Die anderen Jäger waren um die Herde geschlichen und hat ten versucht, sie nicht aufzuschrecken, was bei so vielen Men schen schwierig war. Ayla und Jondalar hatten sich im Hinter grund gehalten, damit der Geruch des Wolfs keine ungewollte Unruhe auslöste. Beim vereinbarten Signal schwangen sie sich auf die Pferde und galoppierten los. Wolf rannte neben ihnen her. So schnell und mächtig die Bullen auch waren, so sehr waren sie andererseits an ihren Herdentrieb gebunden. Außer dem hatten sie Jungtiere dabei. Das plötzliche Geheul und Ge schrei und der Anblick unbekannter Gegenstände, die die Jäger vor ihnen schwenkten, jagten ihnen einen heillosen Schrecken ein, und als einer loslief, folgten bald andere. Und als dann noch zwei Menschen auf Pferderücken ihnen johlend und ges tikulierend auf den Leib rückten und sie den Geruch von Wolf wahrnahmen, stürmte die ganze Herde blindlings in die Schlucht.
Der enge Durchgang bremste ihr Tempo, und sie drängten sich angstvoll aneinander, um sich möglichst schnell hindurchzuzwängen. Einige versuchten, aus der brüllenden, röhrenden Herde auszubrechen und einen anderen Weg zu finden. Die Menschen, die Pferde und der Wolf schienen überall gleichzei tig aufzutauchen und scheuchten sie zurück, doch schließlich hatte ein erfahrener alter Bulle genug. Er blieb stehen, stampfte auf die Erde und senkte die Hörner. Zwei sirrende Speere aus Speerschleudern trafen ihn. Er ging in die Knie und fiel auf die Seite. In diesem Moment hatten die meisten Tiere die Enge passiert, und der Zaun wurde geschlossen. Dann begann das Gemetzel.
Die Tiere waren in die Falle gegangen und wurden mit Spee ren aller Art beworfen - Speeren mit Feuersteinspitzen, mit Spitzen aus Knochen oder

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