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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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»Und diese Art Gürtel trägt ein junger Mann beim Initiationsritus in der Pubertät, damit die Leute wissen, dass er bereit für seine Donii-Frau ist.« Er schäumte vor Wut darüber, dass man Ayla an ihrem ersten Tag bei sei nem Volk einen so grausamen Streich gespielt hatte.
»Woher hast du die Kleider?«, fragte Marthona, als sie zu ih nen trat.
Jondalar antwortete für Ayla: »Das war Marona. Als wir am Fluss waren, kam sie an und sagte Ayla, sie würde ihr gern helfen, sich für das Fest heute Abend fein zu machen. Ich hätte mir denken können, dass sie eine Gemeinheit vorhat, um es mir heimzuzahlen.«
Sie wandten sich alle drei um und blickten zum Abri, in die Richtung, in die der Wohnplatz von Maronas Bruder lag. Dort, wo der Schatten des Überhangs anfing, standen die vier Frauen aneinander gelehnt und hielten sich die Seiten vor Lachen über die Frau, die sie hereingelegt und mit der völlig unangemesse nen Kleidung eines Jungen ausstaffiert hatten. Tränen liefen ihnen übers Gesicht und verwischten die Bemalung zu roten und schwarzen Streifen. Es war nicht zu übersehen, dass sie sich an Aylas Blamage und Schmach regelrecht weideten.
Ayla fühlte eine Woge des Zorns in sich aufsteigen. Das war also das Geschenk, das sie ihr hatten machen wollen? Als Willkommensgruß? Sie wollten, dass die Leute sie auf diese Weise auslachten? Ihr dämmerte, dass alles, was sie ihr ange boten hatten, für eine Frau unpassend war. Die Kleider waren alle für Männer gedacht gewesen. Doch dabei hatten sie es nicht bewenden lassen. Sicher hatte ihr Haar so merkwürdig ausgesehen, damit es noch mehr zu lachen gab. Und hatten sie vorgehabt, ihr Gesicht so zu bemalen, dass sie vollends grotesk aussah?
Ayla hatte immer sehr gerne gelacht. Als sie beim Clan lebte, war sie dort bis zur Geburt ihres Sohnes die Einzige, die lachte, wenn sie sich über etwas freute. Denn wenn die Clan-Leute eine Grimasse machten, die einem Lächeln ähnelte, war das kein Ausdruck von Freude, sondern von Nervosität oder Angst. Es konnte auch bedeuten, dass sie dem Gegenüber mit Aggres sion begegneten. Aylas Sohn war das einzige Baby, das wie sie selbst lächelte und lachte, und sie liebte Durcs glückliches Ki chern, wohingegen die Clan-Leute mit Unbehagen darauf rea giert hatten.
Als sie noch im Tal lebte, lachte sie oft vor Entzücken über die Possen der jungen Winnie und des jungen Baby. An dem spontanen Lächeln und ungehemmten, wenn auch seltenen Lachen von Jondalar hatte sie gemerkt, dass sie beide vom sel ben Schlag waren, und das hatte ihre Liebe zu ihm noch ver stärkt. Und weil ihr bei der ersten Begegnung mit Talut sein einladendes Lächeln und sein lautes und herzliches Gelächter gefallen hatten, hatte sie den Mut aufgebracht, ins Löwenlager mitzukommen. Auf ihren Reisen hatte sie viele Menschen ken nen gelernt und mit ihnen gelacht, doch sie war noch nie ausge lacht worden. Sie hatte nicht gewusst, dass man Lachen benut zen konnte, um jemandem weh zu tun. Dies war das erste Mal, dass Lachen ihr Schmerz zufügte, anstatt ihr Freude zu berei ten.
Auch Marthona war nicht glücklich darüber, dass man dem Gast der Neunten Höhle der Zelandonii einen so bösen Streich gespielt hatte - der Besucherin, die ihr Sohn mit nach Hause gebracht hatte, um sich mit ihr zu verbinden, und die eine von ihnen werden sollte.
»Komm mit, Ayla«, sagte Marthona. »Ich kann dir etwas Passenderes geben. Ich bin sicher, dass wir etwas von mir fin den, das du anziehen kannst.«
»Oder etwas von mir«, sagte Folara, die den ganzen Vorfall mitbekommen hatte und herbeigelaufen war, um zu helfen.
Ayla wollte sich schon mit ihnen auf den Weg machen, doch dann überlegte sie es sich anders. »Nein«, erklärte sie ent schlossen.
Die vier Frauen hatten ihr die unpassende Kleidung als »Willkommensgeschenk« gegeben, damit sie absonderlich und fremd aussah und damit deutlich wurde, dass sie nicht dazuge hörte. Sie hatte sich bei ihnen für ihre »Geschenke« bedankt, also würde sie sie auch tragen! Sie wurde nicht zum ersten Mal angestarrt. Unter den Clan-Leuten war sie immer die Außensei terin, die Hässliche, die Fremde gewesen. Sie hatten sie nie mals ausgelacht - diese Art zu lachen kannten sie nicht -, aber als sie beim Clan-Miething eintraf, hatten alle sie angestarrt.
Wenn sie es damals durchgestanden hatte, die Einzige beim ganzen Clan-Miething zu sein, die anders war und nicht dazu gehörte, weil sie nun einmal keine Clan-Frau war, dann konnte sie sich

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