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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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ganz un
ten. Vermutlich hat sie es deshalb verlassen und ist eine einsa
me Wölfin geworden. Einzelgänger suchen meistens an den
Rändern zwischen verschiedenen Wolfterritorien nach einem
eigenen Platz. Und wenn sie einen anderen einsamen Wolf
treffen, können sie versuchen, ein eigenes Rudel zu gründen.
Ich glaube, dass die hiesigen Wölfe ihr Territorium gegen die
beiden neuen verteidigt haben«, sagte Ayla. »Trotz seiner Grö
ße war Wolf im Nachteil. Er kennt nur Menschen. Er ist nicht
unter Wölfen aufgewachsen. Einiges weiß er, weil er ein Wolf
ist, aber er hatte weder Geschwister noch Onkel oder Tanten.
Es gab keine anderen Wölfe, die ihn das hätten lehren können,
was Wölfe voneinander gewöhnlich lernen.«
»Woher weißt du das alles?«, fragte Lenadar.
»Ich habe Wölfe viele Jahre lang beobachtet. Als ich das Ja
gen erlernte, habe ich zuerst nur Fleischfresser gejagt, keine
Tiere, die uns als Nahrung dienen. Ich möchte dich um einen
Gefallen bitten, Lenadar«, sagte Ayla. »Kann ich mit dir um
diesen Wolfspelz handeln? Wahrscheinlich knurrt Wolf und
bedroht dich, weil er den Wolf riecht, mit dem er gekämpft und
den er getötet hat. Sie haben seine Freundin umgebracht und
beinahe auch ihn. Es könnte gefährlich für dich sein, dieses
Fell in seiner Nähe zu tragen. Du solltest damit nicht mehr her
kommen, denn ich weiß nicht, wie Wolf darauf reagieren wür
de.«
»Ich schenke ihn dir«, sagte der junge Mann. »Es ist ja nur
ein lose angenähtes, wertloses Stück Fell. Ich will nicht als der
Mann in die Lieder und Geschichten eingehen, der von dem
Wolf angegriffen wurde, der die Frau liebte. Ist es in Ordnung,
wenn ich die Zähne behalte? Sie haben einen gewissen Wert.« »Ja, behalte die Zähne, aber ich rate dir, sie einige Tage in ei
nem starken hellen Tee einzuweichen. Und würdest du mir
zeigen, wo du die Wölfe gefunden hast?«
Nachdem der junge Mann Ayla den unliebsamen Pelz ge
reicht hatte, gab sie ihn Wolf. Er attackierte ihn, packte ihn mit
den Pfoten, grub seine Zähne hinein und versuchte, ihn zu zer
reißen. Die Situation hätte zum Lachen gereizt, wenn die Um
stehenden nicht gewusst hätten, dass er schwer verwundet
worden war und seine Freundin und potenzielle Gefährtin ver
loren hatte. Stattdessen zeigten alle Mitgefühl und dachten,
dass sie an seiner Stelle genauso handeln würden.
»Ich bin froh, dass ich es nicht mehr am Leib trage«, meinte
Lenadar.
Ayla und er beschlossen, den Besuch der Fundstelle auf spä
ter zu verschieben, da beide im Augenblick anderes vorhatten.
Ayla wusste nicht, was sie dort zu finden hoffte. Die Aasgeier
dürften inzwischen alle Spuren beseitigt haben, aber sie fragte
sich, wie weit Wolf sich trotz seiner schweren Verletzung ge
schleppt hatte, um sie zu finden. Nachdem Lenadar gegangen
war, dachte sie über die Lieder und Geschichten nach, von de
nen er gesprochen hatte und in denen es um einen Wolf ging,
der eine Frau liebte.
Sie kannte das Lager der Geschichtenerzähler und Musikan
ten. Es war ein lebendiger, farbenfroher Ort. Selbst ihre Klei
dung schien bunter zu sein als die anderer. Sie hatten keine
gemeinsame Herkunft und keine eigene Steinbehausung, nur
ihre Wanderzelte und Hütten. Sie reisten von Ort zu Ort, zogen
von Höhle zu Höhle, aber es war nicht zu übersehen, wie gut
sie sich kannten und dass sie sich einander verwandt fühlten.
Wo sie auch waren, wimmelte es von Kindern. Auch zurzeit
besuchten sie wie gewöhnlich die verschiedenen Höhlen, nur
eben nicht an ihren Stammplätzen, sondern in den Sommerla
gern. Sie gaben Vorstellungen auf dem großen Platz, auf der die Hochzeitsriten gefeiert worden waren, während die Leute
vom Hang aus zusahen.
Sie wusste, dass die Geschichtenerzähler bereits Geschichten
über die Tiere der Neunten Höhle erfunden hatten. Manche
handelten davon, wie nützlich Tiere sein konnten: dass die
Pferde schwere Lasten zogen oder Wolf ihr bei der Jagd half,
indem er zum Beispiel Vögel für die Speerschleuder auf
scheuchte. Es gab eine neue Geschichte darüber, wie er ihr
geholfen hatte, die neue Höhle zu finden, aber die Geschich
tenerzähler neigten dazu, übernatürliche oder magische Ele
mente einzustreuen. In ihren Erzählungen jagte Wolf nicht,
weil Ayla ihn abgerichtet hatte, sondern weil ein besonderes
Verständnis zwischen ihnen herrschte, was zwar zutraf, aber
nichts mit ihrem gemeinsamen Jagen zu tun hatte. Die Ge
schichte vom Wolf, der die Frau liebte, hatte sich längst in die
eines Mannes

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