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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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zu beobachten. Ich brauche nachts nicht mehr aufzubleiben, meine Ausbildung ist zu Ende. Ich bin berufen worden. Ich bin eine Zelandoni! Und das muss ich den anderen Zelandonia sagen. Die Mutter hat mich nicht nur berufen, sie hat mir eine große Gabe geschenkt. Eine Gabe, die ich mit allen teilen muss. Ich muss gehen, um allen Zelandonii von der wunderbaren neuen Gabe der Mutter zu berichten. Und um es Jondalar zu erzählen, damit wir vielleicht noch ein Kind beginnen.
    S chnell stand Ayla vom Felsen auf, schlüpfte in ihre saubere Kleidung, sammelte die verschmutzte ein sowie das Stück Hirschleder zum Abtrocknen, pfiff nach Wolf und ging mit eiligen Schritten zurück. Als sie zum Vorplatz des Abris hinaufstieg, dachte sie daran, wie sie zum ersten Mal hier mit Jondalar schwimmen war und Marona und deren Freundinnen ihr für ihr erstes Fest ein neues Gewand anboten.
    Den anderen Frauen, die an dem Streich beteiligt gewesen waren, begegnete Ayla mittlerweile mehr oder minder nachsichtig, doch ihre Abneigung gegen Marona hatte sie nie überwunden, sie ging ihr wenn möglich aus dem Weg. Das beruhte durchaus auf Gegenseitigkeit. Marona hatte sich nie darum bemüht, sich mit der Frau auszusöhnen, die Jondalar von seiner Großen Reise mitgebracht hatte. In dem Sommer, in dem Ayla und Jondalar den Knoten geknüpft hatten, war sie eine zweite Verbindung eingegangen, allerdings erst bei den späten Hochzeitsriten, und vor kurzem ein drittes Mal. Aber auch diese letzte Verbindung hatte ihr offenbar kein Glück beschert, Marona war vor rund einem Jahr in die Neunte Höhle zurückgekehrt, um bei einer Kusine zu leben. Trotz all ihrer Gefährten hatte sie nie ein Kind bekommen.
    Ayla konnte die Frau nicht ausstehen und wusste nicht, weshalb sie gerade jetzt an sie dachte. Sie schüttelte alle Gedanken an Marona ab und konzentrierte sich auf Jondalar. Ich bin so froh, dass ich endlich zum Sommertreffen reisen kann, dachte sie. Ich kann auf Winnie hinreiten, dann dauert es nicht so lange, gerade einen Tag, wenn ich unterwegs nicht haltmache.
    Das Sommertreffen fand in diesem Jahr rund dreißig Kilometer weiter nördlich am Hauptfluss statt, ihrem Lieblingsort für dieses Treffen. Dort hatte das erste ZelandoniiSommertreffen stattgefunden, an dem sie je teilgenommen hatte und bei dem sie und Jondalar sich verbunden hatten.
    Voll Eifer lief die junge Frau in ihre Wohnstätte und machte sich daran, ihre Kleider und Habseligkeiten zu sichten. Freudig summte sie in ihrer üblichen monotonen Art vor sich hin, als Marthona dazukam.
    »Du bist ja plötzlich ganz aufgeregt«, sagte die ältere
    Frau.
»Ich reise zum Sommertreffen. Ich muss den Himmel
nicht mehr beobachten. Meine Ausbildung ist beendet. Es
gibt keinen Grund, meine Abreise länger aufzuschieben«,
sagte Ayla.
»Bist du sicher, dass du schon wieder genug bei Kräften
bist?« In Marthonas Stimme schwang leises Bedauern mit. »Du hast mich gut gepflegt. Es geht mir sehr gut, und ich
möchte unbedingt zu Jondalar und Jonayla.«
»Sie fehlen mir auch, aber es ist ein weiter Weg. Willst du
wirklich allein reisen? Vielleicht möchtest du lieber warten,
bis die nächsten Jäger kommen, um Forason und Lorigan
abzulösen, dann könntest du mit den beiden aufbrechen«,
schlug Marthona vor.
»Ich reite auf Winnie. Mit ihr komme ich schnell voran.
Dann brauche ich nur einen, höchstens zwei Tage.« »Ja, das stimmt natürlich. Ich hatte vergessen, dass du
dein Pferd mitnimmst, und Wolf auch.«
Ayla vernahm die Enttäuschung in ihrer Stimme und
wurde sich bewusst, wie gern die ältere Frau mitkommen
würde. Doch Marthonas Zustand bereitete ihr immer noch Sorge. »Wie fühlst du dich? Wenn es dir nicht gutgeht, will
ich nicht fort.«
»Nein, meinetwegen sollst du nicht hierbleiben«, sagte
Marthona. »Es geht mir sehr viel besser. Wenn es mir so
gutgegangen wäre, als die anderen aufbrachen, wäre ich
vielleicht mitgereist.«
»Warum kommst du nicht mit mir mit? Du könntest auf
Winnies Rücken sitzen. Dann dauert es etwas länger, aber
nicht mehr als einen Tag zusätzlich«, schlug Ayla vor. »Nein. Ich mag das Pferd ganz gern, aber auf seinem Rü
cken sitzen möchte ich nicht. Um ehrlich zu sein, habe ich
ein wenig Angst davor. Doch du hast Recht, du musst gehen. Du musst Zelandoni sagen, dass du berufen worden
bist. Denk nur an die Aufregung, die das auslösen wird.« »Der Sommer dauert nicht mehr lange. Bald werden alle
zurückkommen«, versuchte Ayla die ältere Frau über

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