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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Merkwürdiges ging hier vor sich, das ihr nicht behagte. Jedenfalls war sie ganz und gar nicht davon angetan, was mit ihrem Haar gesche hen war.
»Ich glaube, ich werde das Haar offen tragen«, sagte sie und begann die Kämme, Nadeln und Bänder herauszuziehen. »Jon dalar mag es so lieber.« Als sie sämtliche Utensilien entfernt hatte, nahm sie den Kamm und zog ihn durch ihr langes, dich tes, dunkelblondes Haar, so dass die natürlichen, federnden Wellen wieder zum Vorschein kamen, die sich nach dem Wa schen gebildet hatten.
Sie rückte ihr Amulett zurecht - sie hatte es gern immer bei sich, auch wenn sie es oft unter den Kleidern trug - und schaute sich dann im Abglanz an. Vielleicht würde sie eines Tages ler nen, sich die Haare selbst herzurichten, doch im Moment gefiel es ihr viel besser, wenn es seine natürliche Form behielt. Sie blickte zu Wylopa und fragte sich, warum ihr denn nicht aufge fallen war, wie merkwürdig Aylas Frisur aussah.
Sie bemerkte im Abglanz auch ihren ledernen Amulettbeutel und versuchte ihn so zu sehen, wie andere ihn wohl wahrnah men. Er war von den Gegenständen ausgeheult, die er enthielt, und durch Schweiß und Abnutzung stark nachgedunkelt. Ur sprünglich war der kleine verzierte Beutel für Nähutensilien gedacht gewesen. Mittlerweile waren von den weißen Federn, die einmal den abgerundeten Rand des Bodens geschmückt hatten, nur schwarze Kielschäfte übrig, doch das Muster aus Elfenbeinperlen war noch vollständig erhalten und setzte im Zusammenspiel mit der schlichten Ledertunika einen interes santen Akzent. Sie beschloss, den Amulettbeutel offen über der Tunika zu tragen.
Der Beutel stammte von ihrer Freundin Deegie. Sie hatte Ay la dazu gebracht, das Amulett darin zu verwahren, als sie das schmucklose und schmutzige Säckchen sah, das Ayla bis dahin dafür verwendet hatte. Jetzt war auch dieses Behältnis alt und abgenutzt. Es war an der Zeit, sich ein neues zu machen, doch sie würde das alte nicht wegwerfen, denn daran hingen zu viele Erinnerungen.
Sie hörte, dass draußen etwas vor sich ging. Mittlerweile war sie es müde, den Frauen zuzusehen, wie sie letzte Hand anleg ten, ohne dass sie bei der Gesichtsbemalung und den Frisuren noch eine Veränderung hätte ausmachen können. Schließlich scharrte draußen jemand an der Lederbahn neben dem Ein gang.
»Alle warten auf Ayla«, rief eine Stimme. Das war vermut lich Folara.
»Sag ihnen, dass sie bald kommt«, antwortete Marona und fragte dann Ayla: »Bist du sicher, dass ich dir das Gesicht nicht ein wenig bemalen soll? Schließlich ist es ein Fest zu deinen Ehren.«
»Nein, ich möchte wirklich nicht.«
»Na gut. Sie warten auf dich, also solltest du vielleicht schon vorausgehen. Wir kommen bald nach, wir müssen uns noch umziehen.«
»Ja, das tue ich«, sagte Ayla, die froh war, dass sie einen Vorwand zum Gehen hatte. Es kam ihr vor, als sei sie schon eine kleine Ewigkeit hier drinnen. »Danke für eure Geschenke. Das Kleid ist wirklich sehr bequem.« Sie hob ihre alte Tunika und ihre kurzen Hosen auf und ging hinaus.
Unter dem Felsüberhang sah sie niemanden, Folara war also wohl schon vorausgegangen, ohne auf sie zu warten. Ayla nahm einen Umweg über Marthonas Wohnplatz, um dort rasch ihre alten Kleider beim Eingang abzulegen. Dann ging sie schnellen Schrittes auf die Menge zu, die sie draußen jenseits des Schattens entdeckte, den der Felsüberhang warf.
Die Leute in der Nähe verstummten, als sie ins Sonnenlicht des Spätnachmittags hinaustrat, und starrten sie mit offenem Mund an. Daraufhin wurden noch andere auf Ayla aufmerk sam, die ebenfalls gafften und die Nächststehenden anstießen. Ayla verlangsamte ihren Schritt und blieb stehen. Rasch waren alle ringsumher verstummt. Plötzlich durchbrach unterdrücktes Gelächter die Stille. Ein zweiter fing an zu lachen und dann ein dritter, bis schließlich der Fels von lautem Gelächter widerhall te.
Warum lachten sie? Lachten sie sie aus? Stimmte irgendet was nicht? Ayla wurde rot vor Scham. Hatte sie irgendeinen schrecklichen Fehler begangen? Sie wäre am liebsten wegge rannt, wusste aber nicht, wohin.
Sie sah Jondalar mit finsterem Gesicht auf sich zukommen. Aus einer anderen Richtung eilte Marthona auf sie zu.
»Jondalar!«, rief Ayla. »Warum lachen sie alle über mich? Was stimmt denn nicht mit mir? Was habe ich getan?« Sie sprach auf Mamutoi, ohne sich dessen bewusst zu sein.
»Du trägst die Winterunterwäsche eines Jungen«, sagte Jon dalar auf Mamutoi.

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