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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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der anderen und zog ihn gerade. Sie spürte den Widerstand und überwand ihn sachte. Der Mann zuckte ein paarmal zu sammen und stieß Laute aus; fast wäre er aufgewacht. Beherzt griff sie in die blutende Wunde und versuchte festzustellen, ob die Knochen richtig lagen.
»Jondalar, halt seinen Oberschenkel«, sagte sie. »Ich muss das Bein richten, bevor er aufwacht und während er noch blu tet. Das Blut hält die Wunde sauber.« Dann blickte sie zu den Männern - oder besser Jungen - hoch, die entsetzt und sprach los zuschauten. »Du und du«, sagte sie und sah zwei von ihnen in die Augen. »Ich hebe jetzt dieses Bein hoch und ziehe daran, damit die Knochen gerade zusammenheilen. Wenn ich das nicht mache, kann er mit diesem Bein nie wieder laufen. Ich will, dass ihr die Schienen haltet und sie unter sein Bein legt, und wenn ich es wieder absenke, wird es zwischen den Schie nen liegen. Könnt ihr das?«
Sie nickten und nahmen die umwickelten Speerteile in die Hand. Als alle bereit waren, fasste Ayla noch einmal den Fuß an Zehen und Ferse und hob ihn sanft, aber mit sicherem Griff hoch. Während Jondalar den Oberschenkel hielt, zog sie kräftig und gleichmäßig. Es war nicht das erste Mal, dass er sah, wie sie Knochen einrichtete, aber diesmal waren es zwei gleichzei tig. Sie war äußerst konzentriert und versuchte am Fuß zu er spüren, ob die Knochen sich in die gewünschte Lage ausrichte ten. Sogar Jondalar merkte, wie es einen leichten Ruck gab, als habe ein Knochen den richtigen Platz gefunden. Sie legte das Bein vorsichtig ab und untersuchte es genau. Für ihn sah es gerade aus, aber was wusste er schon? Wenigstens war es nicht mehr nach hinten abgeknickt.
Sie gab ihm ein Zeichen, dass er loslassen konnte, und sah sich die blutende Wunde genauer an. Sie drückte sie zusam men, so gut es ging, und umwickelte dann das Bein und die Schienen mit den vorbereiteten Lederstreifen. Dann ließ sie sich auf die Fersen zurücksinken.
Erst in diesem Augenblick bemerkte Jondalar das viele Blut. Es war überall, auf den Lederstreifen, den Schienen, auf Ayla, ihm selbst, den jungen Helfern. Der Mann am Boden hatte li terweise Blut verloren. »Wir müssen ihn schnell zurückbrin gen«, sagte er.
Kurz ging ihm durch den Kopf, dass das Redeverbot noch nicht aufgehoben und das Ritual, das die Paare von ihm befrei te, noch nicht durchgeführt war, aber Ayla hatte keinen Gedan ken daran verschwendet, und so grübelte auch Jondalar nicht weiter darüber nach. Hier handelte es sich um einen Notfall, und weit und breit gab es keine Zelandoni, die man hätte fragen können.
»Ihr werdet eine Trage bauen müssen«, sagte sie zu den jun gen Männern, die noch immer wie gelähmt umherstanden.
Sie warfen sich Blicke zu und wirkten überfordert. Sie waren allesamt noch jung und unerfahren. Einige hatten erst kürzlich die Mannbarkeitsriten durchlaufen; ein paar hatten während der großen Wisentjagd zu Beginn der Sommersaison ihr erstes Tier erlegt, doch das war im Vergleich hierzu ein Leichtes gewesen. Die Hetzjagd auf das Wollnashorn hatte auf Betreiben eines Jungen stattgefunden, der seinen älteren Bruder vor Jahren bei einer ähnlichen Unternehmung beobachtet hatte. Die anderen hatten wohl schon von so etwas gehört, aber geplant hatten sie die Jagd nicht, sie hatten das Tier zufällig entdeckt. Alle wuss ten, dass sie erfahrene, ältere Jäger hätten dazuholen sollen, aber sie hatten nur an den Ruhm gedacht, an den Neid der an deren Randhütten und an die Bewunderung des Sommertref fens, die ihnen sicher gewesen wäre, wenn sie ein so riesiges Tier angeschleppt hätten. Jetzt war einer von ihnen schwer verwundet.
Jondalar erfasste die Situation. »Zu welcher Höhle gehört ihr?«, fragte er.
»Der fünften«, kam die Antwort.
»Dann lauft los und erzählt ihnen, was passiert ist.« Der jun ge Mann, der geantwortet hatte, sprintete los. Jondalar wäre auf Renner schneller vorangekommen, aber jemand musste den Bau der Trage überwachen. Die Jungen waren immer noch so verängstigt, dass sie einen Erwachsenen benötigten, der ihnen Anweisungen erteilte. »Wir brauchen drei oder vier von euch, die ihn tragen. Die anderen bleiben hier und weiden das Tier aus. Es könnte schnell anschwellen. Ich schicke Leute, die euch helfen. Das Fleisch sollten wir nicht verderben lassen - es hatte einen zu hohen Preis.«
»Er ist mein Vetter. Ich möchte ihn tragen helfen«, meldete sich ein junger Mann.
»Gut. Such dir noch drei aus, das sollte

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