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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Jetzt hing der Riemen locker um Aylas Hals, und selbst im schwachen Licht der Feuerstellen, die in der Nähe brannten, sah man die leuchtend roten Male, die er hinterlassen hatte. Erst jetzt kamen Menschen in ihre Richtung gelaufen. Alles war so schnell gegangen. Mehrere Zelandonia, darunter auch die Erste, wollten Ayla zu Hilfe eilen, doch sie war damit beschäftigt, den Wolf zu beruhigen, und Jondalar wich nicht von ihrer Seite.
Die Menschen versammelten sich um den am Boden Liegenden. Plötzlich trat Aremina, die Frau, der er Gewalt angetan und deren Gefährten er umgebracht hatte, auf ihn ein. Auch die Frau, deren Tochter sie entführt und so übel misshandelt hatten, dass sie daran gestorben war, traktierte ihn mit Fußtritten. Ein Mann, den die Bande schlimm zugerichtet hatte, nachdem er hatte zusehen müssen, wie sie seine Gefährtin und seine junge Tochter missbrauchten, schlug Balderan ins Gesicht und brach seine Nase erneut. Balderans Kumpane versuchten zurückzuweichen, doch inzwischen waren auch sie umzingelt, und einer bekam einen Faustschlag ins Gesicht.
Nichts konnte die wütende Menge jetzt noch aufhalten. Alle, die den wüsten Umtrieben Balderans und seiner Männer zum Opfer gefallen waren, zahlten es ihnen heim. Die Menge hatte sich in eine rasende Meute verwandelt. Das war so schnell gegangen, dass zunächst niemand wusste, was zu tun war, doch dann schritten die Zelandonia ein, um den Wütenden Einhalt zu gebieten. Ayla schloss sich ihnen an und rief: »Hört auf! Hört sofort auf! Ihr benehmt euch wie Balderan.« Doch die Leute waren nicht mehr aufzuhalten. Ihre geballte Enttäuschung, das Gefühl des Unvermögens, der Demütigung und Machtlosigkeit brachen hervor.
Als die Menschen sich allmählich beruhigten und um sich schauten, lagen alle vier Männer blutüberströmt am Boden. Ayla beugte sich über Balderan, um ihn zu untersuchen; er war tot, ebenso wie zwei andere. Nur einer klammerte sich mit letzter Kraft ans Leben. Er war derjenige, der gefragt hatte, ob er Wiedergutmachung leisten könne. Der Wolf blieb bei Ayla und behielt alles genau im Blick, und sie sah ihm an, dass er nicht sicher war, was er tun sollte. Ayla setzte sich auf den Boden und legte ihm die Arme um den Hals.
Die Erste trat neben sie. »Mit so viel aufgestauter Wut bei den Menschen hatte ich ganz und gar nicht gerechnet. Ich hätte es besser wissen müssen.«
»Balderan hat es selbst verschuldet«, sagte Zelandoni die Erste. »Hätte er Ayla nicht angegriffen, hätte Jondalar ihn nicht geschlagen. Sobald er am Boden lag, konnten sich die Menschen, die unter ihm gelitten hatten, nicht mehr beherrschen. Sie wussten, dass er nicht unbesiegbar war. Ich nehme an, für den Schierling haben wir jetzt keine Verwendung mehr. Ich muss mich darum kümmern, dass er ordentlich entsorgt wird.«
Alle waren noch angespannt und überreizt. Die meisten brauchten eine Weile, um zu begreifen, was geschehen war. Diejenigen, die sich beteiligt hatten, überkamen unterschiedliche Empfindungen, manche schämten sich für das, was sie getan hatten, andere verspürten Erleichterung, Kummer, Erregung, ja sogar Freude, dass Balderan schließlich für seine Taten hatte büßen müssen.
Levela hatte Jonayla festgehalten, als Wolf aus dem Zelt stürzte und sie ihm folgen wollte. Ayla hatte etwas von Balderans Blut an sich, als sie zurückkam, was ihre Tochter in helle Aufregung versetzte. Sie versicherte Jonayla, dass es nicht ihr eigenes Blut war, sondern das eines Verletzten.
Am nächsten Morgen ging Jondalar zu den Zelandonia, die beide die Erste genannt wurden, um ihnen mitzuteilen, dass Ayla an dem Tag in ihrem Zelt bleiben und sich ausruhen wolle. Die Würgemale an ihrem Hals taten noch weh. Die hiesigen Zelandonia hatten sich beraten, wie sie den Menschen helfen könnten, ob sie eine weitere Versammlung einberufen oder warten sollten, bis die Leute zu ihnen kamen.
Als Jondalar zurückging, merkte er, dass man ihn beobachtete und dass über ihn geredet wurde, aber er scherte sich nicht darum. Männer bewunderten seine Stärke und seine schnelle Reaktionsfähigkeit. Die Frauen himmelten ihn einfach nur an. Einen solchen Mann zu haben, der so gut aussah, der so rasch seiner Gefährtin zu Hilfe eilte, welche Frau wollte so etwas nicht? Hätte er ihre Worte vernommen, dann hätten sie ihn ungerührt gelassen. Er wollte nur zu Ayla und sich vergewissern, dass es ihr gutging.
Doch kurz darauf drehte sich die Geschichte, die immer wieder erzählt

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