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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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weißt, wie man denkt, und das ist mehr, als viele von sich behaupten können«, sagte die Erste. »Ich hoffe, du lebst noch viele weitere Jahre, denn ich glaube, du hast viel mitzuteilen.«
Die drei Frauen der Zelandonia trafen sich am späten Nachmittag wieder auf dem Lagerplatz der Reisenden. Im großen Versammlungsbereich war zu viel Betrieb. Was als Treffen der benachbarten Zelandonia begonnen hatte, war zu einem nicht geplanten Sommertreffen angewachsen, und diejenigen, die Mahlzeiten kochten, hatten den überdachten Raum des Zelts übernommen. Auf dem Lagerplatz war sonst niemand, und Aylas Schlafzelt wurde als ruhiger Ort benutzt, um zu reden. Trotzdem sprachen sie leise.
»Soll der Schierling heute Abend gereicht werden, oder sollen wir bis morgen Abend warten?«, fragte die Erste.
»Ich glaube, es ist nicht nötig, zu warten. Wir sollten es so schnell wie möglich hinter uns bringen«, erwiderte Zelandoni die Erste. »Und der Wassersellerie muss gekocht werden, solange er frisch ist, obwohl er sich eine Weile hält. Ich habe eine Helferin, noch nicht ganz Gehilfin, aber eine Frau, die mir zur Hand geht. Ich werde sie bitten, die Schierlingswurzeln zu kochen.«
»Willst du ihr sagen, was es ist und was damit bezweckt wird?«, fragte die Erste.
»Natürlich. Für sie wäre es gefährlich, wenn sie nicht genau wüsste, was sie da kocht und aus welchem Grund.«
»Gibt es für mich noch etwas zu tun?«, fragte Ayla.
»Du hast deinen Teil beigetragen«, antwortete die Erste. »Schließlich hast du die Pflanzen gesammelt.«
»Dann werde ich mich auf die Suche nach Jondalar machen. Ich habe ihn den ganzen Tag nicht gesehen«, sagte Ayla. »Wann besichtigen wir die Heilige Stätte?«
»Ich glaube, am besten warten wir ein paar Tage, bis diese ganze Sache mit Balderan erledigt ist«, antwortete Zelandoni die Erste.
Balderan und seine Kumpane hatten Ayla, Jondalar und den Wolf genau im Auge behalten, wenn auch möglichst unauffällig. Es wurde dunkel, und die Abendmahlzeit stand kurz bevor. Sie galt nicht offiziell als Festmahl, aber es würde eine gemeinsame Mahlzeit sein, zu der alle etwas beitrugen, daher empfand man es als größere Feier.
Ayla und Jondalar wussten nicht genau, wo die Männer festgehalten wurden, das änderte sich, je nachdem, wer sie bewachte. Die beiden waren in ein Gespräch vertieft und stolperten fast über Balderan und seine Männer.
Balderan schaute sich rasch um und stellte fest, dass der Wolf nicht bei ihnen war. Die Männer, die sie bewachen sollten, waren anscheinend auch abgelenkt und passten nicht auf. »Los, jetzt!«, zischte er.
Plötzlich sprang Balderan vor, packte Ayla und schlang ihr im Nu den Lederriemen um den Hals. »Bleib, oder sie stirbt!«, rief Balderan und zog den Riemen fester. Keuchend rang Ayla nach Luft.
Die anderen Männer hatten sich mit Steinen bewaffnet, die sie drohend gegen Ayla oder mögliche Verfolger erhoben. Auf diesen Augenblick hatte Balderan gewartet. Er hatte sich zurechtgelegt, wie es gehen würde, und jetzt, da er die Frau in seiner Gewalt hatte, genoss er es. Er würde sie töten, vielleicht nicht auf der Stelle, aber es würde ihm gefallen. Er war sich sicher, wie der hochgewachsene »freundliche Riese« von Mann reagieren würde.
Doch Balderan wusste nicht, dass Jondalar sich diese Ruhe und das zurückhaltende Auftreten zu eigen gemacht hatte, weil er sich jederzeit zu beherrschen hatte. Er hatte schon einmal zugelassen, dass sein Temperament mit ihm durchging, und wusste, wozu er fähig war.
Jondalars erster Gedanke war, wie jemand es wagen konnte, Ayla etwas anzutun!
Im Nu, noch bevor auch nur einer der Männer daran dachte, sich in Bewegung zu setzen, war Jondalar mit zwei langen Schritten hinter Balderan. Er beugte sich vor, packte dessen Handgelenke, löste den Griff und brach ihm dabei fast beide Arme. Dann ließ er den einen Arm los, riss Balderan herum und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Er wollte noch einmal zuschlagen, doch der Mann sank benommen vornüber, Blut strömte aus seiner gebrochenen Nase.
Balderan hatte Jondalar vollkommen falsch eingeschätzt. Er war nicht nur ein hochgewachsener Mann, er war ein kräftiger Mann mit schnellen Reflexen, ein Mann, der sich manchmal anstrengen musste, einen feurigen Hengst unter Kontrolle zu halten, denn Renner war kein Haustier, sondern ein gefügig gemachtes Wildpferd.
Balderan hatte den Lederriemen, der ursprünglich zum Verschnüren seines Hemdes verwendet worden war, doppelt genommen.

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