Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
Weg.«
Gleichzeitig gab sie ihm den Befehl in den Handzeichen des
Clans.
Der Wolf rannte nach Norden los, schlug aber eine viel
östlichere Richtung ein als die, in der sie bisher geritten
waren. Wenn das, was er gewittert hatte, die vermisste
Gruppe war, dann war sie anscheinend von dem unregelmäßig markierten Pfad abgekommen oder aus einem anderen Grund ins östliche Hochland gewandert. Wolf bewegte
sich zielstrebig in dem für seine Art üblichen ausholenden
Schritt, die Pferde folgten ihm, Winnie voran. Sie waren
den ganzen Morgen unterwegs und noch über die Zeit hinaus, an der sie sonst für eine Mittagsmahlzeit angehalten
hätten.
Ayla glaubte einen leichten Brandgeruch wahrzunehmen,
dann rief Jondalar ihr zu: »Ayla, siehst du den Rauch vor
uns?«
Tatsächlich sah sie eine schwache Rauchfahne, die in der
Ferne aufstieg, und trieb Winnie an. Sie hielt Grau an der Führleine und warf einen Blick zurück auf ihre Tochter, um sich zu vergewissern, dass Jonayla sicher auf Grau saß. Das Mädchen lächelte seine Mutter aufgeregt an, ein Zeichen dafür, dass sie bereit war. Jonayla ritt ihr Pferd gern allein. Selbst wenn ihre Mutter oder Jondalar wollten, dass sie sich sicherheitshalber vor sie auf eines der Pferde setzte, weil der Weg uneben war oder damit sie sich ausruhen konnte und nicht so sehr festhalten musste, weigerte sich
das Kind, meistens jedoch vergeblich.
Als sie einen Lagerplatz und die Menschen dort sahen,
verlangsamten sie den Schritt. Sie wussten nicht, wer diese
Menschen waren. Auch andere könnten unterwegs sein,
und auf dem Rücken von Pferden auf einen Lagerplatz von
Fremden zu stürmen, könnte für alle unangenehme Folgen
haben.
A yla erblickte einen Mann mit blonden Haaren, der so groß war wie Jondalar. »Kimeran! Wir haben dich gesucht! Ich bin so froh, dass wir dich gefunden haben!« Aylas Erleichterung war ihr anzuhören.
»Ayla!«, rief Kimeran. »Bist du das wirklich?«
»Und wie habt ihr uns gefunden?«, fragte Jondecam.
»Woher wusstet ihr, wo ihr suchen musstet?«
»Wolf hat euch gefunden. Er hat einen guten Geruchs
sinn«, sagte Ayla.
»Wir sind zu Camoras Höhle gegangen in der Erwartung,
euch dort zu treffen, aber ihre Leute waren überrascht, uns
zu sehen«, erzählte Jondalar. »Alle waren besorgt, vor allem deine Schwester, Jondecam. Daher schlug ich vor, dass
wir auf dem Weg zurückreiten, den ihr vermutlich nehmen
würdet.«
»Wir haben den Pfad verlassen, um einen guten Lagerplatz zu finden, als die Kinder krank wurden«, sagte Levela.
»Die Kinder sind krank, sagst du?«, fragte Ayla. »Ja, und
Beladora auch«, erwiderte Kimeran. »Vielleicht solltet ihr nicht zu nahe kommen. Ginadela hat es als Erste erwischt. Sie war fiebrig heiß, dann war Levelas Sohn Jonlevan dran, und dann Beladora. Ich dachte, Gioneran käme darum herum, doch etwa zu der Zeit, als Ginadela von roten Flecken
übersät war, bekam er auch Fieber.«
»Wir wussten nicht, was wir für sie tun konnten, außer
ihnen Ruhe zu verschaffen, viel zu trinken geben und das
Fieber mit nassen Kompressen zu senken«, berichtete Levela.
»Ihr habt das Richtige getan«, sagte Ayla. »Ich habe so
etwas schon einmal gesehen. Beim Sommertreffen der
Mamutoi, als ich viel Zeit mit den Mamuti verbrachte. Eines der Lager traf mit mehreren Kranken ein, hauptsächlich
Kinder. Die Mamuti sorgten dafür, dass sie am Rande des
Lagerplatzes blieben, und stellten ein paar Wachen ab, die
alle anderen fernhalten sollten. Sie hatten Angst, dass sich
ein Großteil der Menschen beim Sommertreffen anstecken
würde.«
»Dann solltest du dafür sorgen, dass Jonayla nicht mit
den Kindern spielt«, riet ihr Levela. »Und auch ihr solltet
Abstand halten.«
»Haben sie denn noch Fieber?«, fragte Ayla.
»Nicht mehr viel, aber sie sind übersät mit roten Flecken.«
»Ich schaue sie mir an, doch wenn sie kein Fieber mehr
haben, ist es nicht mehr so schlimm. Die Mamutoi halten es
für eine Kinderkrankheit und meinen, es wäre besser, wenn
man sie als Kind bekommt. Junge Menschen erholen sich
schneller davon«, erklärte Ayla. »Bei Erwachsenen ist es
schlimmer.«
»Das gilt für Beladora. Ich glaube, sie war schlechter dran
als die Kinder. Sie fühlt sich noch immer sehr schwach«,
sagte Kimeran.
»Die Mamutoi haben mir gesagt, wenn man als Erwachsener daran erkranke, sei das Fieber heftiger und dauere länger an, und die Flecken verschwänden nicht so schnell.
Bringt mich doch einfach zu Beladora und den Kindern.« Ihr Zelt hatte zwei
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