Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
hierherkommen, werde ich mich darauf freuen, dich im nächsten Jahr wiederzusehen.« Ayla streifte seine Wange mit der ihren und umarmte ihn.
Ihr wurde bewusst, dass die Aufmerksamkeit der Menge auf Winnies Schleiftrage gerichtet war. Die Zelandoni der Neunten Höhle ging darauf zu. Ayla konnte sich vorstellen, wie nervös sie war, doch sie zeigte es nicht. Die stattliche Frau bewegte sich mit einer Selbstsicherheit, als wäre es ein Kinderspiel. Jondalar blickte ihr lächelnd entgegen und streckte die Hand aus, um ihr auf den Sitz zu helfen. Ayla blieb bei Winnies Kopf, um die Stute zu beruhigen, sobald sie das zusätzliche Gewicht bemerkte. Die Frau trat auf das untere Querbrett und spürte, wie es nachgab, als sich die Stangen unter ihrem Gewicht bogen. Sie hielt Jondalars Hand als Stütze und zur Beruhigung fest, stieg weiter hinauf, drehte sich um und setzte sich. Jemand hatte ein sehr bequemes Polster für Sitz und Rückenlehne angefertigt, und sobald sie darauf saß, ging es ihr besser. Sie bemerkte die Armlehnen, an denen sie sich festhalten konnte, was sie zusätzlich beruhigte.
Nachdem Zelandoni untergebracht war, ging Jondalar zu Ayla und verschränkte beide Hände, auf die sie ihren Fuß stellen konnte. Er half ihr, mit Jonayla in der Tragedecke auf das Pferd zu steigen. Wenn sie das Kind trug, fiel es ihr schwer, in ihrer üblichen Weise aufzuspringen. Dann band er die an Graus Halfter befestigte lange Führleine an die Schleiftrage und stieg mit Leichtigkeit auf Renners Rücken.
Ayla ritt voran und führte sie vom Hauptlagerplatz des Sommertreffens. Obwohl sie einen Reiter zu tragen und die schwere Last auf der Schleiftrage zu ziehen hatte, dachte Winnie nicht daran, sich von ihrem Sohn überholen zu lassen. Sie war die Leitstute, und in einer Herde übernahm immer die Leitstute die Führung. Ayla lächelte zu Wolf hinunter, der neben ihr hertrabte.
Renner und Jondalar folgten ihnen. Der Mann hatte nichts dagegen, die Nachhut zu bilden. Das verschaffte ihm die Möglichkeit, ein Auge auf Ayla und das Kind zu haben, ganz zu schweigen von Zelandoni. Da die Erste rückwärts gewandt war, konnte er sie anlächeln und sich sogar mit ihr unterhalten, wenn er nahe genug herankam.
Die Donier winkte den Menschen auf dem Lagerplatz gelassen zu und schaute zu ihnen zurück, bis sie nicht mehr deutlich zu erkennen waren. Auch sie war froh, dass Jondalar hinter ihr war. Von einem Pferd gezogen zu werden, machte sie immer noch ein wenig nervös, und nur den Ort zu sehen, an dem sie gerade gewesen war, und die vorbeiziehende Landschaft zu betrachten, wurde nach einiger Zeit langweilig. Die Schleiftrage ruckelte ziemlich, wenn es über holprigen Boden ging, aber alles in allem war es gar nicht übel, so zu reisen, stellte sie fest.
Ayla hatte den Weg eingeschlagen, auf dem sie gekommen waren, bis sie an einen Bach gelangten, der aus dem Norden kam, in der Nähe einer Wegmarkierung, über die sie am Abend zuvor gesprochen hatten. Dort machte sie halt. Jondalar, der mit seinen langen Beinen mühelos von dem jungen Hengst steigen konnte, ging zu Ayla, um ihr beim Absteigen zu helfen, doch sie hatte ihr Bein bereits über den Hals der Stute geschwungen und rutschte herunter.
Die Pferde waren gedrungene Tiere, keine Ponys, aber Wildpferde waren von Natur aus nicht groß. Allerdings waren sie stämmig, robust und außerordentlich kräftig, hatten einen dicken Hals mit einer kurzen Mähne. Sie hatten harte Hufe, die über jeden Boden laufen konnten - scharfe Steine, harten Untergrund oder weichen Sand -, ohne Schutz zu benötigen. Ayla und Jondalar gingen zu Zelandoni, reichten ihr die Hände und halfen ihr vom Sitz herunter.
»So zu reisen ist nicht gerade mühsam«, meinte die Erste. »Trotzdem tut es gut, wieder auf den eigenen Füßen zu stehen und zu laufen.« Sie blickte sich um und nickte dann. »Von hier aus müssen wir noch ein Stück nach Norden. Es ist nicht weit, aber es geht bergauf, und der Aufstieg ist steil.«
Wolf war vorausgerannt, hatte schnüffelnd das Gelände erkundet, kam aber zurück, als sie anhielten. Er zeigte sich kurz, während sie Zelandoni wieder auf die Schleiftrage halfen und auf die Pferde stiegen. Sie überquerten den Bach und folgten ihm nach Norden, stromaufwärts am linken Ufer. Ayla bemerkte weitere eingeritzte Markierungen an den Bäumen. Jemand hatte diesen Pfad gekennzeichnet. Sie schaute sich eine der Markierungen genauer an und erkannte, dass man nur eine alte Markierung erneuert
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