Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
Muschelsammler hergestellt hatte, und ein paar andere Sachen, von denen er nicht allen erzählte.
Sobald sie ihren Handel abgeschlossen hatten, traten sie die Rückreise an. Sie kamen schneller voran als auf der Hinreise. Zum einen kannten sie den Weg, zum anderen hielten sie nicht an, um heilige Stätten zu besichtigen. Außerdem drängte sie das umschlagende Wetter. Sie waren gut mit Vorräten ausgestattet und mussten daher nicht so oft auf die Jagd gehen. Allerdings besuchten sie Camora noch einmal. Sie war sehr enttäuscht, als sie erfuhr, dass Kimeran seine Pläne geändert hatte und bei den Leuten seiner Gefährtin bleiben wollte. Sie und Jondecam sprachen von ihm, als wäre er ein für alle Mal fort, bis die Erste ihnen ins Gedächtnis rief, dass er vorhatte, zurückzukehren.
Sie mussten erneut warten, als sie den Großen Fluss erreichten, weil ein Sturm die Überquerung verhinderte. Bis er sich gelegt hatte, waren sie in großer Sorge, denn sie wollten nicht für eine ganze Jahreszeit auf der falschen Seite des Flusses stranden. Schließlich klarte es auf, und sie schafften die Überquerung, obwohl das Wasser noch unruhig war. Sobald sie den Hauptfluss erreicht hatten, konnten sie es kaum erwarten. Sie mussten stromaufwärts zu Fuß gehen, weil ihnen keine Flöße zur Verfügung standen. Ohnehin wäre es zu anstrengend gewesen, gegen den Strom zu paddeln.
Als sie schließlich den riesigen Abri der Neunten Höhle erblickten, wären sie beinahe losgelaufen, doch das war nicht nötig. Späher hatten nach ihnen Ausschau halten sollen, und ein Signalfeuer wurde angezündet, als man sie entdeckte. Fast die gesamte Gemeinschaft der Höhle kam ihnen entgegen, um sie zu Hause willkommen zu heißen.
A yla stieg die Felswand über den steilen Pfad hinauf. In einem Gestell an einem Stirnriemen trug sie eine Ladung Holz. Sie stellte es neben der verwitterten Basaltsäule ab, die in einem gefährlichen Winkel aus dem Kalkstein zu wachsen schien. Dann betrachtete sie das Panorama, das sich ihr darbot. Bei ihrem Anblick ging ihr noch immer das Herz über, obwohl sie es so oft gesehen hatte im vergangenen Jahr, als sie den Auf- und Untergang von Sonne und Mond aufgezeichnet hatte. Sie betrachtete die mäandernden Kurven, denen der Hauptfluss auf seinem Weg von Norden nach Süden folgte. Dunkle Wolken schmiegten sich um die Berggipfel jenseits des Flusses im Osten und verhüllten ihre kantigen Konturen. Wahrscheinlich würden sie am nächsten Tag in der Morgendämmerung klarer zu erkennen sein; dann musste Ayla beobachten, wo die Sonne aufging, und die Position mit der vom Vortag vergleichen.
Sie drehte sich um. Die blendende Sonne wanderte dem Horizont entgegen, bald würde sie untergehen, die wenigen weißen Federwölkchen waren von unten rosa angehaucht und verhießen eine prachtvolle Färbung des ganzen Himmels. Aylas Blick schweifte weiter zum Horizont. Fast tat es ihr leid, dass nach Westen freie Sicht herrschte. Heute Nacht würde sie keine Ausrede haben, nicht hier heraufzukommen, dachte sie, als sie sich auf den Rückweg zur Neunten Höhle machte.
Ihr Wohnplatz unter dem schützenden Kalkstein-Überhang war kalt und verlassen. Ayla vermutete, dass Jondalar und Jonayla zur Abendmahlzeit zu Proleva oder auch zu Marthona gegangen waren. Sie wollte schon nach ihnen suchen, aber wenn sie ohnehin später wegmusste, hatte es eigentlich keinen Sinn.
Neben der erkalteten Feuerstelle fand sie Zunder, einen Feuerstein und einen Brennstein und entzündete ein Feuer. Sobald es gut brannte, legte sie einige Kochsteine hinein und überprüfte den zu ihrer Freude gefüllten Wasserbeutel. Um Tee zu machen, goss sie etwas Wasser in eine hölzerne Kochschale, dann suchte sie im Kochbereich umher und fand etwas Suppe in einem dicht geflochtenen Korb, der rundum mit Flussschlamm bestrichen war, damit er noch wasserdichter wurde. Diese Technik verwendeten die meisten Frauen erst seit einigen Jahren. Mit einer aus dem Horn eines Steinbocks geschnitzten Kelle schöpfte Ayla etwas vom Bodensatz aus dem Korb, pickte ein paar Fleischbrocken und eine ziemlich weiche Wurzel heraus, schob den Korb näher ans Feuer und legte mit einer Bugholzzange heiße Kohlen darum.
Sie schob ein paar Holzstücke nach, ließ sich im Schneidersitz auf einem Kissen nieder und wartete, dass die Steine heiß wurden. Müde schloss sie die Augen. Das vergangene Jahr war besonders anstrengend gewesen, weil sie nachts so oft hatte wach sein müssen. Fast wäre sie
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