Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
Steppengräser freilegen. Ein dickes, wolliges, graubraunes Fell bedeckte seinen Körper, dessen äußeres Deckhaar bis fast zum Boden herabhing. Ein breiter Fellstrei fen um die Körpermitte war einen Ton dunkler und sah, wie Ayla fand, aus, als habe ihm jemand eine Reitdecke umgelegt - nur würde niemand auch nur im Traum daran denken, ein so mächtiges, unberechenbares und manchmal bösartiges Tier zu reiten.
Das Wollnashorn stampfte auf den Boden und schwenkte den Kopf seitwärts, damit es den jungen Mann sehen konnte, den seine empfindliche Nase roch. Plötzlich griff es an. Der Mann blieb stehen und wich erst im letzten Augenblick aus. Das lan ge Horn verfehlte ihn nur um ein Weniges.
»Das sieht gefährlich aus«, sagte Ayla und zog sich mit dem Pferd in sichere Entfernung zurück.
»Deshalb machen sie es ja«, erklärte Jondalar. »Wollnashör ner sind immer schwer zu jagen. Sie sind launisch und unbere chenbar.«
»Wie Broud«, sagte Ayla. »Das Wollnashorn war sein To tem. Die Clan-Männer haben sie gejagt, aber ich habe nie zu gesehen. Was tun sie da?«
»Sie reizen es, verstehst du? Jeder versucht, seine Aufmerk samkeit auf sich zu ziehen, damit es angreift, und dann sprin gen sie zur Seite, wenn es kommt. Sie machen sich einen Spaß daraus, es zu zermürben, und wollen herausfinden, wer es am dichtesten herankommen lässt, bevor er zur Seite springt. Der Tapferste ist der, den das Tier streift, wenn es an ihm vorbei stürmt. Meistens jagen nur junge Männer so. Wenn sie es töten, spenden sie ihrer Höhle das Fleisch und werden überschwäng lich gelobt. Dann teilen sie die anderen Stücke unter sich auf, aber der, der das Tier getötet hat, darf als Erster wählen. Meis tens nimmt er das Horn. Die Hörner sind sehr beliebt, man kann Werkzeug, Messergriffe und Ähnliches daraus machen, aber es gibt noch einen anderen Grund. Weil seine Form an einen Mann erinnert, der die Wonnen teilen will, gibt es Ge rüchte, dass eine Frau, der man heimlich etwas von dem pulve risierten Horn einflößt, in größerer Leidenschaft für den betref fenden Mann entbrennt.« Jondalar lächelte.
»Das Fleisch ist nicht schlecht, und unter dem dicken Fell ist eine Menge Fett«, sagte Ayla. »Aber man sieht sie so selten.«
»Besonders in dieser Jahreszeit«, stimmte Jondalar zu. »Wollnashörner sind Einzelgänger und im Sommer hier kaum anzutreffen. Sie fühlen sich in der Kälte wohler, auch wenn sie jedes Frühjahr ihr dichtes Wollkleid abwerfen. Es bleibt in den struppigen Sträuchern hängen, und die Leute sammeln es ein, vor allem die Weberinnen und Korbmacherinnen. Ich habe meine Mutter mehrmals im Jahr begleitet. Sie weiß, wann alle Tiere ihr Fell verlieren - Steinböcke und Mufflons, Moschus ochsen, sogar Pferde und Löwen und natürlich Mammuts und Wollnashörner.«
»Hast du schon einmal ein Nashorn gehetzt, Jondalar?«
Er lachte. »Ja, wie die meisten Männer, wenn sie jung sind. Sie hetzen viele Tiere auf diese Weise, auch Auerochsen und Wisente, aber am liebsten Wollnashörner. Auch Frauen sind manchmal dabei. Jetamio zum Beispiel, damals, als ich ihnen zeigte, wie man Nashörner jagt. Sie war die Sharamudoi-Frau, die Thonolans Gefährtin wurde. Sie war sehr geschickt. Ihr Volk jagte keine Nashörner. Sie jagten den riesigen Stör im Großen Mutter Fluss, von den Booten aus, die sie dir gezeigt haben, und Steinböcke und Gämsen in den Bergen, die sehr schwer zu jagen sind, aber sie kannten die Technik der Nas hornjagd noch nicht.« Seine Miene verdüsterte sich. »Durch ein Nashorn haben wir die Sharamudoi kennen gelernt. Thono lan war verletzt worden, und sie haben ihm das Leben geret tet.«
Sie sahen den jungen Männern bei ihrem gefährlichen Spiel zu. Ein Mann stand abseits und versuchte durch Rufe und wil des Gestikulieren das Tier zum Angriff zu reizen. Der ausge prägte Geruchssinn des Nashorns war durch die große Anzahl der Männer verwirrt. Als das Tier die Bewegung endlich mit seinen kleinen, kurzsichtigen Augen wahrnahm, rannte es los und wurde immer schneller, je näher es seinem Gegner kam. Trotz seiner kurzen Beine entwickelte es ein beachtliches Tempo. Es senkte den Kopf und nahm Anlauf, um sein kräftiges Horn in eine feste Masse zu rammen. Doch stattdessen traf es auf Luft, denn der Mann vollführte einen gekonnten Schwung zur Seite. Das Tier brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass es sein Ziel verfehlt hatte. Dann blieb es stehen.
Das Nashorn war verwirrt, müde und gereizt. Es stampfte

Weitere Kostenlose Bücher