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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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auch Neigung zeigte. Wie Dalanar war Jondalar als hervorragender Feuersteinschläger bekannt, denn das konnte er am besten. Joharran aber war mit Fragen der Führerschaft groß geworden und besaß einen natürlichen Hang dazu, Verantwortung zu übernehmen. Das wiederum konnte er am besten.
    Bei den Zelandonii gab es keinen formellen Ablauf für die Wahl eines Anführers, doch durch ihr enges Zusammenleben merkten die Menschen, wer am besten dafür geeignet war, ihnen zu helfen, einen Konflikt zu lösen oder ein Problem zu bewältigen. Und sie folgten eher jenen, die gut organisieren konnten.
    Wenn zum Beispiel mehrere Personen zusammen auf die Jagd gehen wollten, schlossen sie sich nicht unbedingt dem besten Jäger an, sondern demjenigen, der so zu führen verstand, dass die Jagd für alle am erfolgreichsten verlief. Oft, wenn auch nicht immer, war der beste Problemloser auch der beste Anführer. Manchmal arbeiteten drei oder vier zusammen, die für ihre besonderen Fachkenntnisse bekannt waren. Nach einer Weile wurde derjenige, der am besten Konflikte beilegte und Unternehmungen organisierte, als Anführer anerkannt, nicht auf irgendeine festgelegte Weise, sondern durch stillschweigendes Einvernehmen.

Wer die Anführerposition einnahm, gewann an Ansehen, führte aber aufgrund von Überzeugung und Einflussnahme und besaß die Macht, Zwang auszuüben. Bestimmte Regeln oder Gesetze, die einzuhalten waren, oder Mittel, sie durchzusetzen, gab es nicht, was die Führerschaft schwieriger machte, doch der Druck der Gruppen, die Vorschläge des Anführers der Höhle zu akzeptieren, war stark. Die spirituellen Anführer, die Zelandonia, verfügten über noch weniger tatsächliche Macht, aber vielleicht über mehr Überzeugungskraft; sie wurden allgemein respektiert und ein wenig gefürchtet. Ihren Kenntnissen des Unbekannten und ihrer Vertrautheit mit der furchterregenden Welt der Geister, die ein wichtiges Element im Leben der Gemeinschaft waren, wurde Respekt gezollt.
    Aylas Aufregung über das bevorstehende Sommertreffen verstärkte sich, je näher der Aufbruch rückte. Im vergangenen Jahr war ihr das nicht so aufgefallen, aber sie waren auch erst kurz vor der jährlichen Zusammenkunft der Zelandonii in Jondalars Heimat eingetroffen, und sie hatte Aufregung und Anspannung zur Genüge empfunden, als sie sein Volk kennenlernte und sich an deren Gepflogenheiten gewöhnen musste. Dieses Jahr hatte seit Beginn des Frühlings ihre Vorfreude stetig zugenommen, und Ayla wurde, genau wie alle anderen, von Tag zu Tag hektischer und ungeduldiger. Die Vorbereitungen für das Sommertreffen bedeuteten viel Arbeit, vor allem, da Ayla wusste, dass sie viel herumreisen und nicht die gesamte Zeit an einem Ort verbringen würden.
    Beim Sommertreffen kamen die Menschen nach der langen, kalten Jahreszeit zusammen, um ihre Verbindungen zu bekräftigen, Gefährten zu finden und Waren und Nachrichten auszutauschen. Das Gelände wurde zu einer Art Basislager, von dem Einzelne und kleine Gruppen zur gemeinsamen Jagd und Sammelausflügen aufbrachen, das Land erkundeten, um zu sehen, was sich verändert hatte, und weitere Höhlen aufsuchten, um Freunde, Verwandte und einige entferntere Nachbarn zu besuchen. Der Sommer war die Zeit des Umherziehens, sesshaft waren die Zelandonii nur im Winter.
    Ayla hatte Jonayla gestillt und frisch gewickelt und legte sie nun schlafen. Wolf hatte sich irgendwann davongemacht, wahrscheinlich um zu jagen oder herumzuschnüffeln. Sie hatte gerade ihr Reiseschlaffell ausgebreitet, um zu sehen, ob es geflickt werden musste, als sie ein Klopfen an dem Pfosten neben dem Vorhang hörte, der den Eingang zu ihrer Behausung verschloss. Da ihre Wohnstätte erst vor kurzem errichtet worden war, befand sie sich nahe der Rückwand des schützenden Felsüberhangs, aber näher am südwestlichen, flussabwärts gelegenen Ende des Wohnbereichs. Ayla erhob sich und zog den Vorhang beiseite. Davor stand die Erste.
    »Wie schön, dich zu sehen, Zelandoni«, sagte sie lächelnd. »Komm doch herein.«
Nachdem die Frau eingetreten war, nahm Ayla draußen Unruhe wahr und blickte zu dem Unterstand hinauf, den Jondalar und sie etwas weiter entfernt auf der freien Fläche für die Pferde errichtet hatten, falls das Wetter besonders schlecht war. Sie bemerkte, dass Winnie und Grau vom grasigen Ufer des Hauptflusses heraufgekommen waren.
»Ich wollte mir gerade Tee aufgießen, kann ich dir auch welchen machen?«
»Danke, sehr gerne«, sagte die

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