Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
Erste auf einer solchen gesehen. Ihr
scheint es zu gefallen. Ich glaube, das hat der Idee ein wenig
von ihrem Schrecken genommen«, meinte Levela. »Warum
fragen wir sie nicht selbst?«
»Ich muss ohnehin meinen Sammelkorb holen«, sagte
Ayla.
»Ich hole meinen auch, und wir sollten Kimeran und Beladora Bescheid sagen, wohin wir gehen. Ich werde Jonlevan erzählen, dass wir etwas holen, damit es ihm besser
geht.«
»Er wird mitkommen wollen, vor allem, wenn er hört,
dass Jonayla da ist«, warnte Jondecam.
»Ich weiß, aber ich glaube nicht, dass es schon ratsam ist.
Was meinst du, Ayla?«
»Würde ich die Gegend etwas besser kennen, wäre es vielleicht in Ordnung, aber ich glaube, er sollte lieber dableiben.«
»Dann werde ich ihm das sagen.«
»Ich nehme Beladora. Winnie ist eher daran gewöhnt, eine Schleiftrage zu ziehen«, verkündete Ayla. Einige Tage
waren vergangen, seitdem sie die vermissten Familien gefunden hatten, doch Beladora war immer noch nicht vollständig genesen. Wenn sie sich zu sehr anstrengte, könnte
sie am Ende ein dauerhaftes Leiden davontragen, das den
Rest der Reise schwieriger gestalten würde, fürchtete Ayla.
Sie fügte nicht hinzu, dass sich Renner weniger eignete, die
Schleiftrage zu ziehen, weil er nicht so gefügig war. Selbst
Jondalar, der sehr gut mit ihm umgehen konnte, hatte
Probleme, wenn der Hengst ein wenig aufsässig wurde.
Grau war noch jung, Jonayla noch unerfahren, und wenn
Winnie die Schleiftrage hinter sich herzog, war es für Ayla
schwieriger, die Führleine zu halten, um ihrer Tochter zu helfen, das Pferd zu lenken. Sie war sich nicht sicher, ob sie
eine Schleiftrage für Grau anfertigen sollten.
Dennoch war da das große Zelt, das die anderen Reisenden für die Kranken aus ihren kleineren Reisezelten und ein
paar zusätzlichen Häuten errichtet hatten, und auf der dritten Schleiftrage konnten die Zeltpfosten und andere Gegenstände transportiert werden, die sie während ihres Aufenthalts angefertigt hatten und sonst liegen gelassen hätten. Den Kindern ging es wesentlich besser, aber sie ermüdeten noch schnell. Die Schleiftragen würden auch für
sie einen Platz bieten, um sich unterwegs auszuruhen, ohne
anhalten zu müssen. Ayla und Jondalar wollten so schnell
wie möglich zurück. Sie waren sicher, dass alle sich bereits
fragten, wo sie so lange blieben.
Am Abend vor dem geplanten Aufbruch packten sie so viel
wie möglich zusammen, damit sie schnell fortkamen. Ayla,
Jondalar, Jonayla und Wolf benutzten ihr eigenes Reisezelt.
Am Morgen nahmen sie rasch eine Mahlzeit aus den Resten
vom Vorabend zu sich und luden alles auf die Schleiftragen,
darunter auch ihre Tragegestelle, in denen sie für gewöhnlich ihre wichtigsten Utensilien verstauten - Zeltbahnen,
zusätzliche Kleidung und Nahrung. Obwohl die Erwachsenen gewohnt waren, die Gestelle selbst zu tragen, fiel es ihnen wesentlich leichter, ohne die schwere Last zu laufen.
Sie kamen gut voran und legten eine weitere Strecke zurück
als sonst, doch gegen Abend waren die meisten erschöpft. Während sie ihren letzten Abendtee tranken, schlugen
Kimeran und Jondecam vor, früh anzuhalten und auf die
Jagd zu gehen, damit sie Camoras Verwandten etwas mitbringen konnten. Ayla war beunruhigt. Bisher hatte das
Wetter mitgespielt. An dem Abend, an dem Ayla und Jondalar die anderen Reisenden gefunden hatten, war etwas
Regen gefallen. Danach klarte es auf, doch Ayla wusste
nicht, wie lange es so bleiben würde. Jondalar war sich bewusst, dass sie ein gutes Gespür für Wetterumschwünge hatte und für gewöhnlich wusste, wann Niederschläge be
vorstanden.
Regen wurde nicht direkt durch einen Geruch angekündigt, für Ayla war es ein besonderer Hauch in der Luft und
häufig ein Gefühl von Feuchtigkeit. In späteren Zeiten würden manche den vor dem Regen stärker wahrnehmbaren
Geruch des Ozons in der Atmosphäre als »frische Luft« bezeichnen, für andere hatte er eher etwas Metallisches. Ayla
konnte den Geruch nicht benennen und tat sich schwer, ihn
zu erklären, aber sie wusste es, und sie hatte vor kurzem
diesen Hinweis auf bevorstehenden Regen wahrgenommen.
Durch Schlamm und strömenden Regen zu stapfen war das
Letzte, was sie jetzt wollte.
Ayla wurde wach, als es noch dunkel war. Sie stand auf,
um den Nachtkorb zu benutzen, ging stattdessen aber nach
draußen. Die Holzkohle in der Feuerstelle vor dem Zelt
glühte noch und gab genug Licht ab, dass Ayla einen nicht
weit entfernten Busch erkennen konnte. Die Luft war
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