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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Zeit lang beobachtet hatte, ließ er es schließlich doch darauf ankommen. Und nun war sie so liebenswürdig zu ihm und schien sich zu freuen, dass er sie ansprach! Ihr herzliches und offenes Lächeln machte sie noch schöner.
    In dem Schweigen, das auf Charezals Bemerkung folgte, be obachtete Brukeval, wie Jondalar sich schützend hinter Ayla stellte. Er beneidete Jondalar, ja, er hatte ihn, der die meisten Männer überragte, schon immer beneidet. Zwar hatte Jondalar nie mitgemacht, wenn Brukeval verspottet wurde, und ihn so gar mehr als einmal verteidigt, doch er hatte das Gefühl, dass Jondalar Mitleid mit ihm hatte, und das war noch schlimmer als alles andere. Jetzt aber war er mit dieser schönen Frau zu rückgekommen, die alle begeisterte. Warum waren manche Menschen vom Schicksal so begünstigt und andere nicht?
    Die Art, wie er Charezal angestarrt hatte, brachte Ayla mehr aus der Fassung, als er ahnen konnte. Einen Gesichtsausdruck wie diesen hatte sie nicht mehr gesehen, seit sie Bruns Clan verlassen hatte. Er erinnerte sie an Broud, den Sohn von Bruns Gefährtin. Obwohl Brukevals Wut sich nicht gegen sie selbst richtete, ließ die Erinnerung sie erschauern, und sie verspürte den Impuls, sich zurückzuziehen.
    Sie wandte sich zu Jondalar und murmelte ihm auf Mamutoi zu: »Lass uns gehen, ich bin müde.« Ihr wurde bewusst, dass sie in der Tat völlig erschöpft war. Sie hatten gerade eine lan ge, beschwerliche Reise hinter sich, und es war kaum zu glau ben, wie viel sie am Tag ihrer Ankunft bereits erlebt hatte. Die Anspannung vor der Begegnung mit Jondalars Familie, die traurige Pflicht, vom Tod Thonolans zu berichten, der uner quickliche Streich Maronas, die aufregenden Begegnungen mit all den Menschen dieser großen Höhle, und nun Brukeval - das war mehr als genug für einen Tag.
    Jondalar spürte, dass der Zwischenfall zwischen Brukeval und Charezal ihr zu schaffen machte, und ahnte den Grund. »Es war ein langer Tag«, sagte er. »Ich glaube, es wird Zeit, dass wir uns zurückziehen.«
    Brukeval schien bekümmert, dass sie gehen wollten, da er doch gerade den Mut aufgebracht hatte, Ayla anzusprechen. Er lächelte verunsichert. »Müsst ihr denn wirklich schon gehen?«
    »Es ist spät geworden«, erwiderte Ayla. »Viele sind schon schlafen gegangen, und ich bin müde.« Nun, da der bösartige Ausdruck auf seinem Gesicht verflogen war, konnte sie sein Lächeln erwidern, wenn auch nicht mit derselben Herzlichkeit wie zuvor. Sie wünschten allen eine gute Nacht und machten sich in Richtung der Wohnplätze auf.
    Als Ayla im Gehen zurückblickte, sah sie Brukeval erneut voller Wut Charezal anstarren. Sie fragte Jondalar: »Hast du gesehen, wie dein Vetter Charezal angesehen hat? Sein Blick war voller Hass.«
    »Ich muss sagen, ich kann ihm nicht übel nehmen, dass er auf Charezal böse ist«, sagte er. Auch ihm war Charezal nicht be sonders sympathisch gewesen. »Du weißt, dass es eine schreckliche Beleidigung ist, wenn man jemanden einen Flach schädel nennt, und eine noch schlimmere, wenn man von sei ner Mutter so spricht. Brukeval ist oft gehänselt worden, be sonders als er klein war - Kinder können grausam sein.«
    Wenn andere Kinder, so erklärte Jondalar, Brukeval ärgern wollten, hatten sie ihn »Flachschädel« genannt. Obwohl er das typische Merkmal der Clan-Leute gar nicht aufwies, auf die das Schimpfwort sich bezog, also keine fliehende Stirn hatte, konn te man ihn mit diesem einen Wort zielsicher zur Raserei treiben. Noch schlimmer aber war für den kleinen Waisen, wenn man seine Mutter, die er kaum gekannt hatte, zu den widerwär tigsten Kreaturen zählte, die man sich vorstellen konnte, weil sie halb Tier, halb Mensch waren.
    Weil sie sichergehen konnten, dass er tief gekränkt sein wür de, reizten ihn Größere und Ältere oft mit der beiläufigen Grausamkeit, die Kindern eigen ist, und nannten ihn »Flach schädel« oder »Sohn eines Scheusals«. Im Lauf der Jahre aber machte er seinen eher kleinen Wuchs durch Stärke wett. Nach einigen Kämpfen mit Jungen, die zwar größer waren als er, aber seiner ungeheuren Muskelkraft, vor allem wenn rasende Wut dazukam, nichts entgegenzusetzen hatten, hörten die höh nischen Bemerkungen auf, und es wurde allenfalls noch hinter seinem Rücken über ihn gelästert.
    »Ich weiß nicht, warum die Leute das so schlimm finden, a ber es stimmt wohl, dass etwas vom Clan in ihm steckt«, sagte Ayla. »Er erinnert mich an Echozar, auch wenn man sieht, dass

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