Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
du alles über die Verwendung von diesen Kräutern?«, fragte Zelandoni und hielt ihren Teebecher hoch.
»Kamille sorgt für Entspannung, und wenn man sie abends zu sich nimmt, kann sie beim Einschlafen helfen. Melisse ist beruhigend, vor allem, wenn man nervös und erschöpft ist. Sie ist auch gut gegen die Magenbeschwerden, die mit der Erschöpfung auftreten, und hilft ebenfalls beim Einschlafen. Sie hat einen angenehmen Geschmack, der gut zu Kamille passt. Lindenblüten helfen gegen Kopfschmerzen, besonders wenn man sich angespannt fühlt, und eignen sich zum Süßen.« Ayla dachte an Iza, die ihr ähnliche Fragen gestellt hatte, um zu prüfen, wie viel sich Ayla von dem ihr beigebrachten Wissen gemerkt hatte. Sie fragte sich, ob Zelandoni auch herauszufinden versuchte, wie viel Ayla wusste.
»Ja, dieser Tee kann als mildes Beruhigungsmittel verwendet werden, wenn er stark genug ist.«
»Ist jemand sehr reizbar, verängstigt und kann nicht schlafen, braucht man etwas Stärkeres. Dann kann man auch einen beruhigenden Aufguss aus Baldrianwurzeln verabreichen«, sagte Ayla.
»Vor allem abends, um Schlaf zu bringen, aber wenn auch der Magen verstimmt ist, könnte ein Tee aus den Blüten und Blättern des Eisenkrauts besser sein«, sagte die Erste.
»Ich habe Eisenkraut bei jemandem verwendet, der von einer langen Krankheit genesen musste, aber Schwangeren sollte es nicht gegeben werden. Es kann Wehen auslösen und sogar den Milchfluss.« Die beiden Frauen hielten inne, blickten sich an und lachten leise, dann sagte Ayla: »Ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich ich bin, jemanden zu haben, mit dem ich über Medizin und Heilen sprechen kann. Jemanden, der so viel weiß.«
»Ich glaube, du weißt genauso viel wie ich, in gewisser Weise sogar mehr, Ayla, und es ist eine Freude, mit dir darüber zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen. Ich freue mich auf viele Jahre solcher bereichernden Gespräche.« Zelandoni schaute sich um und deutete auf das am Boden ausgebreitete Schlaffell. »Du bist wohl gerade dabei, die Reise vorzubereiten.«
»Ich habe nur das Schlaffell überprüft, um zu sehen, ob es geflickt werden muss. Wir haben es schon länger nicht mehr benutzt«, erklärte Ayla. »Dieses Fell eignet sich gut für Reisen bei jedem Wetter.«
Das Schlaffell bestand aus mehreren zusammengenähten Häuten mit langem Ober- und Unterteil, passend für Jondalars Größe. Am Fußende waren sie zusammengefügt, und durch Löcher an den Seiten waren Riemen gezogen, die eng zusammengeschnürt, locker gelassen oder sogar entfernt werden konnten, wenn es sehr warm war. Dicke Felle an der Außenseite des Unterteils bildeten ein isolierendes Polster für den harten und oft kalten Boden. Man konnte Schlaffelle aus allen möglichen Fellen herstellen, doch am besten eigneten sich solche von Tieren, die bei kaltem Wetter erlegt wurden. Für dieses hatte Ayla das äußerst dichte Winterfell des Rentiers verwendet. Das Oberteil des Schlaffells bestand aus den leichteren Sommerfellen von Riesenhirschen. Diese Felle waren größer und mussten nur an wenigen Stellen gestückelt werden. Wenn die Temperaturen sanken, konnte ein zusätzliches Fell untergelegt werden, und falls es richtig kalt wurde, konnte man weitere Felle hineinlegen und die Seiten zuschnüren.
»Ich glaube, das wird dir gute Dienste leisten«, sagte Zelandoni, der die Vielseitigkeit des Schlaffells nicht entging. »Ich bin gekommen, um mit dir über das Sommertreffen zu sprechen, vielmehr über die Zeit nach den ersten Zeremonien. Ich wollte dir vorschlagen, entsprechende Reiseausrüstung und Vorräte mitzunehmen. In der Gegend gibt es ein paar heilige Stätten, die du sehen solltest. Später, in ein paar Jahren, möchte ich dir noch andere heilige Stätten zeigen und dich zu einigen Zelandonia mitnehmen, die noch weiter entfernt leben.«
Ayla lächelte. Ihr gefiel die Vorstellung, neue Gegenden kennenzulernen, solange sie nicht allzu weit entfernt lagen. Sie hatte genug von langen Reisen. Ihr fiel ein, dass sie gerade Winnie und Grau gesehen hatte, und ihr kam eine Idee, wie sie der Ersten das Reisen erleichtern konnte. »Wenn wir die Pferde nehmen, kommen wir viel schneller voran.«
Die Frau schüttelte den Kopf und nahm einen Schluck Tee. »Ich könnte niemals auf einen Pferderücken steigen.«
»Das brauchst du auch gar nicht. Du kannst auf der Schleiftrage hinter Winnie sitzen.« Ayla hatte darüber nachgedacht, wie sich die Schleiftrage umbauen ließe, damit
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