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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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nehme Wolf mit und gehe wieder in die Höhle. Ich möchte sie unbedingt noch einmal besichtigen, bevor wir aufbrechen. Wer weiß, wie bald wir wieder hierherkommen, wenn überhaupt.«
    Sie nahm mehrere Fackeln und zwei Steinlampen mit, dazu einige Dochte und ein paar zugebundene Därme mit Talg, die sie in einen Beutel aus doppelter Lederschicht steckte. Sie überprüfte ihr Feuertäschchen, um sicherzugehen, dass sie passendes Material hatte - Brennstein und Feuerstein, Zunder, Anzündholz und ein paar größere Holzstücke. Sie füllte ihren Wasserbeutel und packte einen Becher für sich und eine Trinkschale für Wolf ein. Außerdem nahm sie ihr Messer und ein paar warme Kleidungsstücke mit, kümmerte sich jedoch nicht um Fußbekleidung. Sie war es gewohnt, barfuß zu laufen, und ihre Fußsohlen waren fast so hart wie Hufe.
    Sie pfiff nach Wolf und machte sich auf den Weg zur Höhle hinauf. Als sie den großen Eingang erreichte, warf sie einen Blick in die geschützte Nische. In der Feuerstelle brannte kein Feuer, und auch der Schlafbereich war leer. Die Wächterin war an diesem Tag nicht da. Für gewöhnlich benachrichtigte man sie, wenn jemand die Älteste Heilige Stätte besuchte, was durch Aylas kurzfristigen Entschluss unterblieben war.
Sie machte ein kleines Feuer in der Feuerstelle und zündete eine Fackel daran an. Sie bedeutete Wolf, mitzukommen, hielt die Fackel hoch und betrat die heilige Stätte. Wieder wurde ihr bewusst, wie groß die Höhle war und wie unübersichtlich die ersten Räume waren. Sie ging auf dem Weg hinein, den sie und ihre Begleiter am Tag zuvor genommen hatten, nach links und geradeaus in den riesigen Raum mit den Bärenkuhlen. Wolf hielt sich dicht an ihrer Seite.

Sie blieb auf der rechten Seite der Passage, denn sie wusste, dass bis auf den großen Raum zur Rechten, den sie auf dem Rückweg besichtigen wollte, nicht viel zu sehen war, sondern erst, wenn sie auf halbem Weg in der Höhle wäre. Sie hatte nicht vor, allzu lange zu bleiben und sich alles noch einmal anzusehen, nur bestimmte Dinge. Sie ging weiter in die Kammer mit den Bärenkuhlen und folgte der rechten Wand, bis sie an deren Ende in den nächsten Raum gelangte, in dem sie den dicken, scharfkantigen Fels suchte, der von der Decke hing.
    Er war so, wie sie es in Erinnerung hatte. Sie sah den Leoparden mit dem langen Schwanz und das Tier darüber. War es eine Hyäne oder ein Bär? Ja, die Form des Kopfes verlieh dem Tier das Aussehen eines Bären, die Schnauze aber war länger, und sowohl das Haarbüschel auf dem Kopf als auch ein Stück Mähne erinnerten eher an das raue Fell einer Hyäne. Kein anderer Bär in dieser Höhle hatte diese schlanken, langbeinigen Umrisse, man musste sich nur den Bären darüber anschauen! Ich weiß nicht, was der Künstler mit diesem Bild aussagen wollte, dachte Ayla, doch auf mich wirkt es wie eine Hyäne, auch wenn es die einzige Hyäne ist, die ich je in einer Höhle abgebildet gesehen habe. Aber einen Leoparden habe ich auch noch nie gesehen. Hier wurden ein Bär, eine Hyäne und ein Leopard gemalt, starke, gefährliche Tiere. Was wohl die wandernden Geschichtenerzähler zu dieser Szene sagen würden?
    Ayla ging an den nächsten Bildern vorbei, blieb aber nicht stehen: das, was sie für Insekten hielt, eine Reihe Nashörner, Löwen, ein Pferd, Mammut, Zeichen, Punkte, Handabdrücke. Sie lächelte über die rote Zeichnung des kleinen Bären, der den anderen Bären in dieser Höhle so ähnlich war, aber kleiner aussah. Ihr fiel ein, dass die Wächterin an dieser Stelle in der Höhle nach links abgebogen und dann an der rechten Wand entlang weitergegangen war. Im nächsten Bereich gab es Hinweise auf Höhlenbären, der Boden lag ungefähr eineinhalb Meter tiefer und führte in den nächsten Raum mit dem tiefen Loch in der Mitte.
    Hier waren alle Bilder oder Ritzzeichnungen weiß, da die weißen Oberflächen mit Vermiculit bedeckt waren, weichem, hellbraunem Ton. Unter den vielen weißen Ritzzeichnungen fiel ihr besonders das Nashorn auf, das aus einem Spalt in der Wand auftauchte. Sie blieb davor stehen. Warum zeichneten die Alten diese Tiere an die Höhlenwände?, fragte sie sich. Warum wollte Jonokol in dem Raum neben dem Eingang zu dieser Höhle die Zeichnung von zwei Pferden einritzen? Sein Geist war dabei nicht an einem anderen Ort wie die Geister der Zelandonia, die den Tee in der heiligen Stätte der Siebten Höhle der Südland-Zelandonii getrunken hatten. Die Künstler wären dann

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