Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
hatte, weil sie nachgedunkelt und nicht mehr so gut zu erkennen gewesen war.
Ayla ließ die Tiere langsam gehen, um sie nicht vorzeitig zu ermüden. Zelandoni unterhielt sich mit Jondalar, der lieber laufen wollte. Er war von Renner abgestiegen und führte den braunen Hengst an der Leine. Es ging steil bergauf, und die Landschaft veränderte sich, Laubbäume wurden von Strauchwerk abgelöst, in dem hier und da höhere Nadelbäume wuchsen. Wolf verschwand immer wieder im Gebüsch und tauchte aus einer anderen Richtung wieder auf.
Nach einer Weile brachte der Pfad sie an den Eingang einer großen Höhle hoch in den Hügeln der Wasserscheide zwischen dem Hauptfluss und dem Westfluss. Als sie dort ankamen, war es bereits spät am Nachmittag.
»Das ging viel leichter als zu Fuß«, bemerkte Zelandoni, als sie von der Schleiftrage stieg. Diesmal wartete sie nicht einmal auf Jondalars Hilfestellung.
»Wann willst du hineingehen?«, fragte Jondalar, trat zum Eingang und schaute in die Höhle.
»Erst morgen«, erwiderte Zelandoni. »Der Weg ist lang. Wir werden den ganzen Tag in der Höhle verbringen.«
»Hast du vor, durch die ganze Höhle zu gehen?«
»O ja. Bis ans Ende.«
»Dann sollten wir hier unser Lager aufschlagen, weil wir mindestens zwei Nächte bleiben«, schlug er vor.
»Es ist ja noch früh. Wenn wir das Lager aufgeschlagen haben, werde ich mich einmal umschauen, was hier so alles wächst«, verkündete Ayla. »Vielleicht finde ich etwas Gutes für unsere Abendmahlzeit.«
»Das wirst du bestimmt«, meinte Jondalar.
»Willst du mitkommen? Wir können alle zusammen gehen.«
»Nein. Ich habe an den Felswänden bereits Feuersteinknollen entdeckt, und ich bin mir sicher, dass es in der Höhle auch welche gibt«, erwiderte Jondalar. »Ich werde mit einer Fackel hineingehen und nachschauen.«
»Und du, Zelandoni?«, fragte Ayla.
»Ich glaube nicht. Ich möchte ein wenig über die Höhle meditieren, dann will ich die Fackeln und Lampen überprüfen und mir überlegen, wie viele wir brauchen werden. Und was wir sonst noch mitnehmen sollten.«
»Die Höhle sieht groß aus.« Ayla trat hinein, spähte in die Dunkelheit und sah zur Decke hinauf.
Jondalar folgte ihr. »Schau, da kommt noch eine Feuersteinknolle aus der Wand, direkt neben dem Eingang. Weiter drinnen sind bestimmt noch mehr.« Seiner Stimme war die Aufregung anzuhören. »Allerdings sind die Knollen zu schwer, um viele hinauszutragen.«
»Ist die Decke überall so hoch?«, fragte Ayla die Erste.
»Ja, mehr oder weniger, bis auf das letzte Stück. Das hier ist mehr als eine Höhle. Eher ein riesiger Hohlraum mit vielen großen Kammern und Tunneln. Es gibt sogar untere Ebenen, aber die müssen wir diesmal nicht erforschen. Höhlenbären haben sie im Winter benutzt, man kann sehen, wo sie sich an den Wänden gerieben und Kratzer hinterlassen haben«, antwortete die Frau.
»Ist sie groß genug für die Pferde?«, fragte Ayla. »Vielleicht mit einer Schleiftrage, um Jondalars Feuersteinknollen zu transportieren?«
»Ich glaube schon.«
»Wir müssen auf dem Hinweg Markierungen anbringen, damit wir wieder hinausfinden«, sagte Jondalar.
»Wolf kann uns bestimmt hinausführen, falls wir uns verlaufen.«
»Wird er denn mitkommen?«, fragte Zelandoni.
»Wenn ich ihn darum bitte«, erwiderte Ayla.
Das Gelände war offensichtlich schon vorher benutzt worden. Vor dem Eingang war der Boden teilweise eingeebnet, und es gab mehrere alte Feuerstellen. Sie wählten eine für sich aus, ergänzten die Begrenzung aber durch Steine von einer anderen und fertigten einen Bratspieß an, wozu sie gegabelte Äste zwischen Steinen festklemmten und grüne Zweige zum Aufspießen bereitlegten. Jondalar und Ayla schirrten die Pferde aus, nahmen ihnen die Halfter ab und führten sie zu einer offenen Wiese. Die Tiere würden auf sich selbst aufpassen und kommen, wenn sie nach ihnen pfiffen.
Dann stellten sie gemeinsam das Reisezelt auf. Es war größer als sonst und bestand aus zwei zusammengefügten Zelten. Sie hatten gedörrten Reiseproviant dabei, dazu ein paar gekochte Reste ihrer frühen Mahlzeit und hatten auch frisches Fleisch von einem Hirsch mitgebracht, den Solaban und Rushemar erlegt hatten. Aus den aneinandergelehnten und oben zusammengebundenen Stangen der Schleiftragen stellten Ayla und Jondalar eine Art hohen Dreifuß her, an den sie ihre in Rohleder verpackten Vorräte hängten, damit keine Tiere herankamen. Sie im Zelt zu lassen, hätte nur Raubtiere angelockt.
Sie sammelten
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