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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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korpulente Frau und ging zu einem Kalksteinblock mit einem großen Polster darauf, der eigens für sie als Sitz hereingebracht worden war. Er war stabil und bequem.
Geschäftig legte Ayla Kochsteine auf die heißen Holzkohlen, die sie in der Feuerstelle angefacht hatte, und fügte mehr Holz hinzu. Dann goss sie Wasser aus dem Wasserbeutel - dem gesäuberten Magen eines Auerochsen - in einen dicht geflochtenen Korb und gab ein paar zerbrochene Knochenstücke hinzu, die den Kochkorb vor den zischend heißen Kochsteinen schützten.
»Möchtest du einen bestimmten Tee?«, fragte sie.
»Ich habe keine besondere Vorliebe. Entscheide du, aber etwas Beruhigendes wäre gut«, erwiderte Zelandoni.
Der gepolsterte Steinblock war kurz nach ihrer Rückkehr vom Sommertreffen des letzten Jahres in der Behausung aufgetaucht. Die Erste hatte nicht darum gebeten, und sie war sich nicht sicher, ob es Aylas oder Jondalars Idee gewesen war, aber er war eindeutig für sie bestimmt, und das wusste sie zu schätzen. Zelandoni besaß zwei eigene Steinsitze, einen in ihrer Behausung und einen draußen, hinter dem gemeinschaftlichen Arbeitsbereich. Zusätzlich hatten Joharran und Provela ihr einen bequemen Sitzplatz in ihrer Wohnstätte eingerichtet. Obwohl sie sich noch auf den Boden setzen konnte, wenn es sein musste, fand sie es mit der Zeit immer schwerer, wieder hochzukommen. Sie war von der Großen Erdmutter zur Ersten erwählt worden, also musste sie wohl auch einen Grund dafür haben, die Erste von Jahr zu Jahr ihr ähnlicher werden zu lassen. Nicht jede Zelandoni, die Erste wurde, war füllig, aber sie wusste, dass es den meisten Menschen gefiel. Ihr gewaltiger Umfang verlieh ihr eine besondere Präsenz und Autorität. Etwas weniger Beweglichkeit war ein kleiner Preis dafür.
Mit einer Holzzange hob Ayla einen heißen Stein hoch. Die Zange war aus einem langen, dünnen Streifen Holz gefertigt, das direkt unter der Rinde eines lebenden Baumes wuchs, und diesen Streifen hatte man unten und oben abgeschnitten und über Dampf gebogen. Frisches geschnittenes Holz blieb länger geschmeidig, und damit der Baum nicht abstarb, entnahm man das Holz gemeinhin nur von einer Seite. Ayla klopfte den Kochstein gegen einen der Begrenzungssteine der Feuerstelle, um die Asche abzuschütteln, und ließ ihn dann in einer Dampfwolke ins Wasser fallen. Ein zweiter heißer Stein brachte das Wasser zum Brodeln, wenngleich es sich rasch wieder beruhigte. Die Knochenstücke sorgten dafür, dass die heißen Steine den Boden des Korbes nicht versengten, damit der aus Fasern bestehende Kochtopf länger hielt.
Ayla schaute ihren Vorrat an getrockneten und trocknenden Kräutern durch. Kamille wirkte immer beruhigend, war aber so gewöhnlich, und sie wollte etwas Ausgefalleneres. Ihr fiel eine Pflanze ins Auge, die sie erst vor kurzem gepflückt hatte, und sie lächelte in sich hinein. Die Melisse war noch nicht ganz getrocknet, doch das spielte keine Rolle, fand Ayla. Das Kraut eignete sich hervorragend für Tee. Ein bisschen davon der Kamille hinzugefügt, und dann noch ein paar Lindenblüten zum Süßen - das würde einen angenehm beruhigenden Aufguss ergeben. Sie warf die Kamillenblüten, die Melisse und die Lindenblüten ins Wasser, ließ sie ein wenig ziehen, schenkte zwei Becher ein und brachte einen der Donier.
Die Frau blies hinein, trank dann vorsichtig, legte den Kopf schief und versuchte den Geschmack zu bestimmen. »Kamille, natürlich, aber ... lass mich nachdenken. Melisse und vielleicht ein paar Lindenblüten?«, fragte sie.
Ayla lächelte. Wenn man ihr etwas Unbekanntes gab, machte sie es genauso und versuchte, die Zusammensetzung herauszuschmecken. Und natürlich kannte die Zelandoni die Bestandteile. »Ja«, bestätigte Ayla. »Ich hatte getrocknete Kamille und Lindenblüten, aber die Melisse habe ich erst vor ein paar Tagen gefunden. Ich bin froh, dass sie hier in der Nähe wächst.«
»Würdest du bei Gelegenheit auch für mich ein wenig Melisse sammeln? Wir könnten sie vielleicht beim Sommertreffen brauchen.«
»Ja, gerne. Ich weiß genau, wo sie wächst. Oben auf der Hochebene, in der Nähe des Fallenden Felsens.« Damit bezog sich Ayla auf die ungewöhnliche Felsformation, eine uralte Basaltsäule, die ihren Weg einst vom Grund des Urmeeres hinaufgefunden hatte und jetzt aus dem schneller erodierenden Boden so herausragte, dass man meinen konnte, sie stürze um, obwohl sie nach wie vor fest in die obere Felswand eingebettet war.
»Was weißt

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