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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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für uralt zu halten schien - über ein solch enormes Wissen verfügte? Sie hatte so harmlos gewirkt, fast unerfahren. Doch Zelandoni begriff all mählich, dass in Ayla mehr steckte, als sie angenommen hatte. Sie wusste, dass es nie klug war, unbekannte Faktoren zu un terschätzen, aber nun war es ihr doch passiert.
    Und nun musste sie sich um andere Dinge kümmern. Die Ze landonia hatten beschlossen, die Ersten Riten vor der Hoch zeitszeremonie durchzuführen, obwohl das in der Regel andersherum gehandhabt wurde. Diesmal jedoch gab es einen bestimmten Grund. Vor ihren Ersten Riten galten alle Frauen als Mädchen und sollten die Wonnengabe der Mutter noch nicht teilen. Die Riten der Ersten Wonnen waren diejenige Ze remonie, bei der unter strenger, sorgfältiger Aufsicht die Mäd chen körperlich geöffnet und in die Lage versetzt wurden, die Geister zu empfangen, die neues Leben entstehen ließen. Erst dann galten sie als vollständige Frauen. Doch die Ersten Riten fanden immer während des Sommertreffens statt, und meist verging von der ersten Mondzeit der Mädchen bis zu den Ers ten Riten eine geraume Zeit, während der sie sich in einer Art Zwischenzustand befanden und auf die meisten Männer - ver mutlich gerade weil sie verboten waren - außerordentlich ver führerisch wirkten.
    Am Ende des Sommertreffens fand immer eine zweite Zere monie für die Mädchen statt, deren Blutungen während des Sommers eingesetzt hatten, aber der lange Zeitraum zwischen den Treffen war problematisch. Junge Männer und auch weni ger junge waren ständig hinter den heranwachsenden Mädchen her, und durch die Feste zu Ehren der Mutter wurden sich die jungen Frauen, und besonders diejenigen, die seit dem Herbst menstruierten, ihrer eigenen Begierden bewusst. Keine Mutter wollte, dass die Mondzeit ihrer Tochter im Herbst einsetzte, denn dann lag ein langer, dunkler Winter mit sehr wenigen Betätigungsmöglichkeiten im Freien vor ihr.
    Auch wenn es als Schande galt, wenn Mädchen nicht bis zu ihren Ersten Riten warteten, gab es natürlich immer einige, die sich von den unablässigen Schmeicheleien verführen ließen. Doch obwohl alle wussten, dass sie unter massivem Druck standen, galten die nachgiebigen Mädchen letztlich als weniger wünschenswerte Gefährtinnen, da sie so wenig Selbstkontrolle bewiesen hatten. Manche fanden es ungerecht, eine Frau zu brandmarken, weil sie als Mädchen mehr oder weniger naiv eine Grenze überschritten hatte. Andere dagegen betrachteten Standhaftigkeit als Prüfstein für charakterliche Stärke, für Integrität, Urteilskraft und Beharrlichkeit - alles Eigenschaften, die bei Frauen sehr geschätzt wurden.
    Wenn ein Mädchen nicht hatte warten können, bat ihre Mut ter unweigerlich die Zelandonia um Hilfe, damit der Vorfall nicht ans Licht kam, und die Ersten Riten wurden dennoch abgehalten, denn ohne sie konnte eine junge Frau nicht mit einem Gefährten zusammengegeben werden. Die Zelandonia achteten immer darauf, dass die Männer, die dafür ausgewählt wurden, diejenigen jungen Frauen zu »öffnen«, die bereits ge öffnet waren, diskret sein konnten, damit nichts an die Öffent lichkeit drang. Dennoch waren die Namen der Mädchen be kannt, zumindest den Zelandonia, die sich in diesem Punkt nichts vormachen ließen, und viele andere argwöhnten etwas.
    In diesem Sommer stellte sich nun ein ungewöhnliches Prob lem. Ein junges Mädchen, Janida von der Südgrotte der Neun undzwanzigsten Höhle, das seine Ersten Riten noch nicht durchlaufen hatte, war schwanger und wollte sich mit dem jun gen Mann verbinden, der es verfrüht geöffnet hatte. Peridal, ebenfalls von der Südgrotte der Neunundzwanzigsten, war von dieser Idee weniger angetan, obwohl er Janida den ganzen Winter hindurch unablässig verfolgt und ihr hochtrabende Ver sprechungen gemacht hatte. Abglanz-Felsen war so riesig und erstreckte sich über so viele Ebenen, dass sie mühelos abgele gene Orte für ihre Vergnügungen gefunden hatten.
    Zu Peridals Gunsten ließ sich anführen, dass er noch sehr jung war. Er war sich nicht sicher, ob er schon eine Gefährtin wollte, und auch seine Mutter war von einer solchen Verpflich tung ihres Sohnes nicht begeistert, schon gar nicht wenn es sich um ein Mädchen handelte, das bereits nachgegeben hatte. Doch die Zelandonia wandten all ihre Überzeugungskraft auf, sie zur Einwilligung zu bewegen. Es war zwar nicht notwendig, dass eine Frau einen Gefährten hatte, wenn sie ein Kind gebar, aber es war von

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