Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
große Zelandoniahütte versammelt hatten. Sie stand mit ihrem Gefährten Stevadal, dem Anführer von Sonnenblick, sowie Joharran und Proleva zusammen.
Die Menge um die große Hütte wartete darauf, wer herauskommen würde, wenngleich es auch so schon genug zu sehen gab. Die falbe Stute von Jondalars fremder Frau war vor die spezielle Schleiftrage mit dem Sitz für die Erste gespannt worden, und Lanidar, der junge Jäger aus der Neunzehnten Höhle mit dem verkümmerten Arm, hielt einen Strick, befestigt an einem Halfter, einer Vorrichtung aus Seilen, die um den Kopf des Pferdes geschlungen waren. Er hielt auch die Führleine des jungen braunen Hengstes, der vor eine ähnliche, mit Bündeln beladene Schleiftrage gespannt war. Neben ihm stand das graue Fohlen, als suchte es bei ihm Schutz vor der Menge. Auch der Wolf war da, saß auf den Hinterpfoten und behielt den Eingang im Auge.
»Du warst noch zu schwach und bei ihrer Ankunft nicht hier«, sagte Stevadal zu seiner Gefährtin. »Verursachen sie immer so einen Auflauf, Joharran?«
»Wenn sie die Pferde beladen, schon«, erwiderte Joharran.
»Pferde am Rande des Hauptlagerplatzes sowie den Wolf an Aylas Seite zu sehen ist das eine; man gewöhnt sich an den Anblick von Tieren, die freundschaftlich mit Menschen umgehen. Aber wenn sie diese Zugdinger an ihnen festmachen und sie beladen, wenn sie die Pferde bitten, zu arbeiten, und die Pferde dazu bereit sind, ist das für alle immer eine echte Überraschung«, fügte Proleva hinzu.
Ein Raunen ging durch die Menge, als Menschen aus der Sommerhütte traten. Die vier drängten sich nach vorn, um sich von ihnen zu verabschieden. Als Jondalar und Ayla herauskamen, stand Wolf auf, blieb aber, wo er war. Ihnen folgten Marthona, Willamar und Folara, mehrere Zelandonia und dann die Erste. Joharran plante bereits eine große Jagd, und obwohl Stevadal die Warnung vor einem kurzen Sommer noch nicht allzu ernst nahm, freute er sich sehr auf die Unternehmungen.
»Kommst du wieder, Ayla?«, fragte Danella, nachdem sich ihre Wangen gestreift hatten. »Ich hatte kaum Zeit, dich besser kennenzulernen.«
»Ich weiß nicht. Das hängt von der Ersten ab«, erwiderte Ayla.
Danella streifte auch Jonaylas Wange mit der ihren. Das Kind saß hellwach in der Tragedecke auf der Hüfte seiner Mutter und schien die in der Luft liegende Aufregung zu spüren. »Ich wünschte, ich hätte auch diese Kleine besser kennengelernt. Sie ist so ein Sonnenschein, und so hübsch.«
Sie gingen zu den Pferden und übernahmen die Führleinen. »Vielen Dank, Lanidar«, sagte Ayla. »Ich bin dir dankbar für deine Hilfe mit den Pferden, vor allem in den letzten Tagen. Sie vertrauen dir und fühlen sich bei dir wohl.«
»Mir hat es Spaß gemacht. Ich mag die Pferde, und ihr beide habt so viel für mich getan. Wenn ihr mich letztes Jahr nicht gebeten hättet, auf sie aufzupassen, mir nicht gezeigt hättet, wie man mit einer Speerschleuder umgeht, und mir meine erste geschenkt hättet, wäre aus mir nie ein Jäger geworden. Ich würde immer noch hinter meiner Mutter herlaufen und Beeren pflücken. Jetzt habe ich Freunde, und ich habe Lanoga etwas anzubieten, wenn sie älter ist.«
»Du planst also immer noch, dich mit ihr zu verbinden«, stellte Ayla fest.
»Ja, wir machen Pläne.« Einen Moment lang sah es aus, als wolle Lanidar noch etwas hinzufügen. Schließlich fasste er sich ein Herz. »Ich möchte dir und Jondalar für die Sommerhütte danken, die ihr für sie und ihre Geschwister gebaut habt. Das war so eine Erleichterung. Ich habe ein paarmal dort übernachtet, na ja, fast jede Nacht, um ihr mit den Kleinen zu helfen. Ihre Mutter kam zwei- oder dreimal zurück. Tremeda bittet mich immer um etwas, aber erst am nächsten Morgen. Nachts kann sie fast nicht mehr gerade auf den Beinen stehen. Sogar Laramar hat einmal die Nacht dort verbracht. Ihm ist gar nicht aufgefallen, dass ich da war, glaube ich. Am nächsten Morgen ist er gleich nach dem Aufwachen wieder verschwunden.«
»Was ist mit Bologan? Bleibt er über Nacht und hilft bei den jüngeren Kindern?«, fragte Ayla.
»Manchmal. Er lernt, Barma herzustellen, und bleibt dann immer bei Laramar. Außerdem hat er mit der Speerschleuder geübt. Ich habe es ihm gezeigt. Letzten Sommer hatte er kein Interesse an der Jagd, aber in diesem Jahr schon. Nachdem er gesehen hat, was ich gelernt habe, möchte er wohl zeigen, dass er es auch kann.«
»Gut. Ich bin froh, das zu hören. Falls wir nach unserer Reise nicht mehr
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