Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
ziemlich gut, es wird nicht lange dauern«, erwiderte der Zelandoni und kerbte das Brett für den angespitzten Holzbohrer, den er zwischen den Händen drehen würde.
»Sie kann es schneller«, sagte Willamar grinsend.
»Du scheinst deiner Sache sehr sicher.« Der junge Zelandoni fühlte sich angestachelt. Er war ziemlich stolz auf seine Fähigkeit, Feuer zu machen, und nur wenigen gelang es schneller als ihm.
»Lass es dir doch einfach von ihr zeigen«, sagte Jonokol.
»Na gut.« Der junge Mann stand auf und trat zurück. »Nur zu.«
Ayla kniete sich neben die dunkle, kalte Feuerstelle und schaute auf. »Darf ich deinen Zunder und die Kienspäne benutzen, da sie schon dort liegen?«, fragte sie.
»Bitte«, erwiderte der Zelandoni.
Ayla häufte den trockenen Zunder auf und beugte sich darüber. Sie schlug den Eisenpyrit gegen den Feuerstein, und der junge Zelandoni glaubte im ersten Moment, einen Blitz zu sehen. Ayla schlug erneut und erzeugte diesmal einen großen Funken, der auf dem leicht entflammbaren Material landete, woraufhin ein wenig Rauch entstand, in den sie hineinblies. Im Nu flackerte ein Flämmchen auf, das sie mit weiterem Zunder fütterte, etwas größeren Teilen, Kienspänen, schließlich kleinen Holzstücken. Als das Feuer brannte, setzte sie sich auf die Fersen. Der junge Zelandoni stand mit offenem Mund da.
»So fängst du Fliegen«, bemerkte der Handelsmeister grinsend.
»Wie hast du das gemacht?«, fragte der junge Zelandoni.
»Mit einem Brennstein ist es nicht so schwer«, erwiderte Ayla. »Wenn du willst, kann ich es dir zeigen, bevor wir aufbrechen.«
Die Erste wartete ein wenig, bis sich die Aufregung um Aylas Vorführung wieder gelegt hatte, bevor sie das Wort ergriff. »Wir sollten die Lampen anzünden. Mir ist aufgefallen, dass du ein paar mitgebracht hast, sind hier auch noch welche gelagert?«
»Das hängt davon ab, wer zuletzt hier war«, erwiderte der junge Mann und nahm drei flache Schalen aus dem hiesigen Kalkstein aus seinem Tragegestell. »Aber ich verlasse mich lieber nicht darauf.« Er holte auch ein Päckchen aus Rohleder mit Dochtmaterial und ein ausgehöhltes Horn von einem jungen Auerochsen heraus, an dessen offenem Ende mehrere Schichten aus beinahe wasserdichtem Darm mit Sehnen befestigt waren. Das Horn war mit weichem Fett gefüllt. Der Zelandoni hatte auch ein paar Fackeln aus Blättern, Gräsern und anderen Pflanzen dabei, die man fest um einen Stock gebunden hatte, solange sie noch grün und biegsam waren, und die dann für kurze Zeit getrocknet und anschließend in erwärmtes Kiefernharz getaucht wurden.
»Ist die Höhle sehr groß?«, fragte Amelana. Tiefe Höhlen, vor allem, wenn sie schwer zugänglich waren, bereiteten ihr Unbehagen.
»Nein«, erwiderte der junge Zelandoni, »sie hat nur einen Hauptraum, in den ein Gang führt, einen kleineren Nebenraum zur Linken und einen weiteren Durchgang zur Rechten. Die heiligsten Bereiche sind im Hauptraum.«
Er füllte ein wenig Talg in die drei Steinlampen, setzte Pilzdochte ein, holte mit einem Zweig Feuer und zündete die Dochte an, sobald sie ein bisschen Brennstoff aufgesogen hatten. Auch eine Fackel zündete er an, packte dann alles andere wieder in sein Tragegestell und schulterte es. Mit hochgehaltener Fackel ging er voraus in die Höhle, einer der Jäger bildete die Nachhut, um sicherzugehen, dass niemand zurückblieb. Die Gruppe war groß, und wäre die Höhle nicht einigermaßen zugänglich gewesen, hätte die Erste nicht zugelassen, dass so viele gleichzeitig hineingingen.
Ayla war ganz vorn bei der Ersten, dahinter kam Jondalar. Sie schaute auf den Boden und bemerkte ein zerbrochenes Stück Feuerstein, nicht weit dahinter eine weitere Feuersteinklinge, die noch unversehrt schien, ließ aber beide liegen. Sobald sie die schmale Passage hinter sich hatten, öffnete sich die Höhle zu beiden Seiten.
»Linker Hand befindet sich nur ein beengter kleiner Tunnel«, sagte der junge Zelandoni. »Rechts geht es zum Nebengang. Wir gehen mehr oder weniger geradeaus.«
Er hielt die Fackel hoch, und Ayla schaute zurück. Nacheinander traten alle in den vergrößerten Raum. Die einzige Helligkeit ging von den drei Steinlampen und der Fackel aus. Während sie ihren Weg fortsetzten, bog der Gang vor ihnen etwas nach links und wieder nach rechts, führte im Wesentlichen aber geradeaus. Nach einer leichten Verbreiterung wurde er enger, und der Zelandoni blieb stehen. Er hielt die Fackel hoch an die linke Wand, und Aylas Blick fiel
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