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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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auf den Boden, während die Männer rasch einen neuen Kreis bilde ten. Der nächste Mann trat vor und fing an zu schreien und die Arme zu schwenken. Das Nashorn drehte sich um, griff an, und der Mann sprang weg. Beim nächsten Mal dauerte es länger, bis sich das Tier zum Angriff entschloss. Den Jägern war es gelungen, das Nashorn mürbe zu machen. Die vielen anstren genden Attacken forderten ihren Tribut.
Das große Tier stand still, den Kopf gesenkt, und atmete mühsam. Die Männer zogen den Kreis enger, bereit zum To desstoß. Der Mann, dessen Aufgabe es war, das Tier zu reizen, trat mit erhobenem Speer vorsichtig vor. Das Nashorn schien keine Notiz von ihm zu nehmen. Doch als er noch näher kam, fingen die schwachen Augen eine Bewegung auf. Die nachlas senden Kräfte des Wollnashorns lebten nach der kurzen Ruhe pause wieder auf, getrieben von der unbändigen Wut, die in seinem Urweltgehirn tobte.
Ohne Warnung griff es erneut an. Alles ging so schnell, dass der Mann davon überrascht wurde. Diesmal traf das mächtige Horn des riesigen Tieres auf mehr als Luft. Sie hörten einen gequälten Schrei, und der Mann lag am Boden. Ohne nachzu denken trieb Ayla ihr Pferd voran.
»Ayla! Halt! Das ist zu gefährlich!«, schrie Jondalar, wäh rend er ihr hinterhersprengte und die Speerschleuder hervor zog.
Die anderen Männer hatten ihre Speere schon geschleudert. Als Ayla vom Pferd sprang und auf den verwundeten Mann zurannte, war das riesige Wollnashorn bereits, von mehreren Speeren durchbohrt, zusammengebrochen, die wie die Stacheln eines Riesenigels nach allen Richtungen aus ihm herausragten. Aber sie hatten es zu spät erlegt. Das wütende Tier hatte sein Opfer gefunden.
Der Verwundete, der das Bewusstsein verloren hatte, war von jungen Männern umringt, die verängstigt und ratlos umher standen. Als Ayla und Jondalar auf sie zukamen, blickten sie überrascht auf, und einer machte Anstalten, ihnen den Weg zu verstellen oder zu fragen, wer sie seien, aber Ayla ignorierte ihn. Sie drehte den Verletzten um und überprüfte seine At mung, dann schnitt sie mit ihrem Messer die blutgetränkten Beinlinge entzwei. Ihre Hände färbten sich blutrot. Auch über ihr Gesicht zog sich ein roter Streifen, weil sie sich unwillkür lich die Haare aus der Stirn gestrichen hatte. Sie war keine Ze landoni, denn sie trug keine Tätowierung, aber sie schien zu wissen, was sie tat. Der junge Mann machte ihr Platz.
Als sie das Bein freigelegt hatte, wurde die Wunde sichtbar. Das rechte Bein war am Knie nach hinten verdreht. Das spitze Horn hatte den Mann im Unterschenkel getroffen und beide Knochen gebrochen. Der Muskel war aufgerissen, ein Knoche nende ragte hervor, und aus der Wunde strömte Blut, das sich auf dem Boden zu einer Lache sammelte.
Sie blickte zu Jondalar hoch. »Hilf mir, die Knochen zu rich ten, während er ohnmächtig ist. Er würde stärkere Schmerzen haben, wenn er wieder wach ist. Und hol mir weiches Leder - unser Abtrockenleder wäre gut. Ich muss fest zudrücken, damit die Blutung aufhört, und dann brauche ich Hilfe, um das Bein zu schienen.« Jondalar eilte davon, und Ayla wandte sich an einen der jungen Männer, die mit offenem Mund dabei stan den.
»Er muss zurückgetragen werden. Weißt du, wie man eine Trage baut?« Sie erntete nur einen verständnislosen Blick. »Wir brauchen etwas, worauf wir ihn legen können«, wieder holte sie.
Er nickte. »Eine Trage.«
Er war noch ein Junge. »Jondalar wird dir helfen«, sagte sie, als ihr Gefährte mit dem Leder zurückkam.
Sie legten den Verwundeten auf den Rücken, und er stieß ein Stöhnen aus, erlangte aber nicht das Bewusstsein. Sie unter suchte ihn noch einmal, um zu sehen, ob er beim Fallen eine Kopfwunde davongetragen hatte, aber sie konnte nichts entde cken. Dann beugte sie sich über das Bein und versuchte die Blutung zu stillen. Sie dachte kurz an eine Aderpresse, aber wenn sie den Knochen einrichten und das Bein umwickeln konnte, würde sie wohl keine brauchen. Der Druck auf die Wunde sollte ausreichen. Er blutete immer noch, aber sie hatte schon Schlimmeres gesehen.
Sie wandte sich an Jondalar. »Wir brauchen Schienen, das heißt gerades Holz, etwa so lang wie sein Bein. Zerbrecht Speere, wenn es nicht anders geht.«
Jondalar brachte lange Holzstücke, die einmal Speere gewe sen waren. Sie schnitt die Lederhäute zu Bändern und umwi ckelte die Schienen. Dann hob sie den Fuß des gebrochenen Beines, indem sie die Zehen mit einer Hand hielt und die Ferse mit

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